EFG bestätigt Verhandlungen über BSI-Übernahme

EFG bestätigt Verhandlungen über BSI-Übernahme

Joachim Strähle, CEO EFG International.

Zürich – Die Vermögensverwaltungsbank EFG International steht in exklusiven Verhandlungen mit der brasilianischen BTG Pactual über eine mögliche Übernahme der BSI. EFG hat am Freitag entsprechende Medienberichte bestätigt. Eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen. Mit der Übernahme könnte die EFG International mit Sitz in Zürich ihre Vermögensbasis verdoppeln.

Bereits im Vormonat war in verschiedenen Medien berichtet worden, dass die EFG die Favoritin für eine Übernahme der zum Verkauf stehenden Tessiner Privatbank sei. Das Institut reagierte nun mit ihrer Mitteilung auf einen Bericht des Online-Portals «Ticinonews», gemäss dem die Entscheidung über die Zukunft der BSI «unmittelbar» bevorstehe. Weitere Auskünfte wollte ein EFG-Sprecher auf Anfrage nicht abgeben.

Beteiligung von BTG Pactual an EFG?
Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters vom Donnerstagabend könnte sich der Übernahmepreis für die BSI auf rund 1,6 Mrd USD belaufen – bisher waren die Medien von einem Preis von 1,2 Mrd CHF ausgegangen. Dabei könnte die brasilianische BTG Pactual dabei einen Anteil von 20 bis 30% an dem kombinierten Finanzinstitut übernehmen, schreibt Reuters unter Verweis auf eine anonyme Quelle. Zudem werde aufgrund steuerlicher Aspekte entschieden, ob EFG die BSI integrieren werde oder umgekehrt.

Diskutiert wurden offenbar auch die Verwicklungen der BSI in den Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB (1Malaysia Development Berhad). Eine allfällige Busse in dem Verfahren würde nicht von der Übernahmesumme abgezogen, schreibt Reuters.

Neuer grosser Mitbewerber
Mit der BSI-Übernahme würde die EFG zu einem deutlich gewichtigeren Mitbewerber im Vermögensverwaltungsmarkt aufsteigen. Die EFG International hatte per Mitte 2015 verwaltete Vermögen (Assets under Management AuM) in Höhe von gut 80 Mrd CHF ausgewiesen. Die BSI verwaltete per Mitte des Jahres Vermögen von rund 82 Mrd CHF und ist damit fast gleich gross.

BTG Pactual hatte die BSI Mitte 2015 zu einem Preis von 1,25 Mrd CHF von der italienischen Versicherungsgruppe Generali übernommen, wobei sich der Kauf bis zum Abschluss des US-Steuerstreits durch die BSI um rund ein Jahr verzögert hatte. Die BTG Pactual war im vergangenen Herbst in ihrer Heimat im Zuge des Korruptionsskandals beim staatlichen Ölkonzern Petrobras unter starken Druck geraten, was auch zu Vermögensabflüssen bei der BSI führte.

Weitere Kaufinteressenten
Mitte Januar hatte auch die Tessiner Kantonalbank (BancaStato) offiziell Interesse an einer Übernahme der BSI bekundet. Das Staatsinstitut wollte die Tessiner Privatbank gemeinsam mit «zwei weiteren Partnern» übernehmen und damit laut eigenen Angaben auch eine drohende Aufspaltung der BSI verhindern. Bei den Partnern soll es sich um die UBS und eine italienische Private Equity Gruppe gehandelt haben.

Auch diverse weitere Kaufinteressenten waren gehandelt worden, darunter auch eine chinesische Bank sowie die Privatbanken Julius Bär und J. Safra Sarasin. Bär und Safra Sarasin hatten allerdings bereits Übernahmepläne ausdrücklich dementiert.

Kapitalerhöhung notwendig
Angesichts der seit Wochen kursierenden Gerüchte zeigen sich Finanzanalysten am Freitag über die Bestätigung durch EFG nicht überrascht. Gleichzeitig setzen sie auch diverse Fragezeichen hinter die potenzielle Grossübernahme – insbesondere bezüglich einer Finanzierung. Klar sei, dass für eine Übernahme eine Kapitalerhöhung notwendig würde – gerade angesichts der Tatsache, dass die EFG heute mit einer Kernkapitalquote von etwa 14% «nicht gerade überbordend kapitalisiert» sei, schreibt etwa die ZKB.

Theoretisch wäre für ZKB-Analyst Michael Kunz zwar auch eine Konstruktion denkbar, bei welcher EFG schrittweise für übernommene Assets bezahle – analog zur Übernahme des Merrill Lynch-Geschäfts durch Julius Bär. Dem stehe aber entgegen, dass BTG Pactual das «Tessin-Abenteuer» wohl relativ zügig beenden wolle, so Kunz. Auch die Bank Vontobel rechnet mit einer «grossen Kapitalerhöhung».

Am Aktienmarkt legen die EFG-Titel am Freitagnachmittag um 2,3% auf 6,73 CHF zu. Das Volumen liegt mit rund 230’000 umgesetzten Aktien bereits klar über dem Tagesdurchschnitt der letzten Monate von 140’000 Stück. (awp/mc/upd/ps/cs)

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