Andrea Wucher, CEO Weiss + Appetito, im Interview

Andrea Wucher, CEO Weiss + Appetito, im Interview
Andrea Wucher, CEO von Weiss + Appetito. (Foto: W+A)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Frau Wucher, die Homepage von Weiss+Appetito ist sehr appetitlich. Wie weit sind Sie in Ihrem neuen Marketing- und Sponsoringkonzept gediehen?

Andrea Wucher: Wir stecken noch mitten in der Umsetzung unserer neuen Ideen im Marketing und Sponsoring. Das eine oder andere Zeichen konnten wir setzen, und die Richtung der Reise ist absehbar. Unsere Suche nach Verstärkung im Marketing (Marketingleiter oder Marketingleiterin) stösst auf jeden Fall bei Marketing-Profis, die eine neue Herausforderung suchen, auf reges Interesse.

Rohrleitungsbau und Telekommunikation machen ein Drittel Ihres Umsatzes aus und sind sehr schwankungsanfällig. Für wie nachhaltig erachten Sie den im letzten Jahr verzeichneten „kleinen“ Turnaround?

Die Hausaufgaben haben wir bei beiden Sparten gemacht. Das gibt uns eine stabile Basis für eine nachhaltige Entwicklung und die Verbesserung im letzten Jahr ist eine erste Bestätigung dafür. Jetzt heisst es: konsequent weiterarbeiten und optimieren.

Gerade der Markt für Telekommunikation ist doch ein ewiges Hüh und Hott…

Das Hüh und Hott hält einem als Unternehmen auf Trab, was ich durchaus gut finde.

«Durch die Spartenorganisation haben wir viele mittlere schlagkräftige Einheiten, die flexibel sind, kurze Entscheidungswege haben und nah am Markt sind.»
Andrea Wucher, CEO Weiss + Appetito

Seit Anfang des Jahres gehört der Beton- und Belagspezialist Pegrila zu W + A. Das dürfte Ihrem Auftragsbuch weiter Stabilität verleihen, nehme ich an?

Da nehmen Sie richtig an. Der Monobeton Bau hat für uns Zukunft und die Pegrila AG gehört da zu den Besten. Es geht uns hier aber vor allem auch um den „one-stop-shop“ Gedanken im Bereich Böden+Beläge. Dem sind wir mit der Pegrila AG einen grossen Schritt näher gekommen.

Eine EBIT-Marge von gut 2% ist sicher nur ein Zwischenschritt. Wo sollte diese Kennzahl firmengesamt liegen?

Wir müssen realistisch bleiben. Unsere Bäume wachsen nicht in den Himmel, da ergeht es uns nicht besser als unseren Kollegen in der Branche. Aber so das eine oder andere Prozent mehr peilen wir an.

In den letzten Jahren wurde in der Schweiz wie wild gebaut. Von welchen Renovationsgeschäften wird Weiss + Appetito die nächsten Jahre über am meisten profitieren?

Ersatz-Neubauten werden für die Bauwirtschaft und auch für uns immer wichtiger. Circa 85 Prozent der Schweizer Gebäude mit Wohnnutzung wurde vor dem Jahr 2000 gebaut. Dieser Gebäudepark muss sich an die neuen Vorgaben von Energie-Effizienz und Raumplanung, das veränderte Nutzerverhalten und die Bevölkerungsentwicklung anpassen. Bei einigen Gebäuden ist das mit Umbauten möglich, bei anderen werden die Anforderungen nur mit einem Abriss und einem Neubau erreichbar sein. In beiden Fällen können wir für unsere Sparten Aufträge generieren.

Sie haben einen EMBA in Innovationsmanagement gemacht. Welche Basisinnovationen könnten Ihr Geschäft vielleicht einmal gross aufputschen?

Der Hebel in unserem Geschäft ist weniger diese eine ganz grosse Innovation, als viel mehr die Bereitschaft im Unternehmen, sich ständig zu entwickeln, seine Arbeit zu hinterfragen und sich neu zu erfinden. Wenn wir diese Denkhaltung bei unseren Mitarbeitern verankern können, wird Innovation zum daily business. So können wir sicherstellen, dass wir Trends frühzeitig entdecken und einen Schritt weiter denken als andere.

