Vontobel erzielt im ersten Halbjahr mehr Gewinn

Vontobel erzielt im ersten Halbjahr mehr Gewinn
Vontobel-CEO Zeno Staub. (Foto: Vontobel)

Vontobel-CEO Zeno Staub. (Foto: Vontobel)

Zürich – Die Bank Vontobel hat im ersten Semester des laufenden Jahres trotz des schwierigen Marktumfelds einen klaren Gewinnanstieg verbucht. Getrieben wird die Gewinnzunahme weiterhin vom starken Asset Management-Geschäft, obwohl der Abgang des «Star-Fondsmanagers» Rajiv Jain zu spürbaren Vermögensabflüssen geführt hat. Die verwalteten Vermögen bildeten sich entsprechend zurück.

Das Konzernergebnis verbesserte sich im Halbjahr um 8% auf 105,7 Mio CHF, wie Vontobel am Dienstag mitteilte. Die betreuten Kundenvermögen (AuM) bildeten sich per Ende Juni auf 140,1 Mrd CHF zurück, nachdem sie Ende 2015 noch 147,8 Mrd CHF betragen hatten. Die gesamten Kundenvermögen betrugen 179,3 Mrd (Ende 2015: 187,2 Mrd).

Geldabflüsse wegen Jain
Der Abgang des «Star-Fondsmanagers» Rajiv Jain im März 2016 in der New Yorker «Quality Growth»-Boutique führte zu einem Abfluss von 11,8 Mrd CHF. Diejenigen Kunden, die bei einem Manager-Wechsel ihre Assets abziehen müssen, hätten dies im ersten Halbjahr bereits getan, betonten die Bankverantwortlichen. Ausserhalb der Boutique konnte Vontobel im Halbjahr Netto-Neugelder in Höhe von 3,1 Mrd CHF anziehen. Im Vorjahr waren der Bank netto noch Gelder über 6,4 Mrd CHF zugeflossen.

Der Betriebsertrag bildete sich im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahresperiode um 2% auf 496,8 Mio CHF zurück. Der Geschäftsaufwand verringerte sich gleichzeitig allerdings um 5% auf 367,1 Mio CHF. Entsprechend verbesserte sich auch das Kosten-Ertrags-Verhältnis (CI-Ratio) auch 72,9% gegenüber 75,5% im Jahr davor.

Investment Banking rückläufig
Dass der Fondsmanager die Bank Vontobel verliess, traf das Institut offenbar nicht unerwartet. «Wir hatten einen soliden Nachfolgeplan, der am Tag des Abgangs von Jain bekanntgegeben wurde», sagte CEO Zeno Staub an einer Telefonkonferenz. So sei das Team unter neuer Leitung stabil geblieben, auch habe es keine Wechsel in der Anlagestrategie gegeben. Der Abgang des wohl höchstbezahlten Vontobel-Angestellten hatte in der Halbjahresrechnung zudem gemäss Finanzchef Martin Sieg einen positiven Einmaleffekt auf den Gewinn nach Steuern in Höhe von 5 Mio CHF zur Folge.

Während im klar wichtigsten Segment Asset Management der Gewinn vor Steuern um 26% anstieg, entwickelte sich das «Private Banking» (Vorsteuergewinn +4%) leicht positiv. Dagegen ging der Vorsteuergewinn im Investment Banking um 19% zurück. Der Rückgang sei auf den «generellen Rückgang der Handelsaktivitäten» zurückzuführen», sagte Staub.

Mit den ausgewiesenen Zahlen hat die Bankengruppe die Markterwartungen klar übertroffen. Von AWP befragte Analysten rechneten im Durchschnitt mit einem Betriebsertrag von 492,3 Mio CHF und einem Konzernergebnis von 84,4 Mio. Sie hatten zudem einen Netto-Neugeldabfluss von -1,7 Mrd erwartet und sahen die AuM bei rund 132 Mrd CHF.

Spielraum für Übernahmen
Weiterhin sieht sich das Management mit einer Kernkapitalquote (CET1) von 18,3% gut kapitalisiert. Auch nach der Ende Juni bekanntgegebenen Übernahme des Fondsmanagers Vescore von Raiffeisen, welche die Kapitalquote von Vontobel um 1-2 Prozentpunkte belasten dürfte, sieht man Spielraum für weitere Transaktionen. «Wir könnten am Kapitalmarkt leicht 350 bis 400 Mio CHF beschaffen», sagte Finanzchef Martin Sieg.

Das laufende Jahr 2016 bleibe «herausfordernd», hält Vontobel in der Medienmitteilung fest. Es sei weiterhin von «hoch volatilen Märkten, niedrigen Zinsen und einem andauernd unsicheren politischen Umfeld» auszugehen. Ins zweite Halbjahr sei man aber «recht gut» gestartet, sagte Staub. Allerdings dürfte dieses «wie üblich schwächer» als das erste Semester ausfallen. «Wir sind aber auf Kurs, die eigenen Mittelfristziele für 2017 zu erreichen», so der CEO.

Am Aktienmarkt wurde das Semesterresultat positiv aufgenommen, hatten die Analysten doch rückläufige Gewinnzahlen erwartet. Allerdings hätten aber auch die «sehr hohen» Abflüsse im Asset Management nach dem Weggang von Jain enttäuscht, hiess es. Die Vontobel-Aktien schlossen 3,4% höher, während der am SPI gemessene Gesamtmarkt 0,38% zulegte. (awp/mc/upd/ps)

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