Chinesen übernehmen bei Gategroup das Zepter

Chinesen übernehmen bei Gategroup das Zepter
Gategroup-CEO Xavier Rossinyol tritt per 1. November zurück. (Foto: Gategroup)

Gategroup-CEO Xavier Rossinyol gehört neu auch dem VR an. (Foto: Gategroup)

Zürich / Haikou – Der Verkauf der einstigen Swissair-Tochter, des Airline-Caterers Gategroup an den chinesischen Mischkonzern HNA schreitet weiter voran. Im Zug des Verkaufsprozederes haben am Freitag die neuen chinesischen Besitzer im Verwaltungsrat das Zepter übernommen.

An einer ausserordentlichen Generalversammlung wurde der Verwaltungsrat praktisch komplett ausgewechselt. Als einziges bisheriges Mitglied wurde Frederick Reid wieder gewählt. Neu ziehen der Chef von HNA, Adam Tan, in das Aufsichtsgremium ein, sowie die HNA-Topmanager Di Xin und Frank Nang. Ebenfalls neu gewählt sind Gategroup-Chef Xavier Rossinyol und Stewart Gordon Smith, VR-Präsident der Investmentgesellschaft Bravia Capital.

Am vergangenen Mittwoch hatte der chinesische Mischkonzern HNA mitgeteilt, dass ihm über 95% der Aktien angedient worden seien. In den Besitz der restlichen noch ausstehenden Aktien will HNA durch einen sogenannten Squeeze-out kommen, also durch den zwangsweisen Ausschluss von Minderheitsaktionären. Bereits Ende Mai hatte die Übernahmekommission grünes Licht für den Deal gegeben.

Doch dem, was jetzt wie eine friktionslose Übernahme aussieht, waren über ein Jahr lang ein Seilziehen und öffentlich ausgetragene Streitigkeiten vorausgegangen. Zum Showdown kam es an der ordentlichen Generalversammlung Mitte April.

Streit um Ertrag und Verwaltungsrat
So hatten zwei Hedgefonds, RBR Capital und Cologny Advisors, versucht, den bisherigen Verwaltungsratspräsidenten Andreas Schmid abzusetzen und den Verwaltungsrat nach ihrem Gusto umzugestalten. Damit wollten sie das Unternehmen restrukturieren, weil es ihrer Ansicht nach schlecht geführt war und darum zu wenig Ertrag abwarf.

Mit zwei neuen Mitgliedern konnten sich die zerstrittenen Parteien zwar auf einen Kompromiss einigen, doch vor der GV Mitte April eskalierte der Streit erneut. RBR Capital und Cologny haben dem Verwaltungsrat im Vorfeld der Generalversammlung mitgeteilt, dass sie zwei zusätzliche Mitglieder einschliesslich des Präsidenten in den Verwaltungsrat wählen lassen wollen.

Zudem forderten sie in einem offenen Brief die Aktionäre auf, an der Generalversammlung die vorgeschlagene Vergütung des Managements abzulehnen. Die Hedgefonds störten sich daran, dass sich trotz eines Jahresverlusts von 63,4 Millionen Franken die Vergütung des CEO ihrer Berechnung nach von 2014 auf 2015 verdoppelt habe.

Ebenso kritisierten sie, dass die Vergütung der anderen Mitglieder des Managements um über 30 Prozent angehoben werden sollte. Der Verwaltungsrat seinerseits antwortete mit einem Brief an die Aktionäre, in denen er den Hedgefonds vorwarf, falsch gerechnet zu haben.

An der GV vom 14. April unterlagen die oppositionellen Investoren. Im Gategroup-Verwaltungsrat blieb vorläufig alles beim Alten. Diese Auseinandersetzung verlor an Bedeutung, doch nur um mit anderen Vorzeichen neu aufzuflammen.

Streit um Übernahmeangebot
Etwa eine Woche vor der GV hatte die chinesische HNA Gategroup ein Übernahmeangebot in Höhe von 1,4 Mrd CHF unterbreitet. Die oppositionellen Gategroup-Aktionäre, die Hedgefonds RBR Capital Adivisors und Cologny Advisors, kritisierten umgehend das Übernahmeangebot als viel zu tief. Der Preis liege deutlich unter dem Unternehmenswert, so das Argument. Der Verwaltungsrat um Präsident Andreas Schmid hingegen stellte sich einstimmig hinter die Offerte.

Für das Zustandekommen der Übernahme hatte HNA eine Mindestandienungsquote von 67% der Aktien definiert. RBR Capital Advisors und Comindestenslogny Advisors hielten zusammen 11,3% an Gategroup. Bis zum 1. Juli, als die Angebotsfrist ablief, hatten die Gategroup-Aktionäre erst rund 62% der Aktien an HNA verkauft. Zusammen mit den von Gategroup selbst gehaltenen Aktien betrug die Beteiligungsquote rund 64%. Die festgelegte Mindestquote wurde also nicht erreicht.

Anfang Juli verzichtete HNA auf die Mindestandienungsquote und erklärte das Angebot mit den 67% der Aktien als zustande gekommen. HNA will im Zug der Übernahme die Aktien von der Börse nehmen. Der Vertreter des Hegdefonds RBR liess sich zitieren, man wolle «auch nicht Minderheitsaktionär bei einer dekotierten Gesellschaft sein, wo wir nicht wissen, was genau nun bei HNA auf der Agenda steht». In einer Nachfrist bis 21. Juli konnten die Gategroup-Aktionäre ihre Anteile weiterhin an HNA verkaufen. Nach Ablauf dieser Nachfrist vermeldete HNA in Besitz von 95,32 Prozent aller kotierten Aktien zu sein.

Bis Anfang Oktober soll die Übernahme nun vollzogen sein. Der neu gewählte Verwaltungsrat wird sein Amt am Tag des Vollzugs des Kaufangebots antreten. Und die Gategroup-Aktien werden wie angekündigt von der Schweizer Börse SIX dekotiert. (awp/mc/upd/ps)

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