Swatch-Chef Hayek kritisiert Diktatur der Börse

Swatch-Chef Hayek kritisiert Diktatur der Börse

Nick Hayek, CEO Swatch Group.

Biel – Nick Hayek sieht die Schweizer Uhrenindustrie alles andere als in einer Krise und bezeichnet es als «widersinnig», dass grosse Unternehmen der Branche Entlassungen und Kurzarbeit ankündigten. Für die Swatch Group rechnet der CEO im laufenden Jahr mit einem Wachstum im tiefen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Derweil beunruhigt ihn die Lancierung der Apple Watch nicht.

Nick Hayek geht davon aus, dass die Swatch Group 2014 den Umsatz in Schweizer Franken um 2 bis 6% steigern kann. Allerdings bleibe die Stärke der Schweizer Währung ein Problem für die hiesige Uhrenindustrie und insbesondere auch für KMU, sagte Hayek in einem am Donnerstag in den Titeln der ESH-Mediengruppe (L’Express, L’Impartial u.a.) erschienenen Interview. In der Schweiz habe man sich leider an den starken Schweizer Franken gewöhnt und das Problem werde zu wenig thematisiert, kritisiert Hayek.

Uhrenindustrie als Erfolgsmodell
Die Uhrenindustrie sei aber nichtsdestotrotz ein Erfolgsmoldell. Dabei dürfe nicht in Vergessenheit geraten, dass die Branche in den vergangenen Jahren ausserordentlich stark gewachsen sei, sagte Hayek. Das weitere Wachstum, das Schaffen von Arbeitsplätzen und Lehrstellen sowie die steigenden Investitionen seien ein «sehr starkes und positives» Signal für die Uhrenindustrie.

Von der sich abschwächenden Konjunktur in China zeigt sich der Chef des Weltmarktführers wenig beunruhigt. Die chinesische Wirtschaft entwickle sich positiv und die Mittelklasse sei am wachsen. Man zähle im Reich der Mitte aktuell «200, 300, 400 Mio Personen, die Zugang zu diesem Wachstum haben».

Insgesamt sei die weltweite Wirtschaftslage heute fast schon besser als vor einigen Jahren, sagte Hayek. Die USA profitierten von einem interessanten Wachstum, Japan richte sich wieder auf und China wirke weiterhin als Wachstumsmotor.

«Widersinnige» Kurzarbeit
Für die Schweizer Uhrenindustrie gebe es keine Anzeichen einer Krise, so Hayek. Insofern sei es «widersinnig», dass grosse Unternehmen der Branche vor Weihnachten Entlassungen und Kurzarbeit ankündigten. Er habe nichts dagegen, wenn Unternehmen in einer wirklich problematischen Situation auf Kurzarbeit zurückgriffen. Aber in einem von Wachstum oder Stabilität geprägten Umfeld sende dies eine gefährliche Botschaft, sagte der Swatch-Chef. Er erinnerte daran, dass «die Gewinne da sind».

Laut Hayek würden diese Konzerne unter dem Druck der Investoren handeln, die auf der Suche nach Gewinnmaximierung in einem immer kürzeren Zeitrahmen seien. Die Gruppe der Anleger sei nicht an einer langfristigen Entwicklung interessiert. «Die Börse ist ein Kasino und nichts anderes. Diese Diktatur muss aufhören», forderte Hayek.

Anfang November hat der zur Richemont-Gruppe gehörende Schmuck- und Uhrenkonzern Cartier in der Fabrik in Villars-sur-Glâne bis im Frühjahr 2015 Kurzarbeit eingeführt. An der Halbjahreskonferenz erklärte Richemont-CFO Gary Saage weiter, dass auch an Standorten anderer Marken die Einführung von Kurzarbeit geprüft wird.

Derweil beunruhigt die Lancierung der Apple Watch Nick Hayek nicht. Die Swatch-Gruppe sei sehr innovativ bei den elektronischen Produkten, sagte er. So würden sich die von der Bieler Gruppe entwickelten integrierten Schaltkreise in vielen sogenannten smarten Produkten finden. (awp/mc/upd/ps)

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