Hans Hess (Präsident Swissmem) zum Freihandelsabkommen mit den USA

Hans Hess (Präsident Swissmem) zum Freihandelsabkommen mit den USA

Hans Hess, Präsident Swissmem.

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Die Entwicklungen innerhalb der EU und die Gestaltung neuer grosser Freihandelsräume (zum Beispiel TTIP) finden aktuell ohne direkte Mitwirkung der Schweiz statt. Welche politischen Massnahmen sind vordringlich, damit die export-orientierte Industrie den Zugang zu den wichtigsten Märkten nicht verliert?

Hans Hess: Gut 11% der Exporte der Maschinen-, Elektro- & Metallindustrie (MEM) gehen heute in die USA. Das Wachstum dieser Exporte war in den vergangenen Jahren stabil. Wir sind überzeugt, dass sich der Export der MEM-Industrie in die USA in den nächsten 10 Jahren weiter sehr positiv entwickeln wird. Noch wichtiger für die MEM-Industrie ist aber die wirtschaftliche Entwicklung in Europa, weil wir heute rund 60% unseres Exportes an Kunden in der EU liefern können. Allein das Land Baden-Württemberg nimmt 11% unseres Exports ab und ist damit mengenmässig genau so wichtig wie die ganze USA.

«Es muss ein Weg gefunden werden, dass wir nicht nur Zuschauer sondern Mitgestalter werden, notfalls in einer parallelen Verhandlung der Schweiz mit den USA.» Hans Hess, Präsident Swissmem

Falls das Freihandelsabkommen der EU mit den USA (TTIP) zustande kommt, kann es sich die Schweizer Wirtschaft nicht leisten, abseits zu stehen. Und wir können es uns auch nicht leisten, die enge Vernetzung mit der Wirtschaft der EU in Form der Bilateralen Verträge zu verlieren. Deshalb fordert Swissmem den Bundesrat, das SECO und die Verwaltung auf, alles daran zu setzen, um den einfachen und geregelten Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu erhalten. Im Weiteren sind die Aktivitäten rasch zu intensivieren, dass die Schweiz an das TTIP zwischen EU und USA „andocken“ kann, um hier nicht diskriminiert zu werden. Es muss ein Weg gefunden werden, dass wir nicht nur Zuschauer sondern Mitgestalter werden, notfalls in einer parallelen Verhandlung der Schweiz mit den USA. Hierzu braucht es allerdings klare Zeichen, dass wir uns im Bereich der Landwirtschaft öffnen wollen.

«Es braucht klare Zeichen, dass wir uns im Bereich der Landwirtschaft öffnen wollen.»

Viele unserer industriellen KMU haben in den letzten Jahrzehnten lernen müssen, dass sie nur überleben können, wenn sie sich auf Spezialitäten konzentrieren, die andere nicht in gleicher Qualität anbieten können. Und viele sind mit dieser Spezialitäten- und Nischenstrategie heute trotz globaler Konkurrenz sehr erfolgreich. Ich möchte den tollen und kreativen Landwirtschaftsbetrieben in unserem Land Mut machen, den gleichen Weg zu gehen und aus der Schweiz heraus die internationalen Märkte, insbesondere auch denjenigen in den USA, mit Spezialitäten-Produkten zu erschliessen. Das wäre eine echte Chance für die Schweizer Landwirtschaft.

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