Baumeister lassen Lohnverhandlungen mit Gewerkschaften platzen

Baumeister lassen Lohnverhandlungen mit Gewerkschaften platzen
(Foto: Jürgen Fälchle - Fotolia.com)

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Bern – Im Baugewerbe stehen die Zeichen wieder einmal auf Sturm: Die Baumeister werden vorerst nicht mit den Gewerkschaften über die Löhne für das kommende Jahr verhandeln. Der Zentralvorstand habe sich einstimmig entschieden, auf Lohnverhandlungen mit der Unia und der Syna zu verzichten, sagte der Vizedirektor des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV), Martin Senn, am Donnerstag der Nachrichtenagentur sda.

Die Baumeister werfen der Unia vor, den so genannten paritätischen Vollzug zu missbrauchen. Die Unia-Sektion Schaffhausen-Zürich biete Bauunternehmen eine Risikoanalyse an, mit der Subunternehmen beurteilt werden könnten, sagte Senn.

Dabei verwende sie Informationen aus den Paritätischen Kommissionen – also den aus Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammengesetzten Kommissionen, welche die Einhaltung von Gesamtarbeitsverträgen überwachen. Aus Sicht der Baumeister ist dies ein Missbrauch, weil die Informationen vertraulich seien, erklärte Senn.

Der SBV hat gemeinsam mit 15 anderen Organisationen des Baugewerbes die Unia per Brief aufgefordert, diese Fachstelle Risikoanalyse einzustellen.

Unia fordert Rückkehr an Verhandlungstisch
Die Gewerkschaft Unia forderte die Baumeister am Donnerstag erneut zum Verhandeln auf. Das Verhalten der Arbeitgeber sei unverständlich und respektlos gegenüber allen Bauarbeitern, sagte der Leiter des Sektors Bau der Unia, Nico Lutz, der sda. «Die Baumeister sind aufgrund des Landesmantelvertrags vertraglich verpflichtet, Lohnverhandlungen zu führen.»

Die Kritik der Baumeister an der von der Unia-Sektion angebotenen Risikoanalyse können die Gewerkschaften nicht nachvollziehen. Informationen über ein Unternehmen könnten nur mit dessen Einwilligung bei einer Paritätischen Kommission eingeholt werden, sagte der Unia-Vertreter. «Das ist nur ein Vorwand der Baumeister, um nicht verhandeln zu müssen.»

Die Unia und die Syna wollten gemeinsam mit den Baumeistern ein Branchenregister entwickeln, welches aufzeigt, ob sich Unternehmen an das Arbeitsrecht halten. Die Baumeister hätten sich aber aus der gemeinsamen Arbeitsgruppe mit den Gewerkschaften für das Branchenregister zurückgezogen, betonte Lutz – obwohl Generalunternehmer auf diese Dienstleistung angewiesen wären.

Lohnerhöhung von 150 Franken «mehr als vernünftig»
Die Unia wollte an den Verhandlungen mit den Baumeistern eine Lohnerhöhung von 150 CHF für alle Bauarbeiter erreichen. Die Gewerkschaft bezeichnete diese Lohnforderung angesichts der guten wirtschaftlichen Lage im Bausektor als «mehr als vernünftig».

In diesem Jahr stieg die Lohnsumme im Bausektor aufgrund einer Einigung der beiden Verhandlungsseiten um 0,8 Prozent. Die Baumeister und die Gewerkschaften stehen immer wieder im Konflikt: Die Einigung über den aktuellen Landesmantelvertrag kam nur nach einem langen Schlagabtausch im März 2012 zu Stande. Vorübergehend hatte im Baugewerbe ein vertragsloser Zustand bestanden. (awpo/mc/ps)

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