Allianz-Studie: Verkehrsunfälle sind Todesursache Nr. 1 für junge Menschen

Allianz-Studie: Verkehrsunfälle sind Todesursache Nr. 1 für junge Menschen

Junge Menschen verursachen gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung auch in der Schweiz die meisten Verkehrsunfälle. (Foto: Allianz Suisse)

Wallisellen – Junge Autolenker zwischen 18 und 24 Jahren verursachen die meisten Verkehrsunfälle und sind selbst auch am meisten gefährdet. Das ist das Ergebnis der Studie «Jung und urban – Sicherheit und Mobilität 18 bis 24-Jähriger im motorisierten Strassenverkehr», welche das Allianz Zentrum für Technik (AZT) in der Schweiz, Deutschland und Österreich (DACH-Länder) durchgeführt hat.

Eine gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Getöteten im Strassenverkehr ist in den zurückliegenden Jahrzehnten mit wenigen Ausnahmen in allen Altersgruppen stetig gesunken – und das trotz eines deutlichen Anstiegs des Verkehrsaufkommens und der damit verbundenen Gesamtanzahl der Unfälle. Massnahmen wie verbesserte Sicherheitsausstattungen der Fahrzeuge oder intensive Aufklärungsarbeit tragen also Früchte. Aber: trotz dieser positiven Entwicklung sind vor allem junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren am meisten gefährdet – und gefährden gleichzeitig auch am häufigsten andere Verkehrsteilnehmer. Das gilt sowohl für die Schweiz als auch für Deutschland und Österreich. Mit Blick auf die gesamte Region Europa ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, sogar ungleich höher als beispielsweise durch Gewaltdelikte, Drogen oder schwere Krankheiten.

Fast 30 Prozent der in schwere Unfälle mit Personenschäden verwickelte Fahrzeuglenker stammen aus dieser Altersgruppe, wie eine Allianz-Analyse ergab. «Das deckt sich mit unseren Beobachtungen als Schweizer Versicherungsunternehmen», bestätigt Thomas Lanfermann, Leiter Motorfahrzeugversicherungen der Allianz Suisse. Überproportional ist auch die Anzahl der Verkehrstoten, die für 18 bis 24-Jährige laut AZT-Studie EU-weit bei rund 15 Prozent liegt, obwohl ihr Anteil an den Führerscheininhabern durchschnittlich nur etwa 8 Prozent ausmacht. In anderen Worten: Junge Menschen sind doppelt so stark gefährdet wie andere Altersgruppen. In der Schweiz ist diese Altersgruppe etwas sicherer unterwegs, ihr Anteil an allen Verkehrstoten beträgt zur Zeit rund 11 Prozent. Aber auch hierzulande gilt: Die Mehrzahl der jungen Verkehrsteilnehmer ist als Lenker eines Motorfahrzeugs gefährdet, knapp 90 Prozent der getöteten 18 bis 24-Jährigen starb 2012 als Auto- (47 Prozent) oder Motorradfahrer (42 Prozent).

Nacht, Alkohol und riskante Fahrmanöver
Dabei wiederholt sich ein immer wiederkehrendes Muster, wie eine Auswertung der Grossschadendatenbank des AZT, die Unfälle mit einer Schadenhöhe von über einer Million Euro (Haftpflichtschäden) genauer unter die Lupe genommen hat, zeigt: Fast die Hälfte der jungen Automobilisten verunfallt nachts (48 Prozent ggü. 31 Prozent bei den über 24-Jährigen) und in der Schweiz zu mehr als 70 Prozent ausserorts. Und gerade bei den 21 bis 24-Jährigen, die an schweren Unfällen beteiligt sind, ist dabei sehr viel häufiger Alkohol im Spiel (18 Prozent) als bei der Altersgruppe der 25 bis 64-Jährigen (8 Prozent). Zudem sind sie in der Regel männlich. «Alkoholkonsum und die höhere Risikobereitschaft bei jungen Menschen sind die Hauptursachen für die hohen Unfallzahlen. Das seit diesem Jahr geltende dreijährige Alkoholverbot für Neulenker in der Schweiz zeigt schon in die richtige Richtung. Aber angesichts dieser Zahlen sollte darüber nachgedacht werden, dieses Verbot zeitlich sogar weiter auszudehnen», meint Lanfermann.

