Erik Roedenbeck, Direktor Trafo