Rolf Schaffner, CEO Rapid Gruppe, im Interview

Rolf Schaffner, CEO Rapid Gruppe, im Interview
Rapid-CEO Rolf Schaffner. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Schaffner, die Rapid Holding AG hat nach einem Verlust im Vorjahr 2016 wieder schwarze Zahlen geschrieben. Dazu beigetragen hat, trotz praktisch unveränderter Währungssituation, die markant höhere Nachfrage aus dem Ausland, speziell im Bereich Land- und Kommunaltechnik (+26%) mit den Einachsgeräten. Was hat sich hier besonders bezahlt gemacht?

Rolf Schaffner: Die Rapid Gruppe verfügt in ihren Hauptmärkten über langjährige Vertriebsstrukturen und entsprechend konnten wir in den letzten Jahren kontinuierlich an Volumen zulegen. Bei Umsatz und Marge mussten wir hingegen auf Grund der Wechselkursentwicklung immer wieder Rückschläge in Kauf nehmen. Vor zwei Jahren haben wir neue Produkte lanciert, die im abgelaufenen Geschäftsjahr vorwiegend im Export ein Wachstum ermöglicht haben. In der Schweiz konnten wir den Umsatz halten.

Wie wurde der anhaltende Margendruck im Exportbereich abgefedert?

Wir sind in einem Nischenmarkt mit unseren hydraulisch angetriebenen Einachsern und unsere Mitbewerber kommen aus der Schweiz oder Deutschland. Gegenüber den deutschen Mitbewerbern sind wir preislich im Nachteil. Wir versuchen jedoch mit unseren Produkten einen möglichst hohen Kundennutzen zu generieren, indem unsere Gerätekombinationen gute Arbeit verrichten, einfach zu bedienen sind und eine hohe technische Verfügbarkeit aufweisen. Das hat uns ermöglicht die Preise leicht anzupassen, anderseits wurden die Rabatte für unsere Vertriebspartner gekürzt. Zudem sind unsere Mitarbeiter bereit, höhere Arbeitszeiten bei quasi gleichem Lohn zu erbringen. Auch die Einkaufskosten wurden im letzten Geschäftsjahr umfassend überprüft. Entsprechend erwarten wir im laufenden Jahr weitere Verbesserungen.

Welches sind die wichtigsten Exportmärkte und welche weiteren haben Sie möglicherweise im Visier?

Der wichtigste Exportmarkt ist der Alpenraum, primär Österreich, jedoch auch Italien, Frankreich und Deutschland. Wobei wir in Deutschland von unseren Mitbewerbern am meisten unter Druck geraten sind. Unsere Geräte substituieren primär die Handarbeit in schwer zugänglichem Terrain. Entsprechend sind die Lohnkosten ein wichtiger Faktor für die Entwicklung neuer Märkte. Unser Fokus wird nach wie vor Europa mit einer kontinuierlichen Erweiterung Richtung Osten sein.

«Obwohl der Einachser ökonomisch betrachtet eine sehr interessante Variante für viele Kommunalanwendungen wäre, ist es immer schwieriger, handgeführte Geräte in diesem Markt abzusetzen.»
Rolf Schaffner, CEO Rapid Gruppe

Wie verlief das Geschäft auf dem heimischen Markt?

In der Schweiz ist die Berglandwirtschaft nach wie vor ein wichtiger Markt für uns, dies auch auf Grund der in den letzten Jahren gemachten Produktentwicklungen. Die Tallandwirtschaft ist schon länger nicht mehr der treibende Markt, da die Handarbeit dort kaum mehr eine Rolle spielt. Ähnliche Tendenzen verspüren wir in den Kommunen: Obwohl der Einachser ökonomisch betrachtet eine sehr interessante Variante für viele Kommunalanwendungen wäre, ist es immer schwieriger, handgeführte Geräte in diesem Markt abzusetzen. Die Kunden kaufen zunehmend Geräte zum Aufsitzen. Uns ist dies bewusst und wir sind am Entwickeln von neuen Produkten, die diesem Umstand Rechnung tragen.

