ABB übernimmt österreichische Firma B&R

ABB übernimmt österreichische Firma B&R
ABB-CEO Ulrich Spiesshofer. (Foto: ABB)

Zürich – ABB verstärkt den Bereich Industrieautomation mit dem Kauf von Bernecker + Rainer Industrie-Elektronik (B&R). Damit wird laut Management eine bedeutende Lücke im Produktportfolio geschlossen. Die Rentabilität der im oberösterreichischen Eggelsberg beheimateten Firma ist laut den Angaben vergleichbar mit jener von ABB.

«Der Kauf ist der wichtigste strategische Schritt, den ABB je getan hat», sagte ABB-CEO Ulrich Spiesshofer an einer Telefonkonferenz am Dienstag. «Der Kauf dreht sich ganz um das Thema Wachstum und um den Ausbau der Innovationsführerschaft. Kulturell und strategisch passen ABB und B&R perfekt zusammen.» Damit stärke ABB seine Position als Nummer 2 in der Industrieautomation.

Spiesshofer verweist dabei auf die Wachstumsstory von B&R. In den vergangenen 20 Jahren sei das Unternehmen durchschnittlich um 11% pro Jahr gewachsen. Derzeit erzielt B&R 3’000 Mitarbeitern einen Umsatz von 600 Mio USD und habe mehr als 4’000 Kunden. Rund ein Drittel der Beschäftigten sind Ingenieure. Zum Vergleich: Die ABB-Sparte Industrieautomation erzielte 2016 einen Umsatz von rund 8 Mrd USD.

Mit der Übernahme schliesst ABB laut dem CEO eine «historische Lücke» in der Produktpalette. Die Transaktion bringe das Knowhow von B&R im Bereich der Maschinen- und Fabrikautomation mit dem Knowhow von ABB in den Bereichen Robotik, Prozessautomation, Digitalisierung und Elektrifizierung zusammen. Es entstehe dadurch «eines der weltweit umfassendsten Angebote in der Industrieautomation». B&R ist demnach der «grösste unabhängige Anbieter» in seinem Marktsegment, dessen Volumen auf 20 Mrd USD beziffert wird und das jährlich um 4 bis 5% wachse.

Branchenüblicher Kaufpreis
Der Kaufpreis, den ABB an die beiden Firmengründer und alleinigen Besitzer Erwin Bernecker und Josef Rainer entrichtet, wird nicht bekannt gegeben. Es handle sich jedoch um eine «branchenübliche Bewertung» heisst es. Die Transaktion werde aus Barmitteln finanziert. Sie soll bereits im kommenden Sommer abgeschlossen werden. CEO Spiesshofer erwartet keine regulatorischen Probleme, weil die Firmen komplementär seien. Auswirkungen auf den geplanten Aktienrückkauf habe die Akquisition nicht, betonte er.

«Mittelfristig» sollen die Verkäufe von B&R nun auf über 1 Mrd USD gesteigert werden, heisst es weiter. Laut Spiesshofer soll dieses Ziel innert maximal fünf Jahren erreicht werden, wie er an der Telefonkonferenz konkretisierte.

Denn mit der Übernahme sei ABB nun ideal positioniert, um die Wachstumschancen der Vierten Industriellen Revolution zu nutzen, heisst es weiter. Der B&R-Hauptsitz Eggelsberg soll dabei zum globalen ABB-Zentrum für Maschinen- und Fabrikautomation werden. B&R-Geschäftsführer Hans Wimmer werde dieses leiten. Das Management und die Mitarbeiter von B&R und ABB seien zentral für zukünftiges Wachstum und die erfolgreiche Integration, betont der Konzernchef. ABB wird seine bestehenden Aktivitäten in den Bereichen SPS und Servo-Antriebe in die neue Geschäftseinheit einbringen.

Spiesshofer betonte den freundlichen Charakter der Übernahme. Der Fakt, dass die B&R Gründer weiter als Berater zur Verfügung stehen, wertet er als Garant für Kontinuität. Abspaltungen oder Devestitionen seien im Verlauf der Integration nicht geplant. Die Grossaktionäre von ABB, Investor AB und Cevian sind laut dem Konzernchef über den Zukauf «sehr glücklich». Sie hätten ihm ein entsprechendes Feedback gegeben.

Positiv für Rentabilität
Schon ab dem ersten Jahr soll die Übernahme sich positiv auf den operativen Gewinn je Aktie auswirken, wird betont. Die Profitabilität von B&R bewege sich auf ähnlichem Niveau wie ABB und die operative Marge wird auf 12% beziffert.

Der Zusammenschluss biete erhebliches Synergie- und Kostensenkungspotenzial. Als positive Faktoren werden die erweiterte Marktabdeckung, das breitere Lösungsangebot für die Kunden, das durchgängige Digitalangebot und die Innovationskraft genannt. Die erwarteten Synergien liegen bei rund 8% des B&R-Umsatzes und sollen ab dem vierten Jahr nach Abschluss des Deals erzielt werden.

Die Analysten schätzen den Kaufpreis auf 1 bis 2 Mrd USD und werten die Stärkung der Position und die erwartete Gewinnverdichtung positiv. Die angestrebten Synergien seien aber eher ambitioniert. Die ABB-Aktien schlossen am Dienstag in einem leicht freundlichem Gesamtmarkt 0,6% fester auf 23,42 CHF.  (awp/mc/upd/ps)

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