A.T. Kearney: Banken in der Schweiz europaweit am profitabelsten

A.T. Kearney: Banken in der Schweiz europaweit am profitabelsten
(Bild: © styleuneed - Fotolia.com)

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Zürich – Europäische Retailbanken erholen sich nach wie vor nur langsam von der Krise. Die wenigsten konnten sich neue Einnahmequellen erschliessen oder ihre Kosteneffizienz verbessern. Das geht aus dem neuen Retail Banking Radar der Unternehmensberatung A.T. Kearney hervor, für den die Entwicklung von knapp 100 Privatkundenbanken und Bankengruppen in 24 west- und osteuropäischen Ländern ausgewertet wurde. In der Studie sind starke Unterschiede nach Regionen festzustellen. In Skandinavien und in der Schweiz sind die Banken europaweit am profitabelsten. In der Schweiz erzielen sie 382 Euro pro Kunde dank höherer Preise und fortlaufender Innovation.

Der Bankensektor in Europa erholt sich nach wie vor nur sehr langsam. Das geht aus dem aktuellen Retail Banking Radar von A.T. Kearney hervor. Für die Studie wurde die Entwicklung von knapp 100 Privatkundenbanken und Bankengruppen in 24 west- und osteuropäischen Ländern ausgewertet. Es gibt zwar positive Anzeichen wie das sinkende Niveau der Risikovorsorge, das eine höhere Rentabilität zur Folge hat. Dennoch ist grundsätzlich festzustellen, dass die Banken angesichts der Marktveränderungen noch viel mehr tun müssen, um Ertragssteigerungen zu erzielen und ihre Kosteneffizienz mit den durchgeführten Restrukturierungsmassnahmen zu verbessern.

Retail Banking in der Schweiz weiterhin stabil
„Schweizer Banken sind weiter ein Stabilitätsanker in Europa“, berichtet Andreas Pratz, Partner bei A.T. Kearney und Leiter des Beratungsbereichs Financial Institution Groups in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Risikoquote im Schweizer Retail Banking ist im Ländervergleich niedrig. Der Ertrag pro Kunde im Vergleich zum Vorjahr ist leicht gesunken (um 2 Prozent). Hingegen ist der Ertrag pro Mitarbeiter gestiegen (über 1 Prozent), was vor allem auf Personalreduktionen zurückzuführen ist. In anderen Teilen Europas passiert aber noch mehr: Südeuropa profitiert von den massiven Veränderungen nach der Krise und jetzt wieder sinkenden Risikoquoten (Loan-loss provisions). Nordeuropa geht den Umbau des Retail-Banking-Modells von einem Filial- zu einem Digitalmodell beherzt an und kann erste kleine Schritte auf der Kostenseite verzeichnen.

Gute Cost-to-Income Ratio, aber Druck auf die Profitabilität
Schweizer Banken weisen im europäischen Vergleich eine gute Cost-to-Income Ratio (Verwaltungsaufwand im Verhältnis zu Erträgen) auf: Sie liegt unverändert bei 59 Prozent und somit 5 Prozent unter dem westeuropäischen Durchschnitt. Der Grund dafür ist ein nach wie vor hoher Ertrag pro Kunde. Auch die Profitabilität pro Kunde konnte trotz leicht steigender Risikokosten um rund 5 Prozent verbessert werden. Dennoch stehen die Banken in der Schweiz unter Zugzwang: Bezüglich der zukünftigen Profitabilität stehen sie durch sich verändernde Kundenbedürfnisse unter Druck. Ausserdem stellen neue Wettbewerber, steigende regulatorische Anforderungen und ein herausforderndes makroökonomisches Umfeld (insbesondere durch die Aufwertung des Schweizer Frankens) Herausforderungen dar. Nicht befriedigend sind die Resultate der Kostensenkungsprogramme der Schweizer Banken. Sie greifen nicht ausreichend und eine Verbesserung ist kaum spürbar. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Kosten um etwa 3 Prozent gestiegen.