«Rapid Monta» ist der erste Mäher, der auf der Basis der Plattform-Strategie entwickelt wurde. Können Sie uns diese etwas näher vorstellen?

Die Plattform zielt darauf ab, möglichst viele baugleiche Teile zu verwenden. Aktuell setzen wir sechs verschiede hydraulische Antriebssysteme und drei verschieden Lenksysteme ein. Diese Breite gilt es nun zu reduzieren und zukünftige Geräte mit möglichst den gleichen Komponenten aufzubauen. Dadurch können wir auch bei kleinen Stückzahlen Skaleneffekte nutzen. Gleichzeitig können wir für unsere OEM-Produkte eine klare Differenzierung in der Bedienung erreichen und somit eine breitere Kundschaft ansprechen.

Die Einachster-Maschinen von Rapid läuteten vor neun Jahrzehnten die Mechanisierung der Landwirtschaft in der Schweiz ein. Wie präsentiert sich heute für Rapid die Konkurrenzsituation?

Wir haben einerseits fünf direkte Mitbewerber, die mit dem gleichen Gerätekonzept wie wir im Markt sind, anderseits verspüren wir zunehmend Druck von alternativen Gerätesystemen, die die gleiche Arbeit verrichten und somit als neue Mitbewerber betrachtet werden müssen. Wichtig für uns ist die Zusammenarbeit mit unserem ehemaligen Hauptmitbewerber Reform. Durch diese OEM-Partnerschaft konnten wir uns wichtige Marktanteile sichern und die Basis für die Markführerschaft in unserem angestammten Segment hydraulische Einachser schaffen. Mit dem Knowhow aus den Entwicklungen für Einachssysteme sind wir auch in der Lage, neue Gerätekonzepte zu entwickeln, die auf andere Kundenbedürfnisse ausgerichtet sind.

Sie betreiben eine eigene Fansite, es gibt Einachserrennen, Einachser-Oldtimer-Treffen, Online-Foren uvm. Woher kommt eigentlich diese Faszination für Einachser?

Dafür gibt es sicherlich mehrere Gründe. Ich persönlich hatte den ersten Kontakt mit einem Einachser als ich etwa zwei Jahre alt war. Damals durfte ich bei meinem Grossvater auf einem Rapid REX als Gegengewicht mitfahren. Viele andere „Fans“ haben ihren ersten Kontakt mit einer landwirtschaftlichen Maschine in ähnlicher Form erleben dürfen. Der Einachser ist auch ein sehr vielseitig einsetzbares Gerät für viele «Hobby-Bauern», die nebenbei ein paar Aren Ackerland oder ein Stück Wald bewirtschaften. Das Gerät braucht nicht viel Platz, ist sparsam im Verbrauch und günstig im Unterhalt. Und falls jemand seinen Renntrieb ausleben will, so kann er dies schon mit einem bescheidenen Budget tun. Auf dem Occasionsmarkt sind Geräte erhältlich, die mit etwas handwerklichem Geschick in wahre Rennboliden umgebaut werden können. Was sicher auch wichtig ist: Die Schweiz ist aufgrund ihrer Topografie und der örtlichen Gegebenheiten traditionell ein «Einachserland». Das Gerät ist hierzulande verwurzelt, was z.B. in nordeuropäischen Ländern nicht der Fall ist.

«Auf dem Occasionsmarkt sind Geräte erhältlich, die mit etwas handwerklichem Geschick in wahre Rennboliden umgebaut werden können.»

In der Sparte Traktoren und Spezialfahrzeuge war der Umsatz im vergangenen Jahr deutlich rückläufig. Woran lag es?

