UBS Outlook Schweiz: Beziehungen Schweiz – EU auf dem Prüfstand

UBS Outlook Schweiz: Beziehungen Schweiz – EU auf dem Prüfstand
(Bild: michaklootwijk - Fotolia)

Zürich – Die Bilateralen Verträge I sind für Schweizer Unternehmen für den langfristigen Unternehmenserfolg absolut zentral. Dies geht aus einer erstmals durchgeführten Umfrage von UBS hervor. Knapp zwei Drittel sprechen sich für eine Weiterentwicklung der Bilateralen Verträge basierend auf einem Rahmenabkommen aus, obwohl sich die Mehrheit der Firmen eher skeptisch zum Zusammenhalt der EU äussert.

Grossbritannien hat Ende März sein Austrittsgesuch in Brüssel deponiert, mit Donald Trump als US-Präsident erlebt der Protektionismus ein Comeback und auch die französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen spricht sich offen gegen den Freihandel aus. In dieser aussenwirtschaftlich herausfordernden Zeit sind stabile Handelsbeziehungen zur Europäischen Union (EU) von besonderer Bedeutung für die Schweiz. Allerdings nagen die starke Skepsis der Schweizer Bevölkerung gegenüber der Personenfreizügigkeit sowie das Beharren der EU auf einem institutionellen Rahmen für die Fortführung des „bilateralen Wegs“ an dieser Stabilität. Die Beziehungen zur EU dürften in den nächsten Jahren auf einem unsicheren Fundament stehen.

Wegfall der Bilateralen Verträge I hätte negative Auswirkungen
Im Rahmen einer erstmals durchgeführten Umfrage haben die Ökonomen von UBS 2500 Unternehmer oder Personen in leitender Unternehmensfunktion zu den Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz befragt. Allgemein beurteilen die angesprochenen Firmen den Zusammenhalt der EU skeptisch und zwei Drittel der Umfrageteilnehmer rechnet gar mit weiteren Austritten aus der Staatengemeinschaft. Zudem dürfte die EU ohne Grossbritannien leicht an wirtschaftlicher Bedeutung verlieren.

Trotzdem erachtet aber die Mehrheit der befragten Personen die Bilateralen Verträge I für den Erfolg ihres Unternehmens als wichtig. «Die Resultate zeigen, dass ein Wegfall der Bilateralen Verträge negative Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit einer Vielzahl von Unternehmen hätte», betonte Martin Blessing, President UBS Switzerland, anlässlich einer Medienveranstaltung in Zürich. Die Bedeutung der Bilateralen Verträge I steigt zudem mit zunehmender Grösse und auch mit zunehmender Auslandsabhängigkeit der Unternehmen. Befragt nach dem Nutzen der einzelnen Abkommen aus den Bilateralen Verträgen I schwingt das Personenfreizügigkeitsabkommen obenauf.

Bei der Frage, wie die zukünftigen Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz ausgestaltet werden sollen, votieren nur 8% der befragten Unternehmen für eine Kündigung der bilateralen Verträge, 27% sind für die Beibehaltung des Vertragswerkes. 65% der Umfrageteilnehmer sprechen sich gar für eine Weiterentwicklung der Bilateralen Verträge basierend auf einem institutionellen Rahmenabkommen mit der EU aus. Schweizer Wirtschaft dürfte dieses Jahr 1,4% wachsen

Trotz des massiv überbewerteten Schweizer Frankens wuchs die Schweizer Wirtschaft im letzten Jahr um 1,3 Prozent. UBS rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,4 Prozent. Das Wirtschaftswachstum wird sich damit zwar nicht nennenswert beschleunigen, ist aber breiter abgestützt. Eine Mehrheit der Schweizer Unternehmen hat sich inzwischen an die neuen Wechselkursrealitäten angepasst. Dank dem breiter abgestützten Wachstum dürfte die Arbeitslosenrate im Jahresverlauf leicht sinken. Die Teuerung wird dieses Jahr vor allem durch die Erholung der Erdölpreise angekurbelt. Zusätzlich lässt auch der deflationäre Effekt des starken Frankens nach. Die Schweizer Inflation dürfte in diesem Jahr auf 0,4 Prozent steigen.

Politische Risiken bedrohen den optimistischen Ausblick
An erster Stelle liegen die anstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Sollte die rechtskonservative Marine Le Pen gewählt werden, könnte das zu einer erneuten Eurokrise führen. Die Sorgen, dass Marine Le Pen die französischen Wahlen gewinnen könnte, führte in den vergangenen Monaten bereits zu einem erhöhten Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken. Doch der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gelang es im Februar und März, mit Deviseninterventionen eine starke Frankenaufwertung zu verhindern. Bis zur zweiten Runde der französischen Wahlen dürfte der Aufwertungsdruck auf den Franken bestehen bleiben. Die SNB wird weiterhin auf den Währungsmärkten intervenieren, um einen zu starken Franken zu bekämpfen.

Eine erste Zinserhöhung durch die SNB von aktuell -0,75 auf -0,50 Prozent sieht Daniel Kalt, UBS Chefökonom Schweiz, erst im Juni 2018. Erst nachdem die Europäische Zentralbank ihr Anleihekaufprogramm stark reduziert und der Druck auf den Franken nachlässt, dürfte sich der SNB die Gelegenheit für eine Zinserhöhung bieten. (UBS/mc)

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