Wie bringen Sie selbst Innovationkultur ins Unternehmen?

Ich lebe sie vor, denn ich bin das eine Ende vom berühmten Fisch.

Die Division Saugen und Blasen ist bei W+A die grösste. In dieser Baunebengewerbsbranche hat es viele kleinere und mittlere Familienunternehmen. Würden da für Sie nicht Übernahmen eine Menge Sinn machen?

Wer gross ist, ist nicht zwangsläufig erfolgreicher. Durch die Spartenorganisation haben wir viele mittlere schlagkräftige Einheiten, die flexibel sind, kurze Entscheidungswege haben und nah am Markt sind. Warum soll ich diese Erfolgsfaktoren riskieren, wenn wir auch ohne Übernahmen wachsen und am Markt erfolgreich sind. Mehr Umsatz bei weniger Marge, das entspricht nicht unserem unternehmerischen Gedanken.

Ihre Eigenkapitalquote hat in den letzten Jahren wieder Speck angesetzt. Sind Sie mit jetzt rund 50% EKQ zufrieden?

Ja, mit der EKQ von 50% sind wir zufrieden. Mit einer gesunden Finanzbasis arbeitet es sich einfach leichter. Das ist so ein bisschen wie mens sana in corpore sano. Der Körper des Unternehmens ist seine Substanz, der Geist ist das was im Unternehmen durch die Mitarbeitenden geschaffen wird.

«Bauschäden sind vor allem eine Alterungserscheinung des Bauwerkes, die manchmal massiver sind und manchmal kaum in Erscheinung treten. Das geht uns Menschen ja nicht anders.»

W + A bietet den Immobilien Besitzern grosse Hilfe bei Sanierungen. Haben Sie den Eindruck, dass Bauschäden zunehmen? Es stellt sich ja immer mehr heraus, dass auch in den 80er Jahren oft schlampig gebaut wurde.

Was heisst schlampig? Ja, hie und da wurde am Bau gepfuscht, aber manchmal wusste man es einfach nicht besser. Bauschäden sind vor allem eine Alterungserscheinung des Bauwerkes, die manchmal massiver sind und manchmal kaum in Erscheinung treten. Das geht uns Menschen ja nicht anders. Der eine sieht mit 50 taufrisch aus, der andere macht sich Gedanken um die eine oder andere „Sanierung“. Die Ursachen für die Sanierung sind übrigens bei Mensch und Gebäude die gleichen: Umwelteinflüsse, Abnutzung, schlechte Substanz, mangelnder Unterhalt.

Sie sind jetzt genau ein Jahr als CEO im Amt. Was haben Sie sich fürs zweite Jahr vorgenommen – in einem Satz?

Umsetzen was wir angefangen und uns vorgenommen haben, Schritt für Schritt.

Zum Gesprächspartner:
Andrea Wucher startete ihre berufliche Laufbahn nicht in der Baubranche, sondern machte zuerst eine Lehre als Luftverkehrsangestellte, bildete sich zur Wirtschaftsinformatikerin weiter und absolvierte ein Executive MBA in Innovationsmanagement. Bei ihrer letzten Tätigkeit vor dem Stellenantritt bei Weiss + Appetito arbeitete sie beim Energie Service Biel/Bienne, wo sie den Bereich Marketing und Vertrieb in der Geschäftsleitung führte. Sie kann auf 14 Jahre Berufserfahrung in der Energiebranche zurückblicken.

Zum Unternehmen:
Die im Bau- und Baudienstleistungsbereich tätige Holding mit Hauptsitz in Bern unterhält spezialisierte Firmen in folgenden Bereichen: Bausanierungen, Böden+Beläge, Rohrleitungsbau (Josef Muff AG), Saugen+Blasen von festen und flüssigen Stoffen, Technik-Center sowie Telekom. Die Gruppe ist in der Schweiz und im Ausland tätig und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeitende. Die Aktien der Weiss+Appetito Holding AG werden an der OTC-X unter der Valoren Nr. 21293696 gehandelt. 62% der Aktien (Kapitalanteil) befinden sich im Besitz von aktiven und ehemaligen Mitarbeitenden.

Weiss + Appetito
Firmeninformationen bei monetas

 


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