Deutsche Lufthansa will trotz Rekordgewinn weiter sparen

Deutsche Lufthansa will trotz Rekordgewinn weiter sparen
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa. (Foto: (Christian Schlueter / Lufthansa)

München / Frankfurt – Die Lufthansa hat 2016 trotz Pilotenstreik und Terrorangst erneut einen Rekordgewinn erzielt. Dank der Einigung über die Betriebsrenten der Flugbegleiter verdiente Deutschlands grösste Airline unter dem Strich 1,8 Milliarden Euro und damit fünf Prozent mehr als 2015. Der jüngste Deal mit den Piloten dürfte den Überschuss auch 2017 einmalig nach oben treiben. Doch bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in München sah Lufthansa-Chef Carsten Spohr angesichts fallender Ticketpreise und steigender Treibstoffkosten keine Alternative zu weiteren Einsparungen. Und im Gebührenstreit mit dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport liess er die Muskeln spielen.

An der Börse lösten die Nachrichten einen Kurssprung aus. Am Nachmittag lag die Lufthansa-Aktie mit 5,17 Prozent im Plus und war damit mit Abstand Spitzenreiter im Dax . Die Aktien haben seit Anfang Februar einen nahezu ungebrochen guten Lauf und hatten bereits am Vortag durch die Einigung im Tarifstreit mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit Auftrieb erhalten.

Cargo in den roten Zahlen
Im abgelaufenen Jahr konnte die Lufthansa die Kosten des sechstägigen Pilotenstreiks und fallende Ticketpreise fast auffangen. Während der Umsatz um gut ein Prozent auf 31,7 Milliarden Euro zurückging, fiel der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) mit 1,75 Milliarden Euro knapp vier Prozent niedriger aus als im Vorjahr.

Der Rückgang lag vor allem an einem 50-Millionen-Euro-Verlust bei der schwächelnden Frachtsparte Lufthansa Cargo, die gerade eine teure Sanierung durchmacht und in diesem Jahr einen weiteren Frachter aus der Flotte nimmt. Das Passagiergeschäft warf trotz des 100 Millionen Euro teuren Streiks etwas mehr ab als im Vorjahr. Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr eine Dividende von 50 Cent je Anteilsschein erhalten.

Betriebsrenten-Einigung entlastet
Unter dem Strich trieb die Entlastung bei den Betriebsrenten der Flugbegleiter den Gewinn um 652 Millionen Euro nach oben. Lufthansa zahlt ihren Beschäftigten nur noch Festzuschüsse zur Altersversorgung, statt wie bislang die Betriebsrenten in voller Höhe zu garantieren. Das am Mittwoch verabredete Abkommen mit den Piloten soll im laufenden Geschäftsjahr einen ähnlichen Einmaleffekt in hoher dreistelliger Millionenhöhe bringen, sagte Finanzvorstand Ulrik Svensson.

Ab 2018 sollen die Piloten zudem mehr, flexibler und länger arbeiten und der Lufthansa dauerhaft Einsparungen von 150 Millionen Euro pro Jahr bescheren, wie Spohr klarstellte. Für 2017 rechnet der Manager jedoch mit einem weiteren leichten Rückgang des operativen Gewinns. Nur mit weiteren Einsparungen könne der Konzern den Rückgang der Stückerlöse und die steigenden Treibstoffkosten bewältigen, sagte er.

Eurowings verschlingt noch Geld
Weiteres Geld kostet die Lufthansa auch der Ausbau ihrer Billigmarke Eurowings. Diese schrieb 2016 einen operativen Verlust von 91 Millionen Euro. Im neuen Jahr dürfte die Integration von 33 Flugzeugen von Air Berlin und der belgischen Lufthansa-Tochter Brussels das Eurowings-Ergebnis belasten. Mit der Billigtochter, bei der vor allem die Piloten deutlich weniger verdienen als bei der Kernmarke Lufthansa, will Spohr den grossen Billigheimern Ryanair und Easyjet Paroli bieten. Eurowings soll auf mehr als 160 Flugzeuge wachsen und damit zum drittgrössten Billigflieger in Europa werden.

Unterdessen setzte Spohr Lufthansas Heimatflughafen Frankfurt in dem seit dem Herbst schwelenden Gebührenstreit unter Druck. «Wir wollen auf gleichen Strecken gleiche Konditionen», sagte der Manager mit Blick auf die Sonderrabatte, die der Flughafenbetreiber Fraport Neukunden wie dem Billigflieger Ryanair auf Strecken einräumt, die auch von anderen Fluggesellschaften bedient werden.

Indirekt drohte der Lufthansa-Chef auch damit, Flüge aus Frankfurt an andere Drehkreuze der Lufthansa-Gruppe zu verlegen. Zumindest die Umsteiger gingen dann dem Frankfurter Flughafen als Passagiere verloren. Zuvor hatte die Airline angekündigt, fünf weitere neue Grossraumjets vom Typ Airbus A350 in München zu stationieren. (awp/mc/upd/ps)

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