Bank of England bleibt trotz China-Risiko gelassen

Bank of England bleibt trotz China-Risiko gelassen

Mark Carney, Gouverneur Bank of England

London – Die britische Notenbank hält an ihrer lockeren Geldpolitik fest und bleibt trotz erhöhter Wachstumsrisiken gelassen. «Die globalen Entwicklungen erscheinen noch nicht ausreichend, um den Ausblick materiell zu verändern», heisst es in dem zeitgleich zum Zinsentscheid veröffentlichten Sitzungsprotokoll vom Donnerstag. Ihren Leitzins beliess die Notenbank auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. Dort liegt er seit dem Frühjahr 2009.

Der geldpolitische Ausschuss MPC schränkt jedoch ein, dass die globalen Wachstumsrisiken gestiegen seien. Damit dürften in erster Linie der Kurssturz an der Börse Chinas und die zunehmende Wachstumsschwäche in vielen Schwellenländern gemeint sein. Derartige Entwicklungen müssten genau beobachtet werden, um die Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft abschätzen zu können, heisst es in der Mitschrift.

McCafferty allein auf weiter Flur
Das britische Pfund stieg nach Veröffentlichung des Protokolls zu US-Dollar und Euro an. Offenbar hatten einige Marktteilnehmer mit einer pessimistischeren Haltung der Notenbank gerechnet. Darüber hinaus konnte Notenbankmitglied Ian McCafferty keinen weiteren Zentralbanker auf seine Seite ziehen. McCafferty stimmte wie schon im August als einziges Mitglied des neunköpfigen Ausschusses MPC für eine Zinsanhebung.

Keine Zinswende im laufenden Jahr
Dass die Bank of England wegen des robusten heimischen Wirtschaftswachstums auf eine erste Zinsanhebung nach der Finanzkrise zusteuert, ist unter Experten nicht umstritten. Unklar ist jedoch der Zeitpunkt: Für dieses Jahr erwarten nur die wenigsten Beobachter die Zinswende. Die Finanzmärkte gehen derzeit von frühestens Mitte 2016 aus. Unter Notenbankexperten gehen die Meinungen darüber auseinander.

Zentralbankchef Mark Carney hatte vor wenigen Wochen gesagt, dass der geeignete Zeitpunkt der Zinswende um die Jahreswende herum klarer werde. Unter hohem Handlungsdruck steht die Notenbank zumindest mit Blick auf die Inflation nicht: Der Anstieg der Verbraucherpreise kommt zurzeit kaum über die Nulllinie hinaus. Das ist vor allem eine Folge der geringen Energie- und Rohstoffpreise. Kritiker halten der Notenbank vor, mit ihrer lockeren Haltung ähnlichen Preisblasen wie vor der weltweiten Finanzkrise, etwa am am Immobilienmarkt, Vorschub zu leisten. (awp/mc/pg)

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