Nachdem in den Vorjahren primär Preisanpassungen als Folge der Wechselkursentwicklung den Umsatz und somit auch die Marge schmälerten, verzeichneten wir im vergangen Geschäftsjahr einen Rückgang bei den Verkaufszahlen der Rasentraktoren und kleineren Frontmähern. Das ist auf drei Ursachen zurückzuführen: Die Anzahl Kunstrasenplätze nimmt laufend zu, autonome Rasenschneidsysteme sind nun auch für grössere Rasenflächen erhältlich und die Kunden suchen günstigere, semiprofessionelle Geräte für das Schneiden von Rasen. Im laufenden Jahr sieht die Situation jedoch nicht mehr so düster aus und wir spüren auch in diesem Segment eine leichte Erholung.

Was uns hingegen noch Schwierigkeiten bereitet, ist die Entwicklung im Bereich Aussenreinigung. Vor einigen Jahren waren wir mit Egholm, heute Nilfisk, einer der ersten Anbieter im Segment der kleineren Kehrsaugmaschine. Heute sind es schon mehrere – und dies obwohl der Markt nicht massiv gewachsen ist.

Inwieweit sind alternative und umweltschonende Antriebe für Ihre Fahrzeuge und Maschinen ein Thema?

Rapid war vor bald 20 Jahren der erste Hersteller von Einachsern, der Katalysatoren auf seinen Benzinmotoren aufbaute. Diese Systeme waren damals noch sehr teuer und die Zeit für den flächendeckenden Einsatz noch nicht reif. In der Folge haben wir dieses Angebot mangels Nachfrage wieder aufgegeben. Gegenwärtig steigt die Nachfrage nach elektrisch betriebenen Geräten. Aber die Einsatzmöglichkeiten sind noch beschränkt und die Komponenten für unsere Art von Geräten relativ teuer. Nichtsdestotrotz arbeiten wir an diesen Themen, um kundengerechten Lösungen zu entwickeln.

Wie hoch sind die Investitionen der Rapid-Gruppe in neue Technologien und Innovationen?

Die Rapid Gruppe hat in den letzten Jahren konstant über 7% des Nettoumsatzes in die Weiterentwicklung ihrer Produkte gesteckt. Damit liegen wir über dem Branchenschnitt. Resultat dieser Anstrengungen ist nicht nur die kompetitive Einachserpalette, es wurden auch Basisentwicklungen in den Bereichen Hydraulik, Sensorik und Software gemacht und es sind Produkte entstanden, die in ihrer Art weltweit einzigartig sind und künftig auch in anderen Geräten eingesetzt werden können.

Vor sechs Jahren musste die Rapid Gruppe aus wirtschaftlichen Gründen in der Produktion vorübergehend Kurzarbeit einführen. Unsere Entwicklungsabteilung hat damals während vier Tagen an den offiziellen Projekten gearbeitet und am fünften Tag eigene Ideen umgesetzt. Dabei ist ein komplett neuartiges Pickup-System entstanden, das heute in einem Gerät für die Heuernte in der Berglandwirtschaft eingesetzt wird. Wir können uns diese Innovation jedoch an jedem Futtererntegerät wie Ladewagen, Ballenpresse oder Schwadsystem vorstellen. Das Beispiel zeigt: Innovative Produkte brauchen nicht immer nur hohe Investitionen, manchmal genügt der nötige kreative Freiraum.

«Gegenwärtig steigt die Nachfrage nach elektrisch betriebenen Geräten. Aber die Einsatzmöglichkeiten sind noch beschränkt und die Komponenten für unsere Art von Geräten relativ teuer.»

Contract Manufacturing ist die kleinste Sparte des Unternehmens. Welchen Einfluss auf das Rapid-Produkteportfolio hat der Umstand, dass die FSW-Technologie (Rührreibschweissen) immer häufiger angewandt wird?

