Credit Suisse: Trump-Sieg bedeutet Unsicherheit und Marktvolatilität

Credit Suisse: Trump-Sieg bedeutet Unsicherheit und Marktvolatilität
(Bild: Les Cunliffe - Fotolia.com)

von Michael Strobaek, Global Chief Investment Officer Credit Suisse

Zürich – Mit einem von vielen Beobachtern als unwahrscheinlich erachteten Ergebnis ist der Republikaner Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt worden. Nach dem letzten Stand der Auszählungen konnte er 288 Wahlmännerstimmen für sich gewinnen. Die Republikaner werden auch den Kongress kontrollieren. Da Donald Trump während des Wahlkampfs von vielen Republikanern nur halbherzig unterstützt wurde, wird sein Einfluss auf die Republikanische Partei trotz des heutigen Sieges möglicherweise begrenzt bleiben.

Es ist daher davon auszugehen, dass die politische Agenda stark auf die derzeitige republikanische Orthodoxie ausgerichtet sein wird, sodass Politik und Wachstum mit Unsicherheit behaftet sein dürften. Dies bedeutet vermutlich eine höhere Volatilität, da die Märkte auf politische Unsicherheit negativ reagieren. Vor diesem Hintergrund stehen Aktien und andere risikobehaftete Anlagen unter Druck, da die Anleger unmittelbar nach den Wahlen Zuflucht in als sichere Häfen geltenden Anlagen suchen, wie z.B. Staatsanleihen, Gold, USD, CHF und JPY.

Wahrscheinliche Reaktionen
Was die fernere Zukunft angeht, so könnte sich der Sieg als herber Rückschlag im Hinblick auf die inländischen und globalen Bemühungen gegen den Klimawandel erweisen, da sich der Fokus möglicherweise wieder auf die Kohle-, Erdgas- und Ölindustrien verlagert. Hinzu kommt, dass Trump in seinem Wahlprogramm der Steigerung der Infrastruktur- sowie der Verteidigungsausgaben und dem Schutz des inländischen verarbeitenden Gewerbes eine hohe Priorität eingeräumt hat. Verschiedene Branchen wie Rüstungsunternehmen, Stahlproduzenten und Bauunternehmen dürften von diesen Vorschlägen profitieren. Darüber hinaus will Trump eine Rückführung von Unternehmensgeldern bewirken, die ausserhalb der USA gehalten werden, und die Steuervergünstigung für im Ausland erzielte Gewinne abschaffen. Eine Umsetzung dieser Vorschläge käme liquiditätsstarken Unternehmen wie Apple, Microsoft, Google sowie Pharmakonzernen zugute.

An den Fixed-Income-Märkten erwarten wir aufgrund der erhöhten Unsicherheit und Risikoaversion zunächst einen Rückgang der Treasury-Renditen. Etwaige länger andauernde Turbulenzen an den Finanzmärkten könnten die Wahrscheinlichkeit einer Zinsstraffung durch die Federal Reserve (Fed) im Dezember sinken lassen. Der US-Dollar dürfte unter zusätzlichen Druck geraten, da der Fokus auf Handelskonflikte und Vorwürfe von Währungsmanipulation Währungen aus Ländern mit Leistungsbilanzüberschüssen am stärksten begünstigen könnten. Der japanische Yen, der sich aufgrund der erwarteten Zinsstraffung der Fed in den letzten Wochen abgeschwächt hat, könnte besonders positiv reagieren. Was die Nachbarländer der USA angeht, so verliert der MXN weiter an Boden gegenüber dem USD, und auch der CAD dürfte abwerten, da die bestehenden Handelsbeziehungen gefährdet sein könnten.

Neues Amerika wird in der Positionierung berücksichtigt
Bei unserer neuen Portfoliopositionierung berücksichtigen wir die politischen Risiken im Zusammenhang mit diesem Wahlergebnis. Bei Aktien gehen wir von einer negativen zu einer neutralen Einschätzung über, da massive Verkäufe an den Aktienmärkten vermutlich nur von kurzer Dauer sein werden. Auf den gegenwärtigen Kursniveaus gehen wir nicht länger von einer Underperformance bei Aktien aus und raten in Schwächephasen zu Käufen. Allerdings dürften Schwellenmarktaktien anfällig auf Handelsrisiken infolge des Trump-Siegs reagieren, weshalb wir zu einer neutralen Beurteilung übergehen. Fixed Income schätzen wir nach wie vor neutral ein, beurteilen Staatsanleihen im Rahmen unserer Fixed-Income-Strategie aber nicht länger mit Underperform, sondern mit Neutral. (CS/mc)

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