Wenn am Smartphone und am Tablet Blut klebt

Wenn am Smartphone und am Tablet Blut klebt

Mit einer Verteilaktion an fünf Schweizer Bahnhöfen wurde heute das erste Ethik-Rating von Elektronik-Geräten unter die Schweizer Bevölkerung gebracht. (Foto: Fastenopfer)

Bern – Missachtung von Arbeitsrechten und Umweltverschmutzung: Die Herstellung von Handys und Computer ist sehr problematisch. Das belegen Fastenopfer und Brot für alle mit dem ersten Rating der Marken nach ethischen und ökologischen Kriterien. Zugleich zeigen sich beträchtliche Unterschiede zwischen den Marken.

«Wie viel Blut klebt an unseren Smartphones, Tablet und Computern?» Eine Antwort auf die provokative Frage geben Brot für alle und Fastenopfer mit ihrem Hightech-Rating. Sie haben die zehn wichtigsten Marken in der Schweiz untersucht. Das Resultat: Mehrheitlich sind die Konzerne daran, ihr Verhalten zu ändern und die Herstellungsbedingungen zu verbessern. Besonders dem Umweltschutz wird mehr Beachtung geschenkt. Bei den Arbeitsbedingungen in den Fabriken muss hingegen noch Vieles besser werden. Das gilt besonders beim Gesundheitsschutz, der Bezahlung existenzsichernder Grundlöhne und der Arbeitsrechte.

HP und Nokia auf gutem Weg – Verhalten von Asus und HTC «inakzeptabel»
Die Konzerne verhalten sich aber sehr unterschiedlich. Das Alphabet des guten Einkaufs lautet: Auf gutem Weg sind HP und Nokia, mittelmässig fällt das Urteil für Apple und Dell aus, ungenügend ist das Urteil für Acer, Lenovo, Samsung, Sony und inakzeptabel verhalten sich Asus und HTC. Fastenopfer und Brot für alle verlangen von den Herstellern, dass sie ihre Verantwortung entlang der ganzen Lieferketten wahrzunehmen. Kampagnenleiterin Daniela Renaud: «Wir fordern von den Konzernen, bei ihren Zulieferern bei den Arbeitsbedingungen und beim Umweltschutz Verbesserungen durchzusetzen.»

Ausbeutung im Kongo und in China
Am Anfang vieler Handys und Computer steht der Abbau von Mineralien in der Demokratischen Republik Kongo. Doch dieser führt zu Vertreibungen, Umweltzerstörung und kriegerischen Konflikten. Der Reichtum an Bodenschätzen bezeichnet Bischof Fridolin Ambongo Besungu, Präsident der Bischofskommission für natürliche Ressourcen, zugleich als einen Fluch für sein Land: «Der Bergbau trägt wenig zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in den Bergbaugebieten bei.»

Ausbeutung und Verletzung von Arbeitsrechten gehören in den Elektronikfabriken in Fernost zum Alltag: 14 Stunden Arbeit am Tag zu einem Lohn, der zum Leben nicht reicht. Kwan Liang hat vor Ort für die Organisation Sacom aus Hongkong untersucht. Ihr Fazit: «Um Lagerkosten zu sparen, bestellen die Konzerne extrem kurzfristig. Den Druck geben die Zulieferunternehmen an ihre Beschäftigten weiter: Bis zu 50 Überstunden pro Woche müssen sie leisten, um die Lieferfristen einzuhalten. Dabei erlaubt das Gesetz nur 36 Stunden pro Monat. Doch viele haben keine Wahl, denn die Grundlöhne genügen nicht zum Leben.»

Einkaufshilfe für Private und Staat
Das Rating der grossen Elektronikhersteller gibt den Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz wie auch öffentlichen Beschaffern eine wichtige Orientierungshilfe. Das Rating ist für Fastenopfer und Brot für alle aber lediglich ein erster Schritt für einen verantwortungsvollen Konsum. Gerade für die öffentliche Beschaffung fordert Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo denn auch verbindliche Vorgaben durch den Gesetzgeber: «Im Gesetz muss verankert werden, dass beim Kauf von Gütern und Dienstleistungen nicht nur der Preis, sondern auch ökologische und soziale Kriterien bewertet und kontrolliert werden.» (Fastenopfer/mc/pg)

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