Claudius Röllin, Co-Founder Hostpoint, im Interview

Claudius Röllin, Co-Founder Hostpoint, im Interview
Claudius Röllin, Co-Founder Hostpoint (Bild: Hostpoint)

Claudius Röllin, Co-Founder Hostpoint (Bild: Hostpoint)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Röllin, mit einigem Werbegetöse wurde die Top Level Domäne “.swiss” im September lanciert. Bis anhin haben knapp 10’000 Schweizer Unternehmen eine solche Domäne beantragt. Wer wird von “.swiss” profitieren?

Claudius Röllin: Die neue Domain-Endung .swiss zielt in erster Linie auf Schweizer Unternehmen, die auch im Ausland tätig sind. Diese profitieren von der positiven Ausstrahlung von .swiss, welches sofort mit „Swiss Made“ assoziiert wird.

«Das Bundesamt für Kommunikation möchte die .swiss Domain mit einer gewissen Exklusivität betreiben.» Claudius Röllin, Co-Founder Hostpoint

Anders als bei generellen Domänen gilt nicht das Prinzip der schnellsten Registrierung, sondern das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) entscheidet darüber, wer eine Domäne erhält. In absehbaren Streitfällen (z.B. “hotels.swiss”, “schokolade.swiss”) kann das unterlegene Unternehmen den Rechtsweg beschreiten, was zu weiteren Kosten und Verzögerungen führen wird. Weshalb diese Abweichung vom bewährten Registrationsverfahren?

Das Bundesamt für Kommunikation möchte die .swiss Domain mit einer gewissen Exklusivität betreiben. Deshalb können auch nur Unternehmen mit einem Sitz in der Schweiz eine solche Domain registrieren. Bei generischen Domainnamen wie etwa hotels.swiss will das BAKOM zudem sicherstellen, dass der dort veröffentlichte Webinhalt der gesamten Community nutzt. Deshalb müssen für die Registrierung solcher generischen Bezeichnungen auch weitergehende Unterlagen eingereicht werden, die beispielsweise erklären, wie der Domainname zum Nutzen aller Interessenkreise genutzt werden soll. So will das BAKOM ausschliessen, dass jemand einen generischen Domainnamen monopolisiert. So wäre es zum Beispiel undenkbar, dass taxi.swiss einem einzelnen Taxi-Unternehmer zugeteilt wird.

Das Bakom entscheidet nicht nur über die Vergabe, sondern auch über den Preis der Domänen. Nach eigenen Angaben liegen die einmaligen Kosten “bei mehreren tausend Franken”, für die fortwährende Überwachung bei “einigen hundert Franken pro Jahr”. Selbstverständlich will das Bakom kostendeckend arbeiten. Wieso wurde Vergabe und Preisgestaltung nicht dem Markt und den im Markt schon operierenden Registrationsstellen überlassen?

Diese Frage müssten Sie dem BAKOM stellen. Aber aufgepasst, eine „normale“ .swiss Domain kostet bei Hostpoint nur 120 Franken pro Jahr. Die von Ihnen angesprochenen „mehreren tausend Franken“ gelten ausschliesslich für generische Domainnamen. Dies ist eine bewusste Entscheidung des Bakom, wohl auch um die Hürden für die Anmeldung einer generischen Domain höher zu setzen.

«Für die meisten Firmen ist .swiss sowieso nur eine weitere Domain und ersetzt deren bestehenden Domainpräsenzen unter .ch oder.com, nicht.»

Gerade Domänen wie “.swiss” dürften vermehrt Hacker- und “Lausch”-Angriffen ausgesetzt werden. Gibt es auch für die Betreiber von “.swiss” Domänen spezielle Vorschriften bezüglich Sicherheit?

Ich glaube nicht, dass .swiss Domains von Angreifern bevorzugt werden. Für die meisten Firmen ist .swiss sowieso nur eine weitere Domain und ersetzt deren bestehenden Domainpräsenzen unter .ch oder.com, nicht. Es gibt deshalb auch keine speziellen Sicherheitsvorschriften seitens der Behörden.

Das Bakom will sicher stellen, dass wo Swiss drauf steht auch Swiss drin sein muss. Gilt das auch für den Standort der Infrastruktur, werden Daten und Hardware für die “.swiss”-Domänenbetreiber ausschliesslich in der Schweiz sein und somit auch dem Schweizer Recht unterstellt sein (Datenschutz)? 

