Kleine Banken sind laut Studie erfolgreicher als erwartet

Kleine Banken sind laut Studie erfolgreicher als erwartet
(Bild: © styleuneed - Fotolia.com)

Luzern – In aktuellen Diskussionen um Skaleneffekte und Grössenvorteile heisst es immer wieder, dass kleine Banken am Markt nur noch wenig Chancen haben. Schweizer Kleinst-Banken sind aber laut einer Studie der Hochschule Luzern erfolgreicher als gemeinhin angenommen.

Banken mit rund zehn Mitarbeitenden und einer Bilanzsumme von weniger als 400 Mio CHF können sehr gute und ausgewogene finanzielle Kennzahlen ausweisen. Dies zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der Hochschule Luzern.

Dabei wurden 91 in der Schweiz aktive Retail Banken (24 Kantonalbanken, 59 Sparkassen und Regionalbanken, die Raiffeisen-Gruppe und 7 weitere Banken) ohne die Grossbanken berücksichtigt.

Kleine Banken schwingen obenauf
Laut den Studienautoren zeichnet sich eine erfolgreiche Bank durch hohe Rentabilität, solide Struktur und eine entsprechende Risikopolitik aus. Eine zu den Top-Performern gehörende Bank generiert dabei unter anderem Erträge aus unterschiedlichen Ertragspfeilern und finanziert Kundenausleihungen zu einem Grossteil über Kundengelder. Sie weist einen geringen Prozentsatz an gefährdeten Forderungen aus und verfügt über solides Eigenkapital und genügend Liquidität.

Die Studie hat für das Jahr 2015 die 15 Banken mit der besten Performance ermittelt. Wie bereits im Vorjahr schloss die Berner Bank EEK am besten ab. Die Bank, die nur eine einzige Geschäftsstelle betreibt und über eine Bilanzsumme von rund 1,3 Milliarden Franken verfügt, zeichnet sich aus durch ein sehr gutes Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag (Cost-Income-Ratio) und eine hohen Zinsmarge. Sie verfügt über viel Eigenkapital, die gefährdeten Forderungen sind sehr tief, obwohl die Kundenausleihungen stark angewachsen sind.

Auf Platz 2 des Rankings liegt die Ersparniskasse Affoltern im Emmental. Es folgen die Kantonalbanken aus Schwyz und Graubünden sowie die Spar- und Leihkasse Wynigen. Insgesamt sind fünf Kantonalbanken und zehn Sparkassen und Regionalbanken unter den besten 15 Banken klassiert.

Auffällig sind dabei die vielen Kleinst- und Klein-Banken. Zehn der 15 Banken haben weniger als 37 Mitarbeitende gemessen an Vollzeitstellen. Die Ersparniskasse Affoltern i.E., die Platz 2 belegt, zählte sogar lediglich sechs Mitarbeitende und verfügte per Ende 2015 über eine Bilanzsumme von lediglich 247 Mio CHF.

Mit den Kantonalbanken aus den Kantonen Thurgau, Waadt, Graubünden und Schwyz sind mit Bilanzsummen zwischen 16 Milliarden und 43 Mrd CHF aber auch mittelgrosse bis grosse Retail Banken vertreten.

Die Studie zeigt, dass die Rendite auf eingesetzte Vermögensteile (Return on Assets) nur sehr schwach mit der Bilanzsumme korreliert. Etwas anders zeigt sich die Situation beim Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag, wo es ganz kleinen Banken tendenziell schwerer fällt, tiefe Werte zu erreichen.

Hohe Zinsmargen der Kleinst-Banken
Deutlich abheben können sich Kleinst-Banken allerdings bei der Zinsmarge. Hier erreichen sie laut der Studie teilweise enorm hohe Werte. Die Ersparniskasse Affoltern i.E. erzielte beispielsweise einen hohen Wert von 1,52 Prozent. In der Studie heisst es dazu, dass ganz generell in ländlichen Gebieten oftmals etwas tiefere Wettbewerbsintensität und die starke lokale Verankerung dieser Banken höhere Margen zulassen dürften.

Auch die Eigenmittelausstattung und eine hohe Liquidität lägen bei den Kleinst-Banken in der Regel signifikant über den regulatorischen Anforderungen. Laut den Studienautoren können aber auch die Kantonalbanken aus der Waadt (Platz 9) und Graubünden (Platz 4) mit einem guten Ertragsmix punkten. Die Thurgauer Kantonalbank (Platz 14) zeige ausserdem, dass man es mit durchgehend guten Zahlen weit nach vorne im Ranking schaffen könne.

Zu beachten ist allerdings, dass sich das Ranking lediglich auf ein Jahr bezieht. Die Autoren verweisen darauf, dass man gespannt sein dürfe, ob kleine Banken ihre Ergebnisse auch in den nächsten Jahren bestätigen könnten. Sei doch davon auszugehen, dass die hohen Zinsmargen der kleinen Banken in Zukunft noch stärker unter Druck geraten dürften. (awp/(mc/ps)

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