Airbus baut nach Gewinnsprung Produktion aus

Airbus baut nach Gewinnsprung Produktion aus
Tom Enders, CEO Airbus Group. (Bild: Airbus)

Tom Enders, CEO Airbus Group. (Bild: Airbus)

Toulouse – Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus dreht angesichts der Auftragsflut für seine modernisierten Mittelstreckenjets seine Produktion kräftig auf. Ab Mitte 2019 sollen monatlich 60 Maschinen der A320- und A320neo-Familie ausgeliefert werden – bisher sind es lediglich gut 42. In Hamburg entsteht dafür eine vierte Endmontagelinie. Der Mutterkonzern Airbus Group gibt derweil nach einem Gewinnsprung im Sommer eine Milliarde Euro per Aktienrückkauf an seine Anteilseigner zurück.

An der Börse wurden die Nachrichten mit Begeisterung aufgenommen. Am Vormittag legte die Airbus-Aktie in Paris und Frankfurt um mehr als vier Prozent zu und setzte sich damit an die Spitze des MDax und des französischen Index CAC-40 . Sowohl der Aktienrückkauf als auch der überraschend hohe Quartalsgewinn kamen am Markt gut an.

Überraschender Gewinnsprung
Im dritten Quartal erzielte der Konzern dank gestiegener Flugzeug-Auslieferungen einen Umsatz von 14,1 Milliarden Euro und damit sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn legte um zwölf Prozent auf 921 Millionen Euro zu. Unter dem Strich sprang der Überschuss sogar um 42 Prozent auf 376 Millionen Euro nach oben. Damit schnitt das Unternehmen besser ab als von Analysten erwartet.

Das verdankte der Konzern vor allem dem reissenden Absatz von Verkehrsflugzeugen, und die Auftragsbücher schwellen weiter an. Inzwischen hat das Unternehmen allein Bestellungen für rund 5500 Mittelstreckenjets zu bewältigen. Rechnerisch reicht der Auftragsbestand in der absatzstärksten Flugzeugklasse für mehr als zehn Jahre. Vor allem die spritsparende Neuauflage als A320neo und der Schwestermodelle A319neo und A321neo liessen die Auftragsbücher kräftig anschwellen. Trotz Problemen mit den neuen Triebwerken von Pratt & Whitney bei den Flugtests will Airbus die erste «neo» noch vor Jahresende ausliefern, wie Programmchef Didier Evrard versicherte.

Unterdessen soll die zusätzliche A320-Endmontagelinie in Hamburg helfen, den Auftragsberg abzuarbeiten. Mit zusätzlichen Arbeitsplätzen kann die Hansestadt jedoch nicht unbedingt rechnen, denn Airbus verlagert einen Teil der Innenausstattung nach Frankreich. Die in weiteren Produktionslinien in Toulouse produzierten A320-Jets bekommen ihre Innenausstattung künftig direkt vor Ort. Bisher werden sie dafür extra nach Hamburg geflogen. Was das genau für die Mitarbeiter an der Elbe bedeutet, wollte Airbus noch nicht sagen. «Konzernweit wird die Zahl der Beschäftigten jedenfalls steigen», sagte Finanzchef Harald Wilhelm.

A350-Produktion soll sich 2016 verdoppeln
Gebraucht werden Mitarbeiter auch für den neuesten Grossraumjet A350. Nach der Auslieferung des ersten Exemplars Ende 2014 an Qatar Airways sollen in diesem Jahr 15 Maschinen des Typs den Weg in den Liniendienst finden. «2016 wollen wir die Auslieferungen dann mehr als verdoppeln», kündigte Programmchef Evrard an.

Beim weltgrössten Passagierjet A380 muss sich Airbus hingegen Gedanken um die Zukunft machen. Neubestellungen blieben seit Anfang 2014 komplett aus, statt dessen gingen Airbus Kunden von der Stange. In diesem Jahr will der Hersteller bei dem doppelstöckigen Modell erstmals kein Geld mehr drauflegen, auch für 2016 sieht Wilhelm dieses Ziel bei knapp 30 geplanten Auslieferungen gesichert. Für 2017 stünden bislang jedoch nur 20 bis 30 A380 im Auftragsbuch – was das Erreichen der Gewinnschwelle erschwert.

Keine neuen Aufträge für A380
Von den 25 Neubestellungen für die A380, die Verkaufschef John Leahy im Sommer für dieses Jahr in Aussicht gestellt hatte, fehlt bislang jede Spur. Wilhelm hatte vor knapp einem Jahr sogar ein mögliches Aus für den weltgrössten Passagierjet ins Spiel gebracht. Inzwischen bekennt sich das Unternehmen wieder zu dem Modell und spielt etwa eine Verlängerung des Fliegers durch. Ob der vor acht Jahren erstmals ausgelieferte Riesenjet eine Neuauflage mit sparsameren Triebwerken bekommt, steht allerdings noch in den Sternen. Vor allem die grösste A380-Kundin Emirates fordert eine «A380neo», doch Airbus zögert wegen der hohen Entwicklungskosten.

Für das Gesamtjahr sieht Konzernchef Tom Enders den Konzern auf Kurs, sowohl den Gewinn im laufenden Geschäft als auch den Nettogewinn je Aktie zu verbessern. Auch die Dividende soll steigen. Den nun beschlossenen Aktienrückkauf will Enders bis Mitte 2016 abschliessen. (awp/mc/upd/ps)

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