Viviana Buchmann, CEO Mobility, im Interview

Viviana Buchmann, CEO Mobility, im Interview

Viviana Buchmann, CEO Mobility. (Foto: Mobility)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Frau Buchmann, diesen Sommer geben Sie die operative Führung von Mobility ab und übernehmen mehr strategische Aufgaben. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Viviana Buchmann: Ich bin überzeugt, dass der Zeitpunkt sowohl für Mobility als auch für mich richtig ist, um zurückzutreten. Mobility ist für die Zukunft bestens gewappnet, wird weiter wachsen und den eingeschlagenen Weg erfolgreich weitergehen. Besonders stolz bin ich auch darauf, dass wir ein stabiles, hoch motiviertes und kompetentes Team bilden konnten. Das ist eine wichtige Basis, um die künftigen Herausforderungen im dynamischen Mobilitätsmarkt zu meistern.

Sie haben die Entwicklung von Mobility in den letzten zehn Jahren stark geprägt. Welche persönliche Bilanz ziehen Sie?

Eine sehr positive. Mobility hat sich in dieser Zeit zu einem etablierten, nationalen Mobilitätsdienstleister entwickelt: Wir vermochten einerseits die Kundenzahl zu verdoppeln, wodurch heute jeder 60. Schweizer Mobility nutzt. Andererseits haben wir das Angebot auf 1460 Standorten und 2900 Autos verdichtet. Wichtig ist auch, dass wir ein finanziell stabiles Unternehmen sind, das in neue Geschäftsfelder und Innovationen investieren kann. Beispielsweise haben wir das standortunabhängige Carsharing-Angebot „Catch a Car“ lanciert, welches die Kunden in der Pilotstadt Basel sehr gut aufnehmen.

Zwar ist der Gewinn im letzten Geschäftsjahr etwas zurückgegangen, aber die Zahl der Kunden ist erneut um 7000 gestiegen. Welches sind für Sie die entscheidenden Erfolgsfaktoren?

Der Hauptgrund für den Erfolg von Mobility ist die einfache, kostengünstige Handhabung: Wie mit dem Privatauto sind Sie jederzeit bequem und spontan unterwegs, ohne sich jedoch um Parkplatz, Reinigung oder Versicherungen kümmern zu müssen. Zudem sparen Sie durchschnittlich 4000 Franken pro Jahr.

«Ich bin überzeugt, dass der Zeitpunkt sowohl für Mobility als auch für mich richtig ist, um zurückzutreten.»
Viviana Buchmann, CEO Mobility

Gibt es im Segment der Privatkunden DEN typischen Mobilitykunden?

Zumeist sind unsere Kunden 18- bis 50-jährig und wohnen in Städten, denn dort lässt sich Carsharing optimal mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombinieren. Besonders freut uns, dass überproportional viele junge Menschen zu uns strömen: Für sie hat das eigene Auto stark an Status verloren, zumal Sie sich im Zuge der boomenden Sharing Economy gewohnt sind, Dinge zu teilen.

Ist Ihnen bekannt, wie viele Ihrer Privatkunden ganz auf ein eigenes Fahrzeug verzichten und in wie vielen Fällen Mobility bei den Kunden den Zweitwagen ersetzt?

Wir wissen aus einer Studie, dass jeder Dritte mindestens ein Privatfahrzeug verkauft, nachdem er Mobility beigetreten ist. Deshalb spart unser Angebot 29‘500 Fahrzeuge auf Schweizer Strassen ein, was natürlich positive Auswirkungen auf Verkehr und Umwelt hat.

2013 wurde mobility@home lanciert. Bei diesem Angebot bringen Eigentümer von Wohnüberbauungen Carsharing-Fahrzeuge direkt vor die Haustür ihrer Bewohner. Wie hat sich dieses Angebot entwickelt?