Nein, der Standort der Server-Infrastruktur spielt keine Rolle. Es geht nur darum, dass der Inhaber einer .swiss-Domain seinen Sitz in der Schweiz haben und ein Handelsregister-Eintrag vorhanden sein muss. Das Thema Datenschutz ist somit nicht speziell geregelt.

Anfang 2016 will das Bakom die Verwaltung der .ch-Domänen-Namen öffentlich ausschreiben und damit Switch als Verwalterin endgültig ablösen. Wie wichtig wäre es für Hostpoint, diesen Auftrag zu bekommen und wie gehen Sie vor, um hier zum Zuge zu kommen?

Hostpoint ist einer der führenden Domain Registrare der Schweiz und als einziger Schweizer Webhosting-Anbieter ICANN akkreditiert. Daher könnte dies natürlich ein sehr interessantes Thema für uns sein. Aus naheliegenden Gründen kann ich allerdings derzeit nicht mehr dazu sagen.

Rund um das Registrationsgeschäft bieten Sie Leistungen wie Webhosting, Suchmaschinen-Optimierung, Baukasten für Webseiten und Webshops. Gerade bei den Zusatzleistungen stehen Sie im internationalen Wettbewerb. Wie wirken sich hier Frankenstärke und Kostenstruktur aus, welche Mittel haben Sie, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

Wir setzen zu 100 Prozent auf den Standort Schweiz. Wir betreiben nicht nur unsere gesamte technische Infrastruktur hierzulande, sondern auch die gesamte Administration inklusive Support. Klar, dass das zu etwas höheren Kosten führt, andererseits bieten wir sehr günstige Lösungen an, welche im Verhältnis zu anderen Schweizer Dienstleistungen sehr wenig kosten. Nehmen Sie als Beispiel das Handy-Abo, das den Schweizern monatlich zwischen 60 bis 100 Franken wert ist. Für ein Webhosting hingegen bezahlen Sie monatlich nicht mehr als für drei Tassen Kaffee. Trotzdem erhalten Sie dafür ein professionelles Produkt zusammen mit einem umfassenden Kundenservice. Der Standort Schweiz und der damit verbundene Datenschutz ist zudem ein wichtiges Argument für viele unserer Kunden.

Digitalisierung und Automatisierung verändern aktuell ganz Industrien (Finanzen, Medien, Tourismus). Was bedeuten diese Entwicklungen für Ihr Geschäft, welche Chancen und Risiken ergeben sich?

Als Internet-Firma haben wir den Vorteil, dass wir mit der Digitalisierung gross geworden sind. Klar ist aber auch, dass sich das Internet ständig verändert und sich so neue Herausforderungen entwickeln. Wir investieren deshalb viel Zeit und Geld, um mögliche Szenarien abdecken zu können. Es bleibt also auch in den kommenden Jahren sehr spannend.

«Wir setzen zu 100 Prozent auf den Standort Schweiz.»

Der Prozess der Registration einer Domäne oder Webseite mit dazu gehörenden Leitungen (z.B. Hosting) läuft seit Jahren gleich ab. Wo gibt es Raum für Innovationen, an welchen neuen Ideen arbeiten Sie bei Hostpoint?

Wir fokussieren uns auf unser Kerngeschäft. Es gibt viele Firmen, welche von allem ein bisschen anbieten. Das ist nicht unsere Strategie. Wir sind klar davon überzeugt, dass der Hosting- und Domainmarkt in den kommenden Jahren nochmals stark professionalisiert wird. Trittbrettfahrer werden es dabei sicherlich vermehrt schwer haben.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Ich wünsche mir ein sicheres und nicht zu überreguliertes Internet.

Der Gesprächspartner:
Claudio Röllin ist Mitgründer von Hospoint. Nach Abschluss der Sekundarschule Rapperswil verbrachte er ein Jahr in England und absolvierte danach eine Lehre als Informatiker mit Fachrichtung Applikationsentwicklung.

Das Unternehmen:
Die 2001 von Sandro Bertschinger, Markus Gebert und Claudius Röllin gegründete Hostpoint entwickelte sich schnell zur Erfolgsgeschichte. Bereits nach einem Jahr betreute das Unternehmen über 1’000 Webseiten. Heute beschäftigt Hostpoint über 50 Mitarbeitende und hosted als grösster Schweizer Anbieter über 280’000 Domänen.

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