Digitale und mobile Zukunftsfelder versprechen Aufschwung
Verbesserungspotenzial liegt in der Schweiz vor allem noch im Bereich Digitalisierung. Pratz betont: „Der Umbau im Retail Banking gewinnt in Europa an Geschwindigkeit. Beispielhaft sind hier Mobile-Banking- und -Payment-Angebote genannt. Die Schweizer Banken sind auf dem richtigen Weg mit neuen Angeboten im Online Banking oder beim mobilen Bezahlen. Hier sollten Schweizer Banken die Geschwindigkeit hoch halten und auch die Filialmodelle einer Transformation in Richtung Digital unterziehen.“

Performance der Banken in Europa regional sehr unterschiedlich
In der Studie sind starke Unterschiede nach Regionen festzustellen. In Skandinavien und in der Schweiz sind die Banken europaweit am profitabelsten. In der Schweiz erzielen sie 382 Euro dank höherer Preise und fortlaufender Innovation, während die Banken in Skandinavien ihre Kosten durch Digitalisierung senken. In Südeuropa stellt sich die Situation anders dar. Die Nachwirkungen der Rezession zehren an den Gewinnen, auch wenn eine gewisse Verbesserung zu beobachten ist. In Westeuropa gehen die Performance-Zahlen weiter auseinander. Es gibt klare Anzeichen einer Verbesserung in Märkten wie Deutschland, Österreich und Grossbritannien. Dort herrscht eine starke Konjunktur bei geringer Arbeitslosigkeit, wohingegen sich andere Märkte wie beispielsweise Frankreich abwärts bewegen. In allen Märkten bleibt aber die Herausforderung, die Geschäftsmodelle für das digitale Zeitalter zu transformieren. Auch innerhalb von Mittel- und Osteuropa ergibt sich ein gemischtes Bild. Es gibt starke Unterschiede zwischen polnischen sowie mitteleuropäischen Banken auf der einen Seite, die ihre Stärke durch eine niedrige Kosten/Ertrags-Quote gewahrt haben, und den Banken in Südosteuropa auf der anderen Seite, die immer noch mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld kämpfen.

Vier Grundstrategien, um auf Herausforderungen zu reagieren
Je nach Geschwindigkeit des Konjunkturaufschwungs und der Finanzstärke der einzelnen Banken werden die europäischen Retail-Banken 2015 eine leichte Erholung verzeichnen: Die Zinsmarge dürfte langsam steigen und zu höheren Erträgen führen. Die Rückstellungen werden angesichts der Stabilisierung des Arbeitsmarktes etwas zurückgehen. Und die Kosten/Ertrags-Quoten werden dank der Restrukturierungsmassnahmen schrumpfen. Wegen des schleppenden Ertragswachstums und der laufenden Investitionen in neue Geschäftsmodelle werden die Institute jedoch auf lange Zeit nicht mehr so rentabel arbeiten können wie vor der Krise.

In den kommenden zwölf Monaten drohen weitere Gefahren, mit denen sich die Banken auseinandersetzen müssen. Deshalb empfiehlt A.T. Kearney vier Grundstrategien, die Banken kurzfristig verfolgen sollten, um auf die genannten Herausforderungen zu reagieren:

  • Das Geschäftsmodell für das kommende digitale Zeitalter neu definieren und fit machen
  • Neue Einnahmequellen und Chancen zur Ertragssteigerung suchen
  • Das Betriebsmodell auf den Prüfstand stellen
  • M&A-Chancen beim Comeback nach der Krise im Auge behalten

(ATK/mc/hfu)

Über A.T. Kearney
A.T. Kearney zählt zu den weltweit führenden Unternehmensberatungen für das Top-Management und berät sowohl global tätige Konzerne als auch führende mittelständische Unternehmen und öffentliche Institutionen. Mit strategischer Weitsicht und operativer Umsetzungsstärke unterstützt das Beratungsunternehmen seine Klienten bei der Transformation ihres Geschäftes und ihrer Organisation. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Wachstum und Innovation, Technologie und Nachhaltigkeit sowie die Optimierung der Unternehmensperformance durch das Management von Komplexität in globalen Produktions- und Lieferketten. A.T. Kearney wurde 1926 in Chicago gegründet. Die Aktivitäten in der Schweiz werden seit über 20 Jahren aus unserem Büro in Zürich geführt. Heute beschäftigt A.T. Kearney rund 3500 Mitarbeiter in mehr als 40 Ländern der Welt. Seit 2010 beraten wir unsere Klienten klimaneutral. Weitere Informationen finden Sie unter www.atkearney.ch.

Firmeninformationen zu A.T. Kearney bei monetas.ch

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