Hier müssen wir einige Jahre zurückblicken: Die Rapid Gruppe ist vor neun Jahren in die FSW-Technologie eingestiegen. Damals erzielte die Sparte Contract Manufacturing (CM) einen Umsatz von rund CHF 12 Mio., was einem Anteil am Gesamtumsatz von 25% entsprach. Auf Grundlage der damaligen Wechselkursrelation fällte Rapid den strategischen Entscheid, in diese Technologie zu investieren und CM als drittes Standbein innerhalb der Gruppe aufzubauen. Allerdings verlief der Start etwas harzig. Aus Kostengründen wurde es immer schwieriger, in der Schweiz Bauteile zu fertigen. Hinzu kam, dass sich die FSW-Technologie nicht richtig etablieren konnte und nur für eine Handvoll Kunden eingesetzt wurde.

Nach der Freigabe der Euro-Untergrenze mussten wir einschneidende Massnahmen ergreifen und unsere Fertigung den neuen Umständen anpassen. Wir haben die Fertigungstiefe reduziert und konzentrieren uns heute primär auf die Zerspanungstechnologie und das FSW. Dieser Entscheid fiel uns insofern leicht, als sich die FSW-Technologie nach einer gewissen Durststrecke nun im Maschinenbau zu etablieren beginnt und FSW-Bauteile heute einen wichtigen Umsatzträger innerhalb der Sparte CM bilden. Dabei entfallen auf FSW nur ca. 20% der Wertschöpfung, die übrigen 80 % werden in der Zerspanungstechnologie erbracht. FSW ist eigentlich ein Mittel zum Zweck: Es hilft, Fixkosten zu tragen und damit als Schweizer Unternehmen immer noch zu vernünftigen Preisen unsere wichtigsten Komponenten für unsere Einachser in der Schweiz zu produzieren.

Sie zeigen sich optimistisch für das laufende Jahr. Wie ist der Jahresstart verlaufen? Wie sieht es mit dem Auftragsbestand aus?

Der Start ins Jahr war eher verhalten. Wir hatten zwar einen Rekordauftragsbestand und auch der Auftragseingang in den Sparten Einachsgeräte und CM war sehr gut. Allerdings konnten die neuen Eigenprodukte, die zum hohen Auftragsbestand geführt haben, erst ab März montiert und ausgeliefert werden. Auch das CM lag aufgrund der Initialisierung von neuen Produkten im ersten Quartal unter der angestrebten Performance. Mittlerweile produzieren wir mit Hochdruck, unsere Anlagen sind an sechs Tagen rund um die Uhr in Betrieb. Im CM ist mit dem aktuellen Auftragsbestand das Budget quasi für das ganze Jahr gesichert.

Im Bereich Handelsprodukte spüren wir eine Entspannung beim Auftragseingang. Wie sich dies bis zum Jahresende entwickeln wird, ist noch schwer abzuschätzen. Grundsätzlich sind wir guten Mutes für das laufende Geschäftsjahr. Es liegt an uns, die gute Ausgangslage zu nutzen.

Herr Schaffner, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Rolf Schaffner ist seit 2013 CEO der Rapid Gruppe. Bevor er vor 20 Jahren zu Rapid gestossen ist, hat er an einer HTL ein Maschinenbaustudium abgeschlossen und anschliessend in verschiedenen Branchen im In- und Ausland gearbeitet. Zusätzlich hat er sich betriebswirtschaftlich weitergebildet.

Zum Unternehmen:
Rapid ist eine traditionsreiche Schweizer Industriegruppe. In ihrem Kerngeschäft, der Herstellung von Rapid Einachsgeräten für die Landwirtschaft und Kommunaltechnik, ist sie europaweit führend. Zudem nutzt sie ihr Vertriebsnetz als Schweizer Generalimporteur für Spezialfahrzeuge. Im Bereich Contract Manufacturing setzt Rapid ihr Knowhow und ihren modernen Maschinenpark ein, um Entwicklungs- und Fertigungsaufträge für renommierte Industriekunden zu bearbeiten. Die Rapid Gruppe mit Sitz in Dietikon/ZH beschäftigt am Standort Killwangen/AG rund 130 Mitarbeitende.

Rapid Gruppe
Firmeninformationen bei monetas

 


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