Matthias Mölleney (peopleXpert) zur Rolle der Medien beim Germanwings-Unglück

Matthias Mölleney (peopleXpert) zur Rolle der Medien beim Germanwings-Unglück

Matthias Mölleney, peopleXpert

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Das Germanwings-Unglück hat auch die Rolle der Medien auf den Prüfstand gestellt. Wo ziehen Sie die Grenze zwischen Aufklärung, Persönlichkeitsschutz und öffentlichem Interesse?

Matthias Mölleney: Ich würde die genannten Begriffe nach ihrer Priorität in folgende Reihenfolge bringen: (1) Aufklärung, (2) Persönlichkeitsschutz (3) öffentliches Interesse. Das Problem liegt erstens darin, dass die Medien einen immer stärkeren Einfluss in der öffentlichen Diskussion bekommen haben und dass sie naturgemäss das öffentliche Interesse höher gewichten. Zweitens müssen wir aber auch die Konkurrenzsituation innerhalb der Medienlandschaft betrachten.

«Das sogenannte öffentliche Informationsinteresse muss angemessen bedient werden, es darf aber nicht zur Allzweckbegründung für Sensationsjournalismus werden.» Matthias Mölleney, peopleXpert

Nehmen wir mal den Output der diversen Medien (TV, Radio, Print, Online) im Zusammenhang mit dem Germanwings-Absturz – da haben alle Medien zusammengenommen quantitativ einen absoluten Overkill betrieben. Wenn man den Umfang der Berichterstattung über andere, für die Entwicklung der Menschheit wesentlich wichtigere, aktuelle Themen, wie zum Beispiel die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm, dazu ins Verhältnis setzt, sieht man, wo wir heute „medial“ stehen. Es wird Zeit für eine selbstkritische Betrachtung aller Beteiligten; das sogenannte öffentliche Informationsinteresse muss angemessen bedient werden, es darf aber nicht zur Allzweckbegründung für Sensationsjournalismus werden. Wenn nicht mehr die Menschen sondern die Nachrichten über sie im Zentrum stehen, ist eine rote Linie überschritten worden.

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