Chinesen machen Gategroup ein Milliarden-Übernahmeangebot

Chinesen machen Gategroup ein Milliarden-Übernahmeangebot
Gategroup-VRP Andreas Schmid. (Foto: Gategroup)

Gategroup-VRP Andreas Schmid. (Foto: Gategroup)

Zürich / Haikou – Auch Gategroup könnte bald in chinesischen Händen sein. Der Mischkonzern HNA hat dem angeschlagenen Schweizer Flugcaterer ein Übernahmeangebot in Höhe von 1,4 Mrd CHF gemacht. Der Hauptsitz bleibt in der Schweiz, die Strategie wird wie bisher fortgeführt.

Für die Angestellten in der Schweiz soll sich wenig ändern. HNA überlässt die Leitung von Gategroup dem bisherigen Management. «Wir garantieren das», sagte HNA-Chef Adam Tan an einer Telefonkonferenz vom Montag. Alle strategischen Entscheide – auch über allfällige Stellenkürzungen oder -verlagerungen – lägen bei der Gategroup.

Verwaltungsratspräsident Andreas Schmid sprach von einem wichtigen Tag in der Geschichte von Gategroup und seinen Mitarbeitenden, Kunden sowie Aktionären. «Wir bleiben ein internationales Unternehmen mit Wurzeln in der Schweiz.» Die Übernahme sei eine Chance, im asiatischen Wachstumsmarkt Fuss zu fassen.

Auf der anderen Seite passe die Gategroup gut zu HNA, sagte Tan. «Für uns ist die Übernahme ein wichtiger Schritt in unserem Fokus aufs Airlinegeschäft.» Flugcatering fehlte bisher noch im Portfolio. Gategroup sei deshalb eine ideale Ergänzung.

Letztes Wort noch nicht gesprochen
HNA bietet für jede Aktie 53 CHF in bar. Dies entspricht einer Prämie von 21% im Vergleich zum Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Nach Abschluss der Übernahme soll Gategroup von der Börse genommen werden.

Die Angebotsfrist dauert voraussichtlich vom 27. Mai bis zum 23. Juni. Für ein Zustandekommen sind mindestens zwei Drittel der Stimmen notwendig. Danach entscheiden die Wettbewerbshüter beider Länder über die Transaktion.

Der Gategroup-Verwaltungsrat unterstützt das Angebot einstimmig und empfiehlt es den Aktionären zur Annahme. «Es ist ein fairer Preis, den wir aushandeln konnten.» Gatregroup suche nicht aktiv nach weiteren Käufern.

Unternehmen im Umbruch
Die Anleger zeigten sich am Montag von diesen Aussagen und der Übernahmeofferte aus China überzeugt. Der Wert der Gategroup-Aktien legte gut 20% auf 53,00 CHF zu. Es ist dies ein positives Signal nach einer teilweise schwierigen Zeit für das Unternehmen.

Gategroup erwirtschaftete 2015 wegen Wechselkurseffekten, Restrukturierungskosten und Rückstellungen einen Verlust von 63,4 Mio CHF. Ohne diese Effekte hätte sich die Lage aber leicht verbessert. Der Umsatz der Cateringfirma mit rund 28’000 Mitarbeitenden lag bei 3,0 Mrd CHF.

Mit der Gateway-2020-Strategie stellte der Airline-Caterer im vergangenen Jahr einen neuen Turnaround-Plan vor. Beispielsweise sollen 300 Führungspositionen abgebaut werden. Die Hälfte der dadurch angestrebten Einsparungen von 20 Mio CHF konnte laut Gategroup bereits umgesetzt werden.

Machtkampf zweier Aktionäre
Trotzdem ist in den vergangenen Monaten ein Machtkampf zwischen der Unternehmensleitung und zwei Minderheitsaktionären entbrannt. Die beiden Hedgefonds RBR Capital und Cologny Advisors, die zusammen einen Anteil von 11,3% am Unternehmen gemeldet haben, zeigen sich bereits seit längerem unzufrieden mit dem Geschäftsverlauf bei Gategroup. Sie kritisieren miserable Ergebnisse, mangelnde Unternehmensführung und unzureichende Kontrolle der Geschäftsleitung.

Zuletzt hatten die Investoren den Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Andreas Schmid gefordert. Am Montag vor Ostern schlug Gategroup den beiden Hedgefonds einen Kompromiss vor. So kündigte Schmid an, auf die Generalversammlung 2017 hin aus dem Aufsichtsgremium zurückzutreten. Den Investoren ging dieser Vorschlag aber nicht weit genug.

Mit der Übernahme entledigen sich Schmid und seine Kollegen im Verwaltungsrat möglicherweise dieses Problems. RBR reagierte am Montagvormittag aber kritisch auf das Übernahmeangebot: Dieses sei zu tief, der faire Wert liege bei 100 CHF pro Aktie.

Im Steigflug zum Big Player
Gategroup ist indes nicht das erste Schweizer Unternehmen, welches das Interesse von HNA geweckt hat. Im vergangenen Sommer hatten die Chinesen den ebenfalls aus der zusammengebrochenen Swissair hervorgegangenen Bodenabfertiger Swissport gekauft. Der Kaufpreis belief sich damals auf rund 2,7 Mrd CHF.

Das Unternehmen aus Haikou in der südchinesischen Provinz Hainan schickt sich an, zu einem Big Player im internationalen Transportwesen zu werden. Dazu schloss es unlängst auch eine strategische Allianz mit dem Fahrdienstvermittler Uber.

Zum Konzern gehören mehrere regionale Fluggesellschaften – darunter mit Hainan Airlines das grösste private Luftfahrtunternehmen Chinas. HNA ist zudem international im Hotel- und Tourismusgeschäft sowie im Flughafenmanagement aktiv. 2015 erarbeitete HNA einen Umsatz von umgerechnet 28,5 Mrd CHF und beschäftigte 180’000 Mitarbeitende. (awp/mc/upd/ps)

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