Die Allianz-Studie zeigt auch, dass die jungen Menschen durchaus realistische Vorstellungen von den Gefahren im Strassenverkehr haben. Sie nannten Ablenkung, überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol und Müdigkeit als besonders hohe Risikofaktoren. Aber trotz dieser Erkenntnis lassen sich allein in der Schweiz ein Viertel der Befragten auch hin und wieder zu riskanten Fahrmanövern wie Ampelstartrennen, Beschleunigungsduellen oder Rennfahrten auf Landstrassen hinreissen – in Deutschland sind es sogar rund 38 Prozent. Jeder Siebte in den untersuchten Ländern hat sogar bestätigt, dass er ganz gezielt schwierige Manöver wie zu schnelle Kurvenfahrten einleitet, um die Grenzen der Fahrphysik auszutesten. Ein mitunter tödliches Spiel.

Risikofaktor alte Fahrzeuge
Neben der häufig noch mangelnden Fahrpraxis und dem Fehlverhalten haben die Allianz-Experten noch einen weiteren Risikofaktor für Junglenker ausgemacht: Fast die Hälfte der Fahrzeuge, mit denen sie unterwegs sind, haben bereits mehr als zehn Jahre auf dem Buckel. Gerade bei schweren Unfällen ist es auffällig, dass ein hoher Anteil dieser Fahrzeuge noch nicht über Fahrsicherheitssysteme wie das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) verfügt. Zudem fährt ein grosser Anteil der Junglenker aus Budgetgründen einen Kleinwagen. Deshalb sollten Käufer von Neu- oder Gebrauchtwagen laut Lanfermann unbedingt darauf achten, dass die Fahrzeuge auf jeden Fall ESP an Bord haben und mindestens vier Sterne beim EuroNCAP-Test aufweisen. «Jeder in die Sicherheit investierte Franken zahlt sich im Ernstfall aus», ist Lanfermann überzeugt.

Zudem rät er gerade Neulenkern, sich einen Unfalldatenspeicher wie den Crash Recorder der Allianz Suisse in das Fahrzeug einbauen zu lassen. Dieser spare auf der einen Seite Geld durch niedrigere Versicherungsprämien, biete aber auch mehr Sicherheit: «Unsere Erfahrungswerte zeigen, dass Junglenker mit einem solchen Gerät im Auto tendenziell auch vorsichtiger fahren und 15 Prozent weniger Unfälle verursachen.» Laut der Allianz-Studie sind die jungen Schweizer Automobilisten hier sogar Trendsetter im Vergleich zu ihren Altersgenossen in den Nachbarländern: 71 Prozent der Befragten können sich den Einbau einer solchen Technik vorstellen, wenn sie dadurch finanzielle Vorteile erzielen – gegenüber 67 Prozent in Deutschland und 66 Prozent in Österreich. Die Repräsentativ-Erhebung des AZT macht also deutlich, dass junge Menschen dieser Form der Datenspeicherung heute nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen.

Für die aktuelle Sicherheits- und Mobilitätsstudie «Jung und urban» zu jungen Fahrzeugnutzern in Deutschland, Österreich und der Schweiz betrachtete das Allianz Zentrum für Technik (AZT) amtliche Datenquellen, eigene Versicherungsschadenakten (429 Krafthaftpflichtschäden mit einem Aufwand von mehr als einer Million Euro) und liess eine repräsentative Online-Umfrage in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch die Gesellschaft für Konsumforschung GfK durchführen. Befragt wurden insgesamt 2.200 18-24-Jährige in den drei Ländern. (Allianz Suisse/mc/ps)

 

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