Markus Wenger, Country Manager hybris Schweiz

Markus Wenger, Country Manager hybris Schweiz

Markus Wenger, Country Manager Switzerland bei hybris. (Foto: hybris)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Wenger, hybris, 1997 gegründet, wurde nach einer kontinuierlichen Wachstumsphase im Juni 2013 von SAP übernommen. Wie hat diese Übernahme die Strategie und Kultur bei hybris verändert?

Markus Wenger: Die offizielle Übernahme war ja am 1.8.2013 abgeschlossen. Seit dem Zeitpunkt haben sich einige interne Prozesse geändert, im speziellen in den Bereichen Governance und Compliance. Die einzelnen hybris-Ländergesellschaften sind nach wie vor eigenständige Firmen und werden 2015 sukzessive integriert werden. Die Strategie hat sich insbesondere so verändert, dass unsere neue Mutter sogar noch schnellere Innovation fordert und uns dementsprechend mit einer grossen Anzahl Entwicklungsressourcen unterstützt. Kulturell versuchen wir etwas von unserer startup-ähnlichen Kultur und Begeisterung weiter zu geben.

«Die Schweiz hatte als einer der Basisländer beim Wachstum von hybris in Sachen Produktinnovation einen wichtigen Anteil.» Markus Wenger, Country Manager hybris Schweiz

Das deutsche Startup hatte bald auch in der Schweiz viel Erfolg und seit 2004 mit Ariel Lüdi einen Schweizer als CEO. Welche Bedeutung hat die Schweiz heute für hybris, wo positioniert sich die Schweiz innerhalb der Gruppe bezüglich Wachstum und installierter Basis?

Die Schweiz hatte als einer der Basisländer beim Wachstum von hybris in Sachen Produktinnovation einen wichtigen Anteil. Viele der Kunden bestehen schon seit über 10 Jahren und haben durch ihre Mitwirkung geholfen, die Produktpalette weiter zu verbessern. Heute sind immer noch drei Schweizer Firmen im Customer Advisory Board, in dem die strategische Ausrichtung unserer Plattform und industriespezifische Anforderungen mit den Bedürfnissen unserer Kunden abgeglichen werden.

E-Commerce ist für viele Unternehmen zur Überlebensfrage geworden. Welche Unternehmen treiben heute die Innovation voran, wo finden sich die späten Nachzügler?

Die Frage, die sich hier stellt, ist eigentlich eher: Mache ich mit, um auch dabei zu sein, resp. nicht vergessen zu werden oder nutze ich die neuen Technologien und Möglichkeiten, um eine Wachstumsstrategie zu ermöglichen? Im Bereich Business to Consumer (B2C) ist E-Commerce eigentlich schon länger normal und ein Muss. Schauen Sie sich z.B. den Retail an: Migros, Coop, Manor, etc. sind alle längst präsent mit ihren Online-Angeboten, dies auch für die meisten ihrer Fachmärkte. Hier sehe ich vor allem, dass ein proaktives Crosschanneling betrieben wird. Die Kunden werden im Laden gebeten, die App runter zu laden, sie werden darauf aufmerksam gemacht, dass hier die online bestellten Artikel sogar abgeholt oder retourniert werden können. Der Prozess des Einkaufens ist heute fast überall abhängig von einer oder mehrerer Online-Komponente (Produkt finden, vergleichen, reservieren, bestellen, kaufen, etc.).

«Die Kunden von heute ändern die Regeln des Marktes. Sie sind digital verbunden, in sozialen Netzwerken aktiv und besser informiert als je zuvor.»

Im Bereich des sogenannten Business to Business (B2B) beginnen jetzt auch die Gedanken um die Aufwertung des Bestellkanals zu einem Verkaufskanal. Hier ist die sogenannte Customer Experience der Treiber. Die B2B–Unternehmen haben hier als Benchmark die Erfahrungen der Leute als Privatpersonen mit Google, Amazon, riccardo, etc., das heisst die Erwartungshaltung der Benutzer dieser “Bestellportale” ist natürlich massiv gestiegen.

Was sind die besonderen Herausforderungen bei der Umsetzung einer Multikanal-Strategie und inwieweit lässt sich eine solche Strategie mit einer gewachsenen IT-Umgebung umsetzen?

Heutzutage benötigen Firmen eine neue Art von Lösungen, die Kundenerfahrungen aus verschiedenen Berührungspunkten und Kanälen berücksichtigen, inklusive des entscheidenden Moments in dem der Kauf abgeschlossen wird. Die Firmen brauchen Lösungen, die relevante und kontextabhängige Kundeninteraktionen ermöglichen – von Marketingbewusstsein und –Engagement, bis Nachforschung und Kauf und schliesslich bis zum direkten Engagement durch den Kundenservice. Die Kunden von heute ändern die Regeln des Marktes. Sie sind digital verbunden, in sozialen Netzwerken aktiv und besser informiert als je zuvor. Sie informieren sich, schliessen ihre eigenen Käufe ab oder besorgen sich Hilfe über den Kanal ihrer Wahl; sie wechseln zwischen Web, Mobile, Einzelhandel oder dem Mobiltelefon und sie erwarten einen nahtlosen Ablauf – jede Anwendung soll entsprechend der vorigen personalisiert sein. Kurz gesagt, sie erwarten ein komplettes omnichannel Experiment, ein Kauferlebnis über alle Kanäle.

SAP gilt in vielen Belangen als sehr komplex in der Einführung und intensiv in der Betriebsphase. Wie passt das zum Anspruch von hybris, agil, effizient und einfach skalierbar zu sein?

