Hügli wächst im ersten Halbjahr nur dank Währungen

Hügli wächst im ersten Halbjahr nur dank Währungen
(Foto: Hügli)

Steinach – Der Ostschweizer Nahrungsmittel-Hersteller Hügli hat im ersten Semester 2016 zwar leicht mehr Umsatz erzielt, dies aber nur dank einem positiven Währungseffekt. Der Gewinn fiel dabei praktisch gleich hoch aus wie im Vorjahr. Aufgrund des weiterhin eher schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfeldes wurde der Ausblick etwas gesenkt.

Der Umsatz stieg in der Periode von Januar bis Juni in der Berichtswährung Franken zwar um 1,7% auf 190,1 Mio. Organisch musste Hügli hingegen einen Rückgang um 1,6% hinnehmen. Makroökonomische Unsicherheiten, ein verschärfter Wettbewerb und Veränderungen in den Vertriebsstrukturen hätten das erste Halbjahr 2016 belastet, teilte Hügli am Freitag mit.

«Unerwartet stark» war der Umsatzrückgang mit 5,3% im grössten Ländersegment Deutschland. Die Gründe dafür waren «vielfältig»: Einerseits habe man wegen der verschärften Konkurrenzsituation weniger Key-Accounts gewonnen, andererseits aber auch Aufträge mit ungenügender Marge aufgegeben. Aber auch eine deutlich rückläufige Umsatzentwicklung im Reformhausmarkt habe belastend gewirkt.

In gewissen Produkt-Kategorien habe man dort Einbrüche bis zu 20% gehabt, sagte Finanzchef Andreas Seibold gegenüber AWP. Der Trend sei vergleichbar mit der Schweiz, wo die grossen Detailhändler wie Migros (Alnatura) oder Coop ihr Angebot für Bio-Produkte ausbauen und die Kunden aufgrund des guten Preis-/Leistungsverhältnis vermehrt dort einkauften. Massnahmen zur Verbesserung der Situation seien eingeleitet. Ins Details wollte der Finanzchef allerdings nicht gehen.

Osteuropa «erfreulich»
Einen Umsatzrückgang musste Hügli auch in der Schweiz hinnehmen, wobei hier vor allem die Auswirkungen der Frankenstärke auf die Gastronomie zu spüren seien. Und in Grossbritannien seien die Bestellungen von einigen Grosskunden rückläufig gewesen, was ebenfalls zu einem Rückgang führte.

Erfreulich entwickelt habe sich hingegen das Segment Osteuropa mit einem Wachstum in Lokalwährungen von 9,1%. Einen förmlichen Umsatzschub im zweistelligen Bereich habe zudem die Ländergesellschaft in Italien aufgrund der starken Nachfrage nach Flüssigsaucen und -suppen erzielt.

Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA legte um 3,3% auf 23,4 Mio CHF zu, auf Stufe EBIT waren es noch +0,9% auf 16,4 Mio CHF. Die Margen erreichten damit 12,3% nach 12,1% bzw. unverändert 8,7%. Unter dem Strich stieg der Halbjahresgewinn um 1,0% auf 12,0 Mio CHF. Hügli erwähnte hier die «gute Kostenkontrolle» als zentralen Faktor. Kosten seien im Wesentlichen nur für strategische Projekte aufgebaut worden.

Sehr vorsichtig für zweites Semester
Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich Hügli nach dem schwierigen Halbjahr sehr vorsichtig. Man rechne im zweiten Semester mit einer vergleichbaren Umsatzentwicklung in Lokalwährungen wie im ersten Halbjahr, wobei die makroökonomischen und politischen Unsicherheiten die Nachfrage der Kunden eher noch dämpfen könnten, hiess es. Entsprechend sei ein Umsatz 2016 im Rahmen des Vorjahres zu erwarten.

Trotz der Wachstumsdelle würden aber alle Projekte weitergeführt und einige neu gestartet. Entsprechend rechnet das Unternehmen im zweiten Halbjahr mit leicht steigenden Kosten und somit einem Betriebsergebnis (EBIT) 2016 leicht unter Vorjahr. Diese Prognose ist etwas tiefer als die alte. Bisher war Hügli von einem moderaten organischen Wachstum (Grössenordnung 2-3%) sowie einem leicht überproportionalen EBIT-Anstieg ausgegangen.

Gewisser Brexit-Einfluss auf EBIT
Auch der Brexit wird das Hügli-Ergebnis beeinflussen, wie Finanzchef Seibold darlegte. Auf dem aktuellen Kursniveau des Pfundes ist der Einfluss auf den Umsatz (Translationseffekt) mit nur 1% zwar relativ gering, der Effekt auf den EBIT (Transaktionseffekt) ist mit maximal 5% aber durchaus spürbar. Für das zweite Semester 2016 seien es allerdings noch weniger, da ein Teil «gehedged» sei.

Akquisitionen sind für die Ostschweizer zudem weiterhin ein Thema. «Wir sehen uns durchaus in der Rolle des Konsolidierers», so Seibold. Der VR-Präsident prüfe sehr viele mögliche Übernahmekandidaten, allerdings sei im Moment nichts spruchreif. Als neuer Markt wären etwa Frankreich, Benelux und die nordischen Länder denkbar.

Die Hügli-Aktie verlor zu Beginn des Handels relativ deutlich, legte aber bis zum Handelsende um 1,5% auf 858 CHF zu (SPI -0,72%). (awp/mc/upd/ps)

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