Unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz: Konsolidierung nimmt Fahrt auf

Unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz: Konsolidierung nimmt Fahrt auf
(Bild: © styleuneed - Fotolia.com)

Zürich – Mit über 2‘500 unabhängigen Vermögensverwaltern (External Asset Manager, EAM), die Kapital im Wert von CHF 400 Milliarden betreuen, gehört diese Branche zu den wichtigsten Eckpfeilern des Schweizer Finanzsektors. In den nächsten drei Jahren wird ein jährliches Branchenwachstum von 0.3 % bei den verwalteten Vermögenswerten erwartet. Gleichzeitig sieht sich der Sektor angesichts eines schwierigen geschäftlichen und regulatorischen Umfelds mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Das zeigt der Swiss EAM Industry Report 2017. Er beleuchtet ausserdem die voraussichtlichen Branchenentwicklungen unter Einbezug der veränderten Kundenbedürfnisse, der Umsetzung regulatorischer Anforderungen und den Möglichkeiten neuer technologischer Lösungen. Der Bericht basiert auf einer Umfrage unter 99 Schweizer EAMs.

Der von der Credit Suisse veröffentlichte Swiss EAM Industry Report 2017 bietet einen Überblick über die derzeitige Lage der Schweizer EAM-Branche, aktuelle Herausforderungen sowie künftige Entwicklungen. Überdies werden potenzielle strategische Massnahmen beleuchtet, mit deren Hilfe der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt werden kann.

Gemäss Schätzungen der Credit Suisse wird aktuell ein Gesamtvermögen von rund CHF 400 Milliarden von in der Schweiz tätigen EAMs verwaltet. Neue regulatorische Anforderungen und der Digitalisierungsprozess haben zunehmenden Einfluss auf die Branche und werden die Arbeit der EAMs zukünftig massgeblich beeinflussen. Mit der Umsetzung solcher Bestimmungen gehen beachtliche Kosten einher. Die Herausforderungen des Marktumfelds, einschliesslich tiefer Zinssätze und andauerndem Druck der Kunden, die erwartete Vermögensentwicklung zu erzielen, beeinträchtigen die Profitabilität und das Wachstumspotenzial zusätzlich. Um diesen Trends entgegenzuwirken, werden die befragten EAMs in den nächsten drei Jahren einen stärkeren Fokus auf die Akquisition von Neukunden, die Ausrichtung auf neue Kundensegmente und das Wachstum mit Bestandskunden legen.

Steigende Kosten und sinkende Profitabilität als Herausforderungen
Derzeit sehen sich viele EAMs mit steigenden Kosten und sinkender Profitabilität konfrontiert. Ein Faktor für die Beeinträchtigung der Erträge von EAMs ist der zunehmende Preisdruck. Eine Preissensibilität ist vor allem bei jüngeren aber auch bei internationalen Kunden zu beobachten, die vielfach nicht länger bereit sind, eine zusätzliche Prämie für einen Schweizer Vermögensverwalter zu bezahlen.

Gemäss zahlreichen EAMs ist der Margendruck weitgehend auf strengere regulatorische Anforderungen und Kosten im Zusammenhang mit wachsender geschäftlicher Komplexität zurückzuführen. Die befragten EAMs sind davon überzeugt, dass regulatorische Bestimmungen die Art und Weise, wie sie ihre Tätigkeit zukünftig ausüben, stark beeinflussen werden. Die Kosten im Zusammenhang mit der Umsetzung regulatorischer Anforderungen dürften den Erwartungen zufolge steigen. Darüber hinaus können Beschränkungen des Marktzugangs und weitere Einschränkungen die Abdeckung bestimmter Kundendomizile im Ausland beeinträchtigen. Die Ungewissheit, welche regulatorischen Anforderungen in den kommenden drei Jahren umgesetzt werden, zählt zu den grössten Bedenken der EAMs. Auch wurden fehlende Informationen zu neu eingeführten regulatorischen Anforderungen genannt. Um diese Unsicherheiten zu reduzieren, beschäftigen sich einige EAMs bereits heute mit der Entwicklung von Regulierungsprozessen (z.B. Suitability & Appropriateness) und der Auswahl von Sourcing-Optionen.

