Schweizer Exporte wachsen erneut dank Medikamenten und Wirkstoffen

Schweizer Exporte wachsen erneut dank Medikamenten und Wirkstoffen
(Bild: © Binkski - Fotolia.com)

Bern – Schweizer Firmen haben auch im August ihre Verkäufe ins Ausland gesteigert. Allerdings wird das Wachstum weiterhin vor allem von den Exporten chemisch-pharmazeutischer Produkte getrieben, während Schweizer Uhren und Maschinen im Ausland derzeit weniger gefragt sind.

Die Ausfuhren kletterten wertmässig um 7,0%, wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Dienstag mitteilte. Der Effekt eines zusätzlichen Arbeitstages im August dieses Jahres wurde dabei herausgerechnet. Die Menge der Ausfuhren (real) legte um 1,2% zu.

Im Vergleich zum Juli schwächte sich die Exportdynamik jedoch ab: Die Ausfuhren gingen um saisonale Einflüsse herausgerechnet um 0,8% zurück.

Allerdings habe der Juli eine hohe Messlatte gesetzt, relativiert EZV-Ökonom Matthias Pfammatter gegenüber der Nachrichtenagentur sda und verweist auf die starken Zahlen des Vormonats: Im Juli hatten die Exporte saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 3,1% angezogen.

Exportschlager Pharma
Abnehmer für die Mehrexporte im August waren fast ausschliesslich Nordamerika und Europa. Die Exporte in die USA stiegen um 22%, diejenigen in die EU um 13%. Gut verkauft haben sich dort vor allem pharmazeutische Wirkstoffe, Medikamente und immunologische Produkte.

Ein Viertel aller Exporterlöse erzielt die Schweiz mit chemisch-pharmazeutischen Produkten. Die mengenmässigen Exporte dieser Warengruppe legten im August um 13% zu. Dank höherer Preise stiegen die Erlöse der Schweizer Exportschlager gar um 25% auf 3,5 Mrd CHF.

Keine andere Warengruppe kann an dieses kräftige Plus anknüpfen. Den nächstgrösseren Wachstumsschub weisen mit 6,3% Textilien, Bekleidung und Schuhe auf. Doch dahinter stecken nicht etwa grössere Ausfuhren von Schweizer Kleidern ins Ausland.

Sondern es handelt sich dabei schlicht um mehr Rücksendungen von Kleidungsstücken, die im Ausland gekauft und dahin zurückgeschickt wurden, wie Pfammatter bestätigt. Mit der Retoure tauchen die bei Zalando und Co. gekauften Schuhe, T-Shirts und Pullover in der Statistik Schweizer Exporte auf. Und diese steigen dank anziehender Bestellungen bei ausländischen Kleiderhändlern stetig und kräftig an.

Wachstum können neben Medikamenten und Kleider-Retouren noch die Präzisionsinstrumente verbuchen mit 3,3%, Bijouterie und Juwelierwaren mit 2,5% und Metalle mit 1,1%.

Einbussen für Uhren und Maschinen
Weniger ins Ausland verkauft haben dagegen Hersteller von Kunststoffen sowie Nahrungs- und Genussmitteln. Die deutlichsten Einbussen mussten die Produzenten von Uhren mit einem Exportminus von 13% hinnehmen, aber auch Papier und Grafische Erzeugnisse (-7,2%) sowie Maschinen und Elektronik (-6,0%) verkauften sich im August deutlich schlechter.

Die Exporte der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) hatten sich in der ersten Jahreshälfte noch erholt. Einzig die Maschinenausfuhren lagen leicht unter dem Vorjahreswert. Das Ergebnis eines einzelnen Monats solle nun nicht überbewertet werden, sagt Swissmem-Sprecher Ivo Zimmermann.

Für Ende Jahr und Anfang des kommenden Jahres sind die Aussichten wieder besser. Dann dürften sich die Aufträge, die im ersten Semester zahlreicher als im Vorjahreszeitraum eingingen, in den Exporten niederschlagen. Denn vom Auftrag bis zur Lieferung müsse etwa mit sechs bis neun Monaten gerechnet werden, sagt Zimmermann.

Bei den Schweizer Luxusuhren hingegen ist der Wurm drin. Das Minus seit Jahresbeginn beträgt 10,9%. Der Luxusmarkt leide weltweit, sagte Philippe Pegoraro vom Verband Schweizerischer Uhrenindustrie (FH) gegenüber der sda. Und die Uhrenhersteller leiden mit, denn zwei Drittel ihrer Exporte erzielen sie mit Luxusuhren ab 3’000 CHF.

Laut Pegoraro rühren die Schwierigkeiten mehr von strukturellen Veränderungen als von der schwächelnden Konjunktur. Vor allem politische Massnahmen in China drückten auf die Konsumlust. Einerseits sind teure Uhren als Geschenke wegen der Anti-Korruptionskampagne nicht mehr so gefragt, andererseits können sich die Chinesen durch die Abwertung des Yuan im vergangenen Sommer weniger leisten.

Mehr Pharma- und Fahrzeugimporte
Die Schweizer hingegen importierten im August erneut mehr. Die Importe zogen nominal um 8,4% und real um 5,1% an. Wie bei den Exporten spielten auch hier die Importe von chemisch-pharmazeutischen Produkten eine grosse Rolle. Grosser Beliebtheit erfreuten sich auch Fahrzeuge, vor allem Luft- und Raumfahrtzeuge, aber auch Autos.

Insgesamt exportiert die Schweiz weiterhin deutlich mehr als sie importiert. Im August belief sich dieser Exportüberschuss auf 3,0 Mrd CHF. (awp/mc/upd/ps)

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