Heute haben viele Bauherren den Anspruch, nachhaltig zu bauen. Das heisst, dass nicht nur die Bauweise der Liegenschaften energiesparend sein soll, sondern auch deren Mobilitätskonzept. Genau das garantiert mobility@home – und schliesst damit eine Marktlücke. Das Interesse ist gross: Inzwischen ist es bei diversen Siedlungen im Einsatz, beispielsweise bei Ceres Living in Pratteln oder beim Sunnige Hof in Zürich.

Neben den Privatkunden bilden über 4200 Firmenkunden einen wichtigen Ertragspfeiler von Mobility. Was ist in diesem Bereich für die steigende Nachfrage verantwortlich?

Die Kosten und der Umweltgedanke. Business Carsharing mit Mobility ist transparenter und effizienter als ein eigener Fuhrpark, denn es entlastet Unternehmen von sämtlichen Aufwänden wie Verwaltung, Reinigung und Wartung. Zudem hilft Carsharing, ökologisch unterwegs zu sein und entsprechende Unternehmensziele zu erreichen.

«Business Carsharing mit Mobility ist transparenter und effizienter als ein eigener Fuhrpark.»

Sie haben «Catch a Car» angesprochen, ein Versuchsprojekt, dass seit August 2014 mit 120 sogenannten Catch-Cars im Raum Basel läuft. Wie funktioniert das stationsunabhängige Carsharing und welche Erfahrungen wurden bisher gemacht?

Dank Catch a Car müssen Sie Carsharing-Autos nicht mehr an den Ausgangsstandort zurückbringen. Sie orten die Autos ganz einfach online, fahren von A nach B und stellen sie irgendwo in der blauen Zone wieder ab. Wir sind sehr zufrieden mit dem Geschäftsverlauf, alles funktioniert reibungslos.

Carsharing sollte eigentlich ein wichtiger Treiber des Themas Elektromobilität sein. Am Mobility-Wagenpark lässt sich dies aber kaum ablesen. Wo liegen die Schwierigkeiten?

Mobility bietet ihren Kunden rund 30 Elektroautos. Diese Zahl repräsentiert die tatsächliche, eher geringe Kundennachfrage. Wir glauben allerdings, dass sich diese in Zukunft verstärken wird und bauen deshalb unser Angebot bis in vier Jahren auf 100 Elektro-Fahrzeuge aus. Eine der Hürden für die breite Akzeptanz von Elektromobilität ist die Reichweite und das dünne Netz an Ladestationen. Hier müssen die Hersteller den Hebel ansetzen.

Mobility ist ein wichtiges Bindeglied in der Mobilitätskette. Welche Entwicklungen und Herausforderungen wird dieses Thema in den kommenden Jahren für Mobiliy bereit halten?

In Zukunft werden wir Menschen mehr multimodal unterwegs sein. Das heisst, wir kombinieren verschiedenste Verkehrsmittel wie Velos, Privatautos, Carsharing oder Züge, um von A nach B zu gelangen. Informationstechnologien werden für uns die Zusammenstellung dieser Verkehrswege massgeschneiderten und in Echtzeit übernehmen. Solche technologischen Fortschritte sind denn auch unsere hauptsächlichen Herausforderungen.

Letzte Frage: Ihr deutsches Pendant Drivenow expandiert mittels einem Franchise-Modell im Ausland. Ist ein entsprechendes Modell oder eine Expansion ins Ausland auch für Mobility ein Thema?

Unser Kernmarkt für Carsharing ist und bleibt die Schweiz. International fokussieren wir uns auf auf die Rolle des Technologielieferanten, mit dem Ziel, unsere Systemplattform „MobiSys 2.0“ als führende Branchenlösung für Carsharing und Flottenmanagement zu etablieren.

Frau Buchmann, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Viviana Buchmann (Executive MBA, Hochschule Luzern, Kauffrau) ist seit September 2008 Geschäftsführerin der Mobility Genossenschaft. Bevor sie zu Mobility kam, war sie in Führungspositionen in nationalen und internationalen Unternehmen der Immobilien- und Reisebranche tätig.

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