Robert van der Graaf, Business Development D-A-CH bei Rezidor, im Interview

Robert van der Graaf, Business Development D-A-CH bei Rezidor, im Interview
Robert van der Graaf, Senior Director of Business Development D-A-CH, Rezidor (Bild: Rezidor)

Von Helmuth Fuchs

Herr van der Graaf, Sie touren zurzeit durch die ganze Welt und eröffnen ein Radisson Red Hotel nach dem anderen. Welchen Anteil im Gesamtportfolio der Rezidor Hotel Group haben die Red Hotels und welche Wachstumspläne haben Sie für die kommenden zwei Jahre?

Robert van de Graaf: Radisson Red ist eine ganz neue Hotelphilosophie und Lifestylemarke in unserem Portfolio, die bei Investoren und unseren Partnern auf viel Interesse stösst. Dass wir hiermit den Nerv der Zeit getroffen haben, zeigt die tolle Wachstumsrate von Vertragsabschlüssen: Radisson Red hat derzeit weltweit mehr als 15 Hotels im Betrieb oder in der Entwicklung, unter anderem in Krakau, Glasgow, Kapstadt, Miami und Dubai.

«Dieser zeitlose Geist sowie technologischer Fortschritt und individuelle Erlebnisse sind gefragter denn je.» Robert van der Graaf, Business Development D-A-CH bei Rezidor

Unser Ziel ist es, bis 2020 insgesamt 60 Radisson Red Hotels unter Vertrag zu haben. Damit würde die Marke, gemessen an der Anzahl Häuser, zu diesem Zeitpunkt rund 10 Prozent zum Gesamtportfolio der Rezidor Hotel Group beitragen.

Wenn man so viele Betriebe in kurzer Zeit eröffnet, droht das ganze zur «Fliessbandarbeit» zu werden. Wo bleibt der Raum, einzelnen Hotels und deren lokalen Eigenheiten gerecht zu werden?

Der Vorteil an Radisson Red ist, dass das Konzept standardisiert genug ist, um in der Planung nicht nur Zeit und Kosten zu sparen, sondern auch ausreichend Raum für Flexibilität bietet, um jedem Hotel einen eigenen lokalen Charakter zu verleihen. Inspiriert von lokaler Kunst, Musik und Mode, wird gemeinsam mit den Entwicklern und Eigentümern für jeden Standort ein individuelles Thema in Szene gesetzt, dass sich wie ein «roter» Faden durch das Hotel zieht. Genau das macht Radisson Red im Kern aus.

Sie wollen mit der Kette speziell die Millenials ansprechen. Welche besonderen Bedürfnisse hat diese Zielgruppe der 18 bis 35-jährigen?

Radisson Red wurde für eine breite und stetig wachsende Zielgruppe entwickelt und spiegelt den Mindset der Millennials wider – dieser zeitlose Geist sowie technologischer Fortschritt und individuelle Erlebnisse sind gefragter denn je. Sie definieren die Qualität eines Hotelaufenthaltes nicht mit einem für sie überflüssigen Angebot an Dienstleistungen. Stattdessen suchen diese Gäste heute die lokale, authentische Erfahrung und schätzen Kreativität sowie persönliche Interaktionen.

Wann und wo wird das erste Radisson Red in der Schweiz eröffnen?

In der Schweiz suchen wir mit Nachdruck nach den richtigen Innenstadtlagen etwa in Metropolen wie Zürich und Basel. Bei dem derzeitigen Angebot an Hotelprojekten gilt es jeden Standort genauestens für das design-affine Konzept zu prüfen. Das Hotel soll nicht nur eine Rolle für seine internationalen Gäste spielen, sondern auch ein Magnet für die lokale Szene sein, so wird das Erlebnis für den Gast noch weiter aufgewertet.

Die Rezidor-Gruppe ist auch mit der Economy Design Marke Prizeotel auf Expansionskurs. Laut Plan soll 2019 der erste Schweizer Betrieb in Bern eröffnen. Wie will man sich von den vielen Mitbewerbern, die mit Tiefstpreisen werben, abheben?

Prizeotel ist eine Marke, die sich in Deutschland in kürzester Zeit sehr gut etabliert hat, in dem sie im Economy-Segment ein stark designorientiertes Produkt anbietet und als eines der ersten Hotelmarken verstärkt auf Digitalisierung in Form von zum Beispiel online Check-in gesetzt hat. Damit wollen wir auch in der Schweiz punkten.

«Die Kombination aus ausgefallenem Design by Karim Rashid und unkompliziertem Service, bietet im Ergebnis eine Qualität, die sich abhebt in der Mainstream Budgethotellerie.»

Die Schweiz hat sehr hohe Lohn- und Lebenskosten und muss im Tourismus auf Qualität setzen, um die Nachteile des starken Frankens wettzumachen. Wie passt hier eine Strategie mit Budgethotellerie ins Konzept und wie kalkulieren Sie die Kosten im Vergleich zu Deutschland?