Unabhängigkeit und persönliche Beziehung zum Kundenberater werden als Grundpfeiler des EAM-Business gesehen
Laut der Umfrage sind die Unabhängigkeit und eine persönliche Beziehung zum Kundenberater die zwei entscheidenden Argumente, warum Kunden sich für den Service eines EAM entscheiden. Die Unabhängigkeit gebe ihnen die Möglichkeit, aus einer breiten Produkt- und Dienstleistungspalette verschiedener Depotbanken eines EAM zu wählen, womit der EAM-Kunde eine grössere Wahlfreiheit habe.

Die Befragten erklärten weiter, dass viele Kunden der Meinung seien, dass die Betreuung durch einen EAM eine persönlichere Beziehung zum Kundenberater ermögliche. Auch die geringere Fluktuationsrate bei den Mitarbeitern mit Kundenkontakt werde von den Kunden als Vorteil der EAM Beziehung erachtet. EAMs sehen sich jedoch kontinuierlich mit neuen Entwicklungen am Schweizer Markt konfrontiert, so beispielsweise mit einer Alterung der Kundenbasis und der Digitalisierung einer bis dato sehr „persönlichen Dienstleistung“.

Konsolidierungstrend in der EAM-Branche
Aktuell sehen sich EAMs mit der Konsolidierung ihrer Branche konfrontiert. Laut Umfrage sind sie der Ansicht, dass der Konsolidierungstrend in den nächsten drei Jahren einsetzen wird. Um diese Herausforderung als Chance zu nutzen, betrachten die meisten EAMs die Akquise von Bank-Kundenbüchern (58 %) und strategische Allianzen mit anderen EAMs (49 %) als die Massnahmen, die am besten umsetzbar und strategisch am wahrscheinlichsten sind. Ein Grossteil gab an, dass sie nach Möglichkeiten suchen, ihr Unternehmen durch die Übernahme (39 %) von oder die Fusion (32 % ) mit einem anderen EAM auszubauen. Allerdings haben bislang wenige EAMs Interesse am Verkauf ihres Unternehmens bekundet und warten aufgrund der regulatorischen Unklarheiten ab, wie sich der Markt entwickelt.

Strategische Massnahmen für weiteres Wachstum
Auf die Frage nach ihren wichtigsten strategischen Zielen der nächsten drei Jahre antworteten die meisten EAMs, dass sie ihr Hauptaugenmerk auf die Weiterentwicklung einer breiten Produkt- und Dienstleistungspalette sowie auf die weitere Stärkung der persönlichen Kundenbeziehungen legen, indem sie auf herausragenden Service setzen.
Unabhängig von ihrer Grösse, ihrem Geschäftsmodell und ihrem Angebot ist es für alle EAMs wichtig, die in der Studie untersuchten Herausforderungen anzugehen. Die meisten von ihnen (79 %) gaben an, dass sie ihr Angebot in den nächsten drei Jahren aufgrund sich ändernder Kundenbedürfnisse (nächste Kundengeneration, höhere Sensibilität gegenüber Performance), neuer regulatorischer Anforderungen (einschliesslich FINIG/FIDLEG/MiFID II) und durch den Druck, die EAM-Profitabilität zu steigern, erweitern werden. (Credit Suisse/mc/ps)

Über den SWISS EAM Industry Report 2017
Der Swiss EAM Industry Report 2017 wurde in Zusammenarbeit zwischen der Credit Suisse und der Universität St. Gallen erarbeitet. Für die Erstellung des Reports wurde eine umfassende Umfrage zu den wichtigsten Bereichen des EAM-Geschäfts lanciert. 99 in der Schweiz ansässige EAMs haben sich an der Umfrage beteiligt. Neben der Erhebung der Umfragedaten wurden persönliche Interviews zusammen mit geschäftsführenden Partnern von neun ausgewählten EAMs aus verschiedenen geografischen Regionen der Schweiz durchgeführt. Die in diesem Report befragten EAMs sind vorwiegend grössere Unternehmen und verwalten insgesamt ein Vermögen von CHF 70 Milliarden (entspricht ca. 20 % des Gesamtmarktes in der Schweiz). Zudem wurde bei der Auswahl der Umfrageteilnehmer der Fokus auf grössere EAMs mit internationalem Geschäft gesetzt. Es wurden allerdings zusätzlich auch kleinere, regional ausgerichtete Unternehmen berücksichtigt.
Weitere Informationen finden Sie hier.

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