US-Notenbank hebt Leitzins um 0,25 Prozentpunkte an

US-Notenbank hebt Leitzins um 0,25 Prozentpunkte an
Janet Yellen, scheidende Fed-Chefin. (Foto: © United States Government Work)

Washington – Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins zum zweiten Mal seit der Finanzkrise erhöht. Die Leitzinsprognosen der Währungshüter legen zudem nahe, dass im kommenden Jahr drei weitere Zinsanhebungen folgen könnten.

Die Fed-Funds-Rate werde um 0,25 Prozentpunkte angehoben und liege künftig in einer Spanne zwischen 0,50 und 0,75 Prozent, teilten die Währungshüter am Mittwoch in Washington mit. Volkswirte und Finanzmärkte hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. An den Finanzmärkten war sie bereits vollständig eingepreist. Entsprechend wenig reagierte die Wall Street.

Weiter lockere Geldpolitik
Der Beschluss sei einstimmig gefallen, heisst es in der Mitteilung zur Entscheidung. Für 2017 rechnen die Notenbanker demnach im Mittel mit drei weiteren Leitzinsanhebungen. Die Inflation habe in diesem Jahr zugelegt und dürfte auf 2 Prozent steigen. Die Lage am Arbeitsmarkt habe sich verbessert. Im Mittel rechnen die US-Notenbanker weiterhin für kommendes Jahr mit einer Inflationsrate von 1,9 Prozent.

Die letzte Anhebung um ebenfalls 0,25 Prozentpunkte erfolgte im Dezember 2015. Zuvor hatte der Zinssatz seit Ende 2008 – also kurz nachdem die weltweite Finanzkrise ihren Höhepunkt erreicht hatte – in der Spanne zwischen null und 0,25 Prozent gelegen. Die geldpolitische Haltung bleibe locker, hiess es in der aktuellen Mitteilung.

Fed: Wirtschaft lässt nur graduelle Zinsanhebungen zu
Zum Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung vor einem Jahr schien es so, als würde die Fed in diesem Jahr ganze vier Mal an der Zinsschraube drehen. Doch daraus wurde nichts: Erst kamen der Fed die weltweiten Börsenturbulenzen zu Jahresbeginn in die Quere, dann folgte eine globale Wachstumsschwäche und das Brexit-Votum der Briten. Schliesslich hielt sich die Notenbank im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl zurück. Die Wirtschaft dürfte aber auch jetzt nur Zinsanhebungen in kleinen Schritten zulassen, hiess es von der Fed.

Nach dem Wahlsieg des Republikaners Donald Trump war die an den Finanzmärkten eingepreiste Wahrscheinlichkeit einer Leitzinsanhebung im Dezember auf 100 Prozent gestiegen. Grund dafür waren erhöhte Inflationserwartungen, die vor allem auf die Erwartung einer lockeren Fiskalpolitik unter Trump zurückzuführen sind.

Der Euro fiel nach der Entscheidung auf sein Tagestief von 1,0560 US-Dollar. Die Anleihekurse in den USA gaben nach, während die Renditen zulegten. Die Aktienkurse reagierten leicht negativ.

«Künftige Wirtschaftspolitik unsicher»
Die Chefin der US-Notenbank Fed sieht den weiteren geldpolitischen Kurs in Abhängigkeit von der Politik der künftigen US-Regierung unter Donald Trump. Die wirtschaftliche Entwicklung und die künftige Wirtschaftspolitik seien unsicher, sagte Janet Yellen am Mittwoch auf der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung. Einige Fed-Mitglieder rechnen demnach mit einer Änderung der Fiskalpolitik. Es sei noch unklar, wie die Geldpolitik darauf reagieren würde. Man habe Zeit, um die politische Entwicklung abzuwarten.

Höhere Staatsausgaben seien jedenfalls nicht unbedingt nötig, um Vollbeschäftigung zu erreichen, sagte Yellen. Seit der Wahl des Republikaners Trump zum künftigen US-Präsidenten sind die Inflationserwartungen und damit auch die Renditen an den Finanzmärkten deutlich gestiegen. Die Investoren rechneten mit einer expansiven Fiskalpolitik, sagte die Fed-Chefin.

Entscheidung über mögliche zweite Amtszeit noch offen
Sie wolle Trump keine Ratschläge zur Tagespolitik geben, sagte Yellen. Zu beachten sei aber die Schuldenquote. Ausserdem sollten Fortschritte bei der Bankenregulierung nicht rückgängig gemacht werden, wenn auch eine Lockerung der Regulierung für kleinere Banken möglich wäre. Fed-Mitarbeiter stünden in Kontakt mit dem Trump-Team, sie persönlich bisher jedoch noch nicht.

Ob sie für eine weitere Amtszeit antreten wird, liess Yellen offen. Sie werde die Entscheidung darüber später treffen. Yellens Vertrag läuft noch bis Februar 2018. Als künftiger Präsident könnte Trump eine weitere Amtszeit Yellens verhindern.
(awp/mc/upd/ps)

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