Gerade aus den genannten Gründen sehen wir in der Schweiz einen Markt für eine Economy Design Hotelmarke. Die Kombination aus ausgefallenem Design by Karim Rashid und unkompliziertem Service, bietet im Ergebnis eine Qualität, die sich abhebt in der Mainstream Budgethotellerie. Für die Entstehungs- und operativen Kosten kalkulieren wir durchaus grosszügiger als zum Beispiel in Deutschland. Das spiegelt sich auch in den Zimmerpreisen wider, die dennoch weit unter den Tarifen in den Drei- und Viersternhotels liegen werden.

Welche Hotelmarke innerhalb der Rezidor-Gruppe passt am besten zur Schweiz und warum?

Die Schweiz lässt sich nicht auf eine Marke reduzieren, dafür sind die Standorte an denen Hotels gebraucht werden, zu heterogen. Rezidor kann mit fünf Marken Hotels vom Economy-Segment bis zur Luxushotellerie erfolgreich positionieren. Da jede einzelne Marke klar definiert ist, besitzen wir ausreichend Flexibilität, um an jedem Standort ein anderes passendes Erlebnis zu bieten.

Alpine Tourismusdestinationen setzen oft auf spezifisch Lokales und Eigenständiges, um sich vom Massentourismus abzuheben. Welches Potenzial sehen Sie hier für die Kettenhotellerie und Rezidor?

Diese Destinationen haben eine ganz eigene Dynamik, die sich stark von Städten unterscheidet. Dennoch bieten sie für erfahrene Hotelgruppen im Resort-Geschäft, zu denen auch Rezidor zählt, die Chance, ihren Gästen auch für Ferien oder Incentives eine vertraute Adresse anzubieten. Hier gilt es allerdings nach Möglichkeit eng mit lokalen Partnern zusammen zu arbeiten, um die Vorteile aus regionalem Knowhow und internationaler Vertriebskraft erfolgreich zu bündeln.

«Wir achten sehr stark darauf, bei der Standardisierung dafür zu sorgen, dass nicht der Prozess, sondern der Gast im Mittelpunkt steht.»

Zur Kettenhotellerie gehören Standardisierung und Kostenbewusstsein. Worin unterscheidet sich die Rezidor-Gruppe von anderen Kettenhotels aus Sicht der Kunden und Mitarbeitenden?

Wir achten sehr stark darauf, bei der Standardisierung dafür zu sorgen, dass nicht der Prozess, sondern der Gast im Mittelpunkt steht. Wir suchen zukunftsorientiert nach technologischen Lösungen, um unseren Gästen einen ganzheitlichen Servicekomfort zu bieten. Jeder einzelne Mitarbeitende nimmt hier Verantwortung wahr. Letztendlich sind es sie, die den grössten Einfluss auf die Qualität und Wahrnehmung der Marken bei unseren Gästen haben. Die richtige und wichtige Förderung der Mitarbeitenden ist daher auch bei der Rezidor Hotel Group ein wichtiger Pfeiler und wegweisend für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft unserer Hotels.

Wenn Sie ohne Rücksicht auf Kosten irgendwo auf der Welt ein Hotel eröffnen dürften: Wo würde es stehen, welches Zielpublikum würden Sie ansprechen?

Eine spannende Frage. Als gebürtiger Holländer wäre ich natürlich sehr stolz, wenn wir im Zentrum von Amsterdam ein Radisson Red eröffnen. Was gibt es schöneres, als sich sowohl mit dem Konzept als auch mit der Stadt, in der das Hotel steht, identifizieren zu können.

Der Gesprächspartner
Seit März 2016 agiert Robert van der Graaf bei der Rezidor Hotel Group als Senior Director of Business Development D-A-CH und ist in dieser Funktion auch für neue Hotelprojekte in der Schweiz zuständig. Zuvor hatte er für Worldhotels eine weltweite Expansionsstrategie mitgeprägt und die Märkte in Nord- und Zentraleuropa verantwortet. Verschiedene Schlüsselpositionen hatte er vor diesem Engagement bei der Hilton Group inne, wo er das Hotelier-Handwerk von der Pike aus kennenlernte. Als Absolvent der renommierten Hotelschool The Hague besitzt der Niederländer einen Bachelor-Abschluss in Hospitality Administration mit dem Schwerpunkt Marketing.

Das Unternehmen:
Die Rezidor Hotel Group ist eine große international agierende Hotelkette mit Sitz im belgischen Brüssel. Sie ist ein Tochterunternehmen der Carlson Rezidor Hotel Group, die am 18. Januar 2012 durch die Fusion von der Rezidor Hotel Group mit der Carlson Hotel Group entstanden ist. Das Unternehmen ist an der Stockholmer Börse gelistet.

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