Indischer Billigflieger verschafft Airbus Rekordauftrag

Indischer Billigflieger verschafft Airbus Rekordauftrag
Airbus A320neo. (Foto: Airbus)

Erstflug des Airbus A320neo am 25.09.2014 in Toulouse. (Foto: Airbus)

Neu Dehli / Toulouse – Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat sich einen Milliardenauftrag aus Indien gesichert. Die Inlandsfluggesellschaft IndiGo habe einen Kaufvertrag über 250 Maschinen aus der A320neo-Familie unterzeichnet, teilten IndiGo und Airbus am Mittwoch mit. Für Airbus ist dies nach der Zahl der Flugzeuge der grösste Einzelauftrag in der Firmengeschichte. Laut Preisliste hat der Auftrag ein Volumen von rund 20 Milliarden Euro. Allerdings sind in der Branche hohe Nachlässe üblich.

Die Airbus-Aktie profitierte am Vormittag nur kurzzeitig von den Neuigkeiten. Am Nachmittag sackte sie mit dem französischen Leitindex CAC 40 um 1,86 Prozent ins Minus auf 45,05 Euro.

Weniger Kerosin
Die modernisierte Neuauflage des Mittelstreckenjets A320 soll mit neuen Triebwerken und aerodynamischen Flügelenden bis zu einem Fünftel weniger Kerosin verbrauchen als ihre Vorgängerin. Erst im September hob der Flugzeugtyp zum Erstflug in Toulouse ab. Mit der Weiterentwicklung will Airbus den Erfolg in der am meisten verkauften Flugzeugklasse sichern. US-Konkurrent Boeing setzt mit der 737-MAX ebenfalls auf eine Neuauflage seiner Mittelstreckenjets.

Der Abschluss zeige auch, dass die A320-Familie die bevorzugten Flugzeuge in den Luftfahrtregionen mit der grössten Wachstumsdynamik seien, sagte Airbus-Chef Fabrice Brégier. Von den Kurz- und Mittelstreckenjets hat Airbus bereits fast 11 000 Exemplare verkauft und mehr als die Hälfte davon bereits ausgeliefert.

Stornierungen drücken auf Auftragsbilanz
Airbus war zuletzt bei Produktion und Auftragseingang hinter dem US-Konkurrenten Boeing zurückgeblieben. Von Jahresbeginn bis Ende September kamen Bestellungen für 1077 Airbus-Jets zusammen, nach Abzug von Stornierungen blieben Aufträge für 791 Maschinen übrig. Die Mittelstreckenjets baut Airbus auch am Standort Hamburg. Die ersten «neo»-Exemplare sollen 2015 an Qatar Airways und die Lufthansa ausgeliefert werden.

Die Billigfluglinie IndiGo wurde erst 2006 gegründet. Inzwischen hat sie sich mit täglich 540 Flügen die Vorherrschaft im indischen Luftraum gesichert und hält einen Marktanteil von fast einem Drittel. Bislang hatte die Airline bei Airbus 280 Mittelstreckenjets bestellt, davon 100 herkömmliche A320 und 180 A320neo.

Aufstrebender Luftfahrtmarkt
Die erste Bestellung sei mittlerweile fast vollständig ausgeliefert, sagte IndiGo-Präsident Aditya Ghosh dem indischen Sender NDTV. Die Lieferung der nun georderten Flieger solle in den Jahren 2018 bis 2026 erfolgen. Ghosh sieht im indischen Markt einen «riesigen Bedarf» an Flugreisen. Bislang gebe es nur 400 kommerzielle Flieger für die mehr als eine Milliarde Menschen des Landes.

Der Luftfahrtmarkt im aufstrebenden Schwellenland Indien könnte laut der Unternehmensberatung KPMG bis 2030 der grösste der Welt werden. Im vergangenen Jahrzehnt wuchs er nach indischen Angaben jährlich um durchschnittlich 13 Prozent. Jüngst sind Etihad, Singapore Airlines und der malaysische Billigflieger AirAsia eingestiegen. Allerdings haben die indischen Fluggesellschaften gerade einen desaströsen Preiskampf hinter sich. Laut indischen Medien verzeichnen nur IndiGo und GoAir Gewinne. (awp/mc/upd/ps)

 

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