Nestlé wächst organisch unter Erwartungen

Nestlé wächst organisch unter Erwartungen
Paul Bulcke, ehemaliger Nestlé-CEO. (Foto: Nestlé/Flickr)

Vevey – Nestlé ist im ersten Halbjahr 2016 etwas langsamer gewachsen als von Analysten erwartet. Da der Konzern dafür bei der Profitabilität positiv überraschen konnte, wurde das Ergebnis in Investorenkreisen doch gut aufgenommen. Zudem wurde der Ausblick für das Gesamtjahr, der eine deutliche Wachstumsbeschleunigung für das zweite Halbjahr impliziert, bestätigt, was ebenfalls auf Anklang stiess.

Organisch wuchs der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller in der Periode von Januar bis Juni um 3,5%, wobei 2,8% auf internes Realwachstum (RIG) und 0,7% auf Preisanpassungen zurückzuführen waren. Der Gesamtumsatz in Franken erreichte laut Angaben vom Donnerstag 43,2 Mrd (+0,7%). Nach einem organischen Wachstum von 3,9% im ersten Quartal verlangsamte sich die wichtigste Umsatzgrösse im zweiten Jahresviertel somit auf nur noch 3,1%.

Preis-Kompnente auf historischem Tief
Dabei fiel allerdings nicht nur die Preiskomponente wegen des deflationären Umfeldes vor allem in Europa auf einen historischen Tiefststand zurück (0,4%), auch die Mengenkomponente war mit 2,7% im Vergleich zum ersten Quartal klar rückläufig. Finanzchef Francois-Xavier Roger wollte hier allerdings nichts von einer grundlegenden Verlangsamung wissen. Der etwas höhere Wert im ersten Quartal sei vor allem auf den Schaltjahr-Effekt zurückzuführen.

Positiv entwickelte sich die (operative) Marge mit einem über den Analysten-Schätzungen liegenden Plus von 30 Basispunkten auf 15,3%. Wie der Finanzchef darlegte, hat Nestlé im ersten Halbjahr dank Effizienzgewinnen, sinkenden Rohstoffpreisen und Portfolio-Management die Bruttomarge insgesamt um 130 Basispunkte verbessert, wobei allerdings 100 davon gleich wieder investiert worden seien, vor allem in verkaufsfördernde Massnahmen. Unter dem Strich sank der Reingewinn zwar um rund 0,4 Mrd auf 4,1 Mrd CHF, was aber mit einer einmaligen Anpassung der latenten Steuern begründet und somit nicht negativ gewertet wurde.

Schwieriger Markt in China
CEO Paul Bulcke kommentierte das Ergebnis in der Mitteilung folgendermassen: «Die erste Jahreshälfte 2016 entsprach unseren Erwartungen mit einem Wachstum, das fast vollständig durch Volumen und den richtigen Produktmix getrieben wurde und uns weiter Marktanteile gewinnen liess.» Organisch sei man «breit abgestützt» und in allen Regionen und Kategorien gewachsen, hiess es.

Auch einige Problemfelder der jüngsten Vergangenheit hat der Konzern hinter sich gelassen. Das Tiefkühlgeschäft in den USA etwa laufe weiter gut, und in Indien habe das Geschäft ein Jahr nach der Maggi-Nudel-Affäre wieder angezogen. Die Konsumenten hätten fast wieder ähnlich viel Vertrauen in die Marke wie vor dem Verkaufsstopp, sagte CFO Roger.

Harzig verläuft die Entwicklung dagegen weiterhin in China. Während man im Kerngeschäft mit Nahrungsmitteln und Getränken den Markt übertroffen habe, laste die Marke Yinlu (Reisbrei etc.) nach wie vor auf der Gesamtleistung. Man arbeite hier aber weiter am Turnaround, hiess es. Nestlé sieht sich aber in Reich der Mitte insgesamt weiter gut aufgestellt: Man habe bei rund 60% der Produktkategorien Marktanteile gewonnen.

Ausblick bestätigt
Für die weitere Zukunft gibt sich der Konzern vorsichtig optimistisch: er hat den bisherigen Ausblick auf das Gesamtjahr nämlich bestätigt. Dieser sieht ein organisches Wachstum ähnlich dem Vorjahr (4,2%) vor. Um dies zu erreichen, müsste Nestlé somit im zweiten Halbjahr gegen 5% und damit deutlich schneller als im ersten Semester wachsen. CFO Roger sieht diverse Faktoren, die dazu beitragen werden. Dazu gehören etwa Preiserhöhungen in gewissen Regionen und Ländern. Grundsätzlich gehe er davon aus, dass die Preise im zweiten Quartal 2016 den Tiefpunkt erreicht haben, meinte er.

Auch von der Rohstoffseite sei eine Wende zu erwarten. Und ein guter Teil der erwarteten Verbesserung im zweiten Halbjahr soll von den Maggi-Nudeln in Indien kommen, die den grössten Teil des zweiten Semesters 2015 nicht im Verkauf waren. Dies hat auch dazu beigetragen, dass die Vergleichsraten des Vorjahres nun insgesamt einfacher zu erreichen sind als im ersten Semester.

Alles in allem wurde das Ergebnis denn auch begrüsst. Die Enttäuschung bei den Wachstumszahlen habe zwar zu Beginn zu Enttäuschung bzw. zu Gewinnmitnahmen geführt, hiess es; danach habe sich aber die Meinung durchgesetzt, dass Nestlé bezüglich Profitabilität und im Vergleich mit der Konkurrenz gut abgeschnitten habe. Am Donnerstag schloss das Papier denn auch 1,5% höher auf 79,50 CHF (SMI +0,4%). (awp/mc/upd/pg)

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