Paukenschlag bei Aryzta: Nach Gewinnwarnung nimmt Führungsetage ihren Hut

Paukenschlag bei Aryzta: Nach Gewinnwarnung nimmt Führungsetage ihren Hut
Owen Killian, abtretender Aryzta-CEO.

Zürich – Vor drei Wochen eine Gewinnwarnung und jetzt nimmt die Konzernspitze ihren Hut – der Backwarenkonzern Aryzta kommt vorerst nicht zur Ruhe. Aryzta-Verwaltungsratspräsident Gary McGann, erst seit Dezember im Amt, zieht offensichtlich die Reissleine.

Konzernchef Owen Killian, Finanzchef Patrick McEniff und der Chef des Amerika-Geschäfts, John Yamin, werden auf Ende des Geschäftsjahres (Juli) ihre Ämter niederlegen, wie Aryzta am Dienstag mitteilte. Über einen Headhunter würden nun ihre Nachfolger gesucht.

Neue Besen kehren…
Bis dahin hat der Verwaltungsrat laut Mitteilung ein drei Mitglieder umfassendes Executive-Management-Team berufen, um für Stabilität bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten zu sorgen. Die Führungscrew besteht aus dem operativen Chef (COO) Europa, Dermot Murphy, dem COO des Amerika-Geschäfts, Ronan Minahan, und dem COO der Region Asien Pazifik/Naher Osten/Afrika (APMEA), Robert O’Boyle.

Verwaltungsratspräsident McGann bedankte sich am Dienstag bei den abtretenden Managern summarisch in einem Satz für deren Beitrag bei der Schaffung einer einheitlichen Infrastruktur. Wenige Worte für langjährige Führungskräfte: Killian und Finanzchef McEniff waren nämlich seit der Fusion des Aargauer Tiefkühlbackwaren-Herstellers Hiestand mit dem irischen Grossaktionär IAWS im Sommer 2008 in Amt und Würden.

Aryzta-Chef Killian hatte sich offensichtlich verschätzt, als er im Januar die Schwäche insbesondere im nordamerikanischen Markt als lösbares Zeitproblem bezeichnete. Offenbar wollte McGann nicht länger zuwarten.

Die neuen Führungskräfte zusammen mit einer verbesserten Kapitalstruktur würden dem Konzern Stabilität bringen, mit dem Ziel sowohl Performance als auch Wachstum zu verbessern, liess sich McGann in der aktuellen Mitteilung zitieren.

Picard-Investition wird überprüft
Neben dieser grossen Personalrochade kündigte Aryzta zudem eine Anpassung der Kreditbedingungen (Covenants) an. Derzeit operiere man weiterhin mit einem Covenant von 3,5x Nettoverschuldung/EBITDA, es gebe aber die Option für eine Erhöhung auf 4,0x. Sollte dieser Bereich erreicht werden, stiegen die Finanzierungskosten um 40-50 Basispunkte.

Ausserdem prüft man Alternativen für die Beteiligung am französischen Tiefkühlprodukthersteller Picard. Derzeit hält Aryzta eine Beteiligung von 49% mit einer Option auf den Erwerb der verbleibenden 51%. Mögliche Erlöse würden zur Stärkung der Bilanz verwendet.

McGann stand wohl angesichts einer Gewinnwarnung im Januar unter Zugzwang. Aryzta hatte damals angekündigt, dass der Gewinn je Aktie per Ende Dezember 2016, das heisst nach fünf Monaten des Geschäftsjahres 2016/17, rund ein Fünftel unter dem Vorjahr liege und ähnliches auch für das Gesamtjahr gelten dürfte. In der Folge brach die Aktie um über 30% ein.

Börse applaudiert
Händler nahmen am Dienstag die angekündigten Massnahmen sehr positiv auf. Aryzta erfülle damit in etwa die seit der unerwarteten Gewinnwarnung vernehmbaren Forderungen der Finanzgemeinde, hiess es. Der Einschnitt im Management, aber auch eine mit Banken erzielte Einigung würden am Markt mit Erleichterung aufgenommen.

Die Aktien des Tiefkühlbackwarenherstellers kletterten am Dienstag um 11,5% nach oben und schlossen bei 33,08 CHF. (awp/mc/upd/ps)

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