Romande Energie behauptet sich mit kleinem Gewinn

Romande Energie behauptet sich mit kleinem Gewinn
Pierre-Alain Urech, CEO Romande Energie. (Foto: Romande Energie)

Pierre-Alain Urech, CEO Romande Energie. (Foto: Romande Energie)

Zürich / Lausanne – Romande Energie hat im vergangenen Jahr trotz hoher Verluste auf Beteiligungen einen Gewinn erzielt. Operativ konnte das Energieunternehmen – das über relativ wenig eigene Kraftwerke verfügt und bei der Beschaffung von den tiefen Strompreisen profitiert – die Leistung erneut deutlich steigern. Ungeachtet der Marktverwerfungen will es dennoch die Eigenproduktion ausbauen.

2015 stieg der Umsatz um 3% auf 600,0 Mio CHF. Dabei ging er beim Vertrieb und Handel von Strom um 2,1% zurück, was mit den tieferen Grosshandelspreisen zusammenhing. Ein Immobilienverkauf in Aigle und Vevey trug dagegen 12 Mio CHF zum Ertrag bei.

Die Beschaffungskosten gingen indes um 10% auf 171 Mio zurück, was ebenfalls auf den Preisrückgang für Strom zurückzuführen ist sowie auf den praktisch stabilen Verbrauch der Endkunden. Die Kraftwerke der Gruppe erzeugten knapp 14% weniger Strom – wegen weniger günstigen Wetterbedingungen und wegen des Betriebsunterbruchs im Kraftwerk Les Farettes (Aigle). In der Anlage wird gebaut, um die Produktion um 70% zu erhöhen.

Höhere Dividende
Operativ spricht Romande Energie von einem «hervorragenden» Ergebnis. Der EBITDA stieg um 8% auf 161,6 Mio, und der EBIT um 11% auf 104,6 Mio.

Die Frankenstärke und das Marktumfeld belasteten jedoch das Reinergebnis. Durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses wurde zum einen das Finanzergebnis in einem Umfang von 9 Mio negativ beeinflusst.

Zum anderen hält die Gruppe Romande Energie 29,7% der EOS Holding SA (EOSH), die wiederum mit einem Anteil von 31,4% an der Alpiq-Gruppe beteiligt ist. Alpiq musste bekanntlich weitere Wertberichtigungen vornehmen, welche die konsolidierte Erfolgsrechnung von Romande Energie in einem Umfang von -78 Mio CHF belastete. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 1,2 Mio CHF – nach einem Verlust von 147 Mio im Vorjahr. Den Aktionären soll eine um 3 CHF höhere Dividende von 33 CHF je Aktie ausgeschüttet werden.

Ausbau der Eigenproduktion
Die Produktion mit eigenen Anlagen erreichte bei Romande Energie 2015 einen Anteil von 13% des vertriebenen Stroms. Trotz der Marktverwerfungen soll die Eigenproduktion weiterhin ausgebaut werden. Die Weiterentwicklung des Kraftwerkportfolios dürfte langfristig von Vorteil sein, lautet die Begründung. Auch würden sich im derzeitigen Umfeld Kaufgelegenheiten ergeben.

So interessiert sich Romande Energie auch für die zum Verkauf stehende Wasserkraft von Alpiq. Das Angebot wolle man genauer prüfen, sagte CEO Pierre-Alain Urech an der Bilanzmedienkonferenz in Lausanne am Montag. Allerdings habe der Prozess erst begonnen und könnte noch Monate oder sogar Jahre andauern. Während man die vollständige Übernahme einer Anlage bevorzuge statt einer Beteiligung, seien Preis und Rentabilität ausschlaggebend. Man wolle nicht in ein verlustreiches Geschäft investieren, so Urech.

Anfang März hatte Alpiq verkündet, bis zu 49% des Wasserkraft-Portfolios zu veräussern. Mit Blick auf die tiefen Strompreise am Grosshandelsmarkt rentieren die Anlagen für einen reinen Stromproduzenten – wie Alpiq es ist – derzeit nicht. Deshalb kommen nicht zuletzt Energieversorgungsunternehmen mit Endkunden im nicht-liberalisierten Schweizer Markt als Käufer infrage, wo die Stromtarife reguliert sind. Auch der Berner Energiekonzern prüft derzeit das Angebot.

Akquisition von Dienstleistungen
Romande Energie will sich indes weiter diversifizieren und ein neues Unternehmen schaffen, das den Markt für Energiedienstleistungen bearbeiten soll. Romande Energie Services werde am 1. Juli 2016 gegründet und solle in der Westschweiz interdisziplinäres Knowhow anbieten in den Bereichen photovoltaische und thermische Solaranlagen, Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Fernheizung sowie Elektroinstallationen.

2020 will Romande Energie in diesem Bereich einen Umsatz von mehr als 100 Mio CHF generieren, nachdem es 2015 laut CFO Denis Matthey noch 21 Mio CHF waren. Auch anorganisches Wachstum wird hier angestrebt: «Wir sind bereits in Gesprächen mit mehreren potentiellen Akquisitionszielen», so Unternehmenschef Urech weiter.

An der Börse legt die Aktie bis 14.50 Uhr bei geringen Handelsvolumen 2,4% auf 957 CHF zu. Der Gesamtmarkt gemessen am SPI tendiert etwas fester (+0,3%). Das Unternehmen Romande Energie liegt zum grössten Teil in den Händen des Kantons Waadt und hat einen Freefloat von nicht ganz 21%. (awp/mc/ps)

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