GRIMALDI & PARTNERS: Zweites Halbjahr 2016 – Europäische Aktienmärkte mit Aufholbedarf?

GRIMALDI & PARTNERS: Zweites Halbjahr 2016 – Europäische Aktienmärkte mit Aufholbedarf?
Von Silvano Grimaldi, GRIMALDI & PARTNERS AG, Zürich.

Zürich – Die Aktienmärkte haben die Korrektur im Nachgang des Brexit-Entscheids schon ausgebügelt – es wurde dabei viel zu viel Negatives vorweggenommen, als objektiv zu erwarten war. Inzwischen notieren die US-Märkte auf Allzeit-Hoch und die Eurozone hat das Minus seit Anfang 2016 reduziert.

Die Märkte sind kurzfristig reif für eine Konsolidierung. Allerdings sieht der Ausblick für die zweite Jahreshälfte gut aus! Der im vergangenen Jahr unterbrochene Aufwärtstrend in Kontinentaleuropa dürfte spätestens nach den US-Präsidentschaftswahlen wieder mit voller Kraft fortgeführt werden und – unter der Führung der US-Börsen – bis ins 2017 andauern.

Vieles stimmt für Fortsetzung des Aufwärtstrends
Die vielen Pessimisten, die im Februartief 2016 den Beginn einer lang andauernden Baissephase erwartet haben, dürften weiterhin skeptisch bleiben hinsichtlich der positiven Entwicklung der letzten Wochen. Dieses Heer von Anlegern verhält sich erfahrungsgemäss prozyklisch, also werden sie in die Aktienmärkte erst dann wieder einsteigen, wenn sich diese deutlich vom Tief abgesetzt haben. Dies wiederum wird die Erholung an den Märkten noch weiter stützen.

Positiv für anhaltend freundliche Börsen stimmt die Tatsache, dass viele Börsianer noch immer nach Krisenherden, statt nach Kaufopportunitäten suchen. Wenn man die Bewertung von konjunktursensitiven Valoren im Verhältnis zu defensiven berücksichtigt, notieren erstere immer noch am unteren Ende der historischen Bewertungsspanne. Die zyklischen Wachstumstitel dürften im zweiten Halbjahr besser abschneiden als der Gesamtmarkt und die Skeptiker, die einzig in defensiven Werten (wie Pharmaaktien) investiert sind, unter Druck setzen!

Auch die US-Präsidentschaftswahlen im kommenden Herbst werden die Aktienmärkte positiv beeinflussen. Gemäss einer Studie ist der Wahlzyklus seit über 100 Jahren ein verlässlicher Indikator. In Wahljahren erlebt der Dow Jones Industrial nach einer klaren Schwäche eine Sommerrally, um dann nach den Wahlen auf Jahreshöchst zu schliessen.

Getragen von tiefen Zinsen und einer niedrigen Inflation erwarten wir eine Beschleunigung der US-Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte bis ins 2017. Einige Frühindikatoren, wie die Einkaufsmanager-Indizes, deuten auf ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum von rund 3,0% p.a. im zweiten Halbjahr hin nach 1,0% p.a. im ersten Halbjahr. Weil die Aktienmärkte der Konjunktur historisch im Schnitt um sechs Monate vorauseilen, werden in einem solchen Umfeld die marktbreiten Aktienmärkte ebenfalls zulegen. Die stark exportorientierten europäischen Länder, allen voran Deutschland, werden von der „Lokomotive“ USA profitieren können.

Schliesslich haben sich die Ängste, die nach dem Februartief für Katerstimmung gesorgt hatten, so gut wie gelegt. Mit dem Zerfall des Ölpreises, der Anfang Jahr bis auf 22 USD pro Barrel gefallen war, sind Ängste einer tiefen Rezession in China, die sich auf die ganze Weltwirtschaft ausgeweitet hätte, geschürt worden. Allerdings waren diese Befürchtungen unberechtigt. Nachdem sich die grossen Ölproduzenten Russland und Saudi-Arabien auf ein Einfrieren der Ölproduktion geeignet hatten, hat sich der Ölpreis deutlich von seinem Tief abgesetzt und notiert zurzeit um die Marke von 50 USD pro Barrel.

Die befürchteten aggressiven Zinserhöhungsschritte der US-Notenbank sind so gut wie vom Tisch, hat sie doch seit dem Zinsschritt vom Dezember 2015 keine weiteren mehr gemacht und zwischendurch klar kommuniziert, dass für 2016 maximal zwei Zinsschritte geplant seien. Nun sieht es sogar danach aus, dass es nur ein Zinsschritt gegen Ende Jahr sein wird!

Auch die Ängste um eine abrupte Abwertung der chinesischen Währung, um einen scharfen konjunkturellen Abschwung im Inland zu verhindern, sind mittlerweile gewichen. Zum einen hat sich seit April die Taktik der chinesischen Regierung in Richtung einer kleineren Währungsbewegung verändert. Zum anderen sind die Kapitalabflüsse geringer, die Devisenreserven stabiler und damit der Abwertungsdruck kleiner als befürchtet. So dürften Nachfrage und Angebot des Yuan ausbalanciert sein.

Ausblick: Ampeln auf grün
Nach einer gesunden Verschnaufpause während den Sommermonaten und einer Korrektur im Oktober vor den US-Wahlen
dürften die Ampeln für die Aktienmärkte allesamt auf grün schalten: Es dürfte bald der Anlageansatz „Buy Everything“ für 2016 gelten. Die Aktiengewinne dürften sich 2017 weiter ausweiten, während die Anlegergemeinschaft schliesslich die Loslösung von der kollektiven Angst feiern wird, welche die Kontinentalbörsen seit Frühling 2015 in Schach gehalten hat! (GRIMALDI & PARTNERS/mc/ps)

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