Wie vorher erwähnt, ist es zielführend, eine neue Plattform wie hybris einzuführen, damit diese Agilität gegenüber den Kunden auch gespielt werden kann. Die meisten internen Prozesse innerhalb SAP bedürfen in der Regel keiner so grossen Anpassungen.

Auch bezüglich E-Commerce dürfte China einer der spannendsten Märkte sein, mit einer starken Präsenz von Alibaba. Wie will sich hybris diesen Markt erschliessen und wie weit wagen sich Schweizer Unternehmen hier schon vor?

Wir haben bereits einige Kunden, die in China zumindest online präsent sind. China ist ein entscheidender Markt für hybris und wir bauen unsere Präsenz auf diesem Markt weiter aus.

Welche Implementierungsformen bieten Sie für Ihre Software an (Cloud, Software as a Service, Installation beim Kunden…) und welche Form wird am meisten genutzt?

Unsere Software ist als Cloud wie auch als On-Premise (beim Kunden oder extern gehostet) implementierbar. Der Anteil an On-Premise ist schon noch um einiges grösser, aber die Nachfrage an Cloud-Implementierungen steigt ständig.

«Die physische Datenhaltung und deren Verarbeitung wird meistens in der Schweiz gefordert.»

Welche Themen stehen bei Ihren Kunden aktuell zuoberst auf der Liste und wie wichtig ist ihnen, wo die Daten physisch gehalten und verarbeitet werden?

Das Thema Mobile-Lösungen ist bei den meisten Kunden zuoberst auf der Liste. Dies verwundert nicht, da über 80% der Kaufprozesse via Mobile (Phone, Pads, etc.) initiiert werden. Die physische Datenhaltung und deren Verarbeitung wird meistens in der Schweiz gefordert.

Für ein nahtloses und mediengerechtes Erlebnis sind zentrale Kunden- und Produktdaten eine wichtige Voraussetzung. Wie steht es da um die Anbindung von bestehenden Transaktionssystemen, wie zum Beispiel SAP, die selbst ja ebenfalls diese Daten bei sich halten?

hybris hat hier seit einigen Monaten eine Integrationsschicht (hybris Data Hub) geschaffen, die es ermöglicht, auf einfache Art externe Systeme mit hybris kommunizieren zu lassen. Im Falle von SAP gibt es natürlich schon einige out-of-the-box Integrationen und es werden weitere folgen. Somit ist es für die Kunden einfacher, integrierte Lösungen anzubieten.

Während Sie mit hybris schon zahlreiche Kunden aus den Bereichen Telekommunikation, Grosshandel, Industrie oder Direktvertrieb haben, sind Finanzinstitute noch kaum präsent. Woran liegt das?

Wir sehen hier, dass sich auch die Kundeninteraktion an die neuen Technologien anpassen muss. hybris hat hier bereits für den Bereich der Versicherung einen sogenannten Insurance-Accelerator (voll funktionsfähige hybris–Konfiguration out-of-the-box) neu erstellt, um einige Geschäftsfälle abbilden zu können.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?

Mehr Zeit für meine Hobbies Fotografie und Golf. Dass wir in der Schweiz zu unseren Werten weiterhin Sorge tragen und uns allen eine solche Umgebung ermöglichen.

Der Gesprächspartner:
Seit August 2010 verstärkt Markus Wenger das Central Europe Sales Team von hybris in der Funktion des Country Manager Switzerland. Mit seiner umfassenden Kenntnis des Schweizer Marktes treibt er die Aktivitäten des deutschen Softwareanbieters in der Schweiz erfolgreich voran. Seine Karriere startete Wenger bei Oracle, wo er neun Jahre lang in verschiedenen Positionen tätig war, zuletzt als Business Unit Manager Solution Technology. Hierauf folgte eine Station bei Information Builders, wo er als Director Marketing & Technology für Deutschland und die Schweiz für die Einführung eines CI-CD-basierten Marketings verantwortlich zeichnete. Anschliessend baute er als Country Manager Switzerland bei Silverstream eine breite Kundenbasis auf, bis eine Übernahme durch Novell erfolgte. Während der darauf folgenden sechs Jahre kurbelte er das Software Business bei Sun Microsystems entscheidend mit an.

Das Unternehmen:
hybris software, ein SAP-Unternehmen, unterstützt Unternehmen weltweit dabei, mit ihren Kunden über alle Kanäle und Interaktionspunkte hinweg – online und offline – durchgängig, einheitlich und effektiv zu kommunizieren und so mehr Produkte, Dienstleistungen und digitale Inhalte zu verkaufen. hybris liefert “OmniCommerce™”: modernes Master Data Management für Commerce und einheitliche Commerce-Prozesse, die Unternehmen eine umfassende Sicht auf ihre Kunden, Produkte und Bestellungen ermöglichen. Gleichzeitig profitieren die Kunden von einem nahtlosen Einkaufserlebnis.
Die hybris Omnichannel Software basiert auf offenen Standards, ist flexibel erweiterbar, global einsetzbar und zeichnet sich durch geringe Betriebskosten aus.
Von den führenden Analysten als „Leader“ positioniert, zählt hybris zu den Top 3 der Branche. hybris bietet seine Lösung als lokale Installation, On-Demand, sowie als Managed-/Hosted-Service an. Unternehmen jeder Grösse profitieren dadurch von maximaler Flexibilität.
Mehr als 500 Kunden setzen bereits auf hybris, darunter bedeutende globale B2B-Marken wie W.W. Grainger, Rexel, General Electric, Thomson Reuters und 3M sowie Verbrauchermarken wie Toys“R”Us UK, Metro, Bridgestone, Levi’s, Nikon, Galeries Lafayette, Migros, Nespresso and Lufthansa. hybris is the future of commerceTM. Weitere Informationen: www.hybris.com.

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