Hypothekarbank Lenzburg: Börsenjahr 2016 – Die Gewinner sind Small- und Mid-Caps

Hypothekarbank Lenzburg: Börsenjahr 2016 – Die Gewinner sind Small- und Mid-Caps

Von Reto Huenerwadel, Leiter HBL Asset Management*

Lenzburg – Aktien von klein- und mittelkapitalisierten Firmen laufen besser als Blue-Chips. Das ist seit den 1980er-Jahren erforscht. Auch in diesem Jahr haben Small- und Mid-Caps grosskapitalisierte Titel hinter sich gelassen. Chancen für Anleger ergeben sich, weil das Research von Grossbanken Small- und Mid-Caps immer weniger beobachtet.

US-Präsidentschaftswahlen, Brexit und Negativzinsen: Das Börsenumfeld ist derzeit von grossen Unsicherheiten geprägt. Trotzdem lassen sich mit Aktien systematisch Überrenditen erzielen. Und zwar mit sogenannten Small- und Mid-Caps, also mit Valoren von klein- und mittelkapitalisierten Unternehmen (Marktkapitalisierung zwischen 500 Millionen und 15 Milliarden Franken). Dieses Titelsegment ist gerade in der Schweiz ein wesentlicher Baustein für jedes Aktienportfolio.

Viele Schweizer Small- und Mid-Caps sind Weltmarktführer, gehören also zu den Besten der Welt. Die Konzentration auf hochspezialisierte Nischenprodukte erhöht die Eintrittsbarrieren für Mitbewerber und sichert eine erhöhte Gewinnmarge. Davon profitieren etwa Logitech, Temenos, Dormakaba, Galenica oder Tecan. Andere Unternehmen wie Mobimo, Emmi oder Valora können wiederum von der hohen Kaufkraft der Schweizer aber auch von anderen makroökonomischen Trends wie der historisch günstigen Finanzierung profitieren.

Breitere Streuung möglich
Neben diesen volkswirtschaftlichen Argumenten gibt es vor allem auch technische Aspekte, die für eine Investition in Schweizer Small- und Mid-Caps sprechen. So konnte bereits im Jahr 1981 der Schweizer Rolf Banz in einem Artikel zeigen, dass Aktien von kleinen und mittleren Firmen im Schnitt eine höhere jährliche Rendite erzielen als die Aktien von grosskapitalisierten Firmen (Bluechips), die im Swiss Market Index (SMI) enthalten sind.

Wie die Daten aus dem aktuellen Jahr zeigen, scheint dieser sogenannte Size-Effekt immer noch zu gelten: Während der SPI Extra (Swiss Performance Index ohne SMI-Titel) im letzten Jahr rund 10 Prozent zulegen konnte, hat das Bluechips-Barometer SMI in der gleichen Zeit rund 10 Prozent an Wert eingebüsst (siehe Grafik).

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Für Vermögensverwalter hat der Size-Effekt gerade in der jüngsten Vergangenheit wieder an Bedeutung gewonnen. So kann ein Portfolio auf Basis der Small- und Mid-Caps in der Schweiz deutlich breiter gestreut werden. Alleine die grössere Anzahl Unternehmen ermöglicht eine feinere Strukturierung eines Portfolios beispielsweise auf Ebene der Sektoren. Während der SMI mit den grössten Unternehmen der Schweiz lediglich 20 Titel enthält, von denen die grossen drei über 60 Prozent des Index ausmachen, umfasst der SPI Extra etwas weniger als 200 Titel. Fundamentale Überzeugungen lassen sich mit dem SPI Extra also besser abbilden.

Mega-Fonds machen Bluechips volatiler
Da sich gleichzeitig der Fokus der Analysten weitgehend auf grosse Unternehmen konzentriert, ist es schwierig in diesen Titeln auch bei sorgfältigster Analyse kursrelevante Zusatzinformationen zu generieren. Diese Titel entwickeln sich im Wesentlichen mit dem Kapitalzu- und -abfluss der grossen Fonds, nicht zuletzt der grossen internationalen Exchange Traded Funds (ETF’s).

Vielfach verhalten sich solche Mega-Fonds nach dem gleichen Strickmuster: Sie kaufen dann, wenn alle kaufen, und verkaufen, wenn alle verkaufen. Dies kann zur scheinbar paradoxen Situation führen, dass grosskapitalisierte Titel stärkeren Kursschwankungen unterworfen sind als klein- oder mittelkapitalisierte Valoren. Da spielt die Beurteilung einzelner Investoren dann nur noch eine untergeordnete Rolle.

Firmenqualität ist entscheidend
Anders sieht die Situation bei Small- und Mid-Caps aus: Nicht nur schauen weniger Analysten im Detail auf diese Unternehmen. Ein einzelner Analyst muss auch eine viel grössere Anzahl Unternehmen abdecken. Da gleichzeitig auch die Überzeugungen einzelner Anleger eine viel grössere Rolle spielen, ergibt sich für einen Investor eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten.

Intuitiv ist leicht zu erkennen, dass alle in der Zukunft grossen Unternehmen der Schweiz in der Regel über einen Platz im SPI zum Bluechip heranwachsen. Sei es als Übernahmekandidat oder als Wachstumsunternehmen – in diesem Index ist die Unternehmensdemographie besonders dynamisch.

Es gibt aber nicht nur erfolgreiche Wachstumsfirmen. Im breiten Markt sind oft auch finanzmarkttechnische Problemfälle anzutreffen. Deshalb ist eine sorgfältige Auswahl der viel versprechenden Kandidaten und damit ein aktiver Anlageansatz nötig. Diesen Schluss legt auch eine Untersuchung aus dem Jahr 2015 nahe, die zeigt, dass Anleger mit Aktien von kleineren Unternehmen über längere Zeit eine signifikante Überrendite erzielen können, wenn sie die qualitativ schlechten Firmen aussondern.

* Das HBL Asset Management ist der Vermögensverwaltungsbereich der Hypothekarbank Lenzburg AG. Der Artikel wurde anlässlich der Lancierung des HBL-Tracker-Zertifikats «Aktien Schweiz: Small- und Mid-Cap» verfasst. Mehr Informationen zum neuen Anlageprodukt inklusive Facts-Sheet finden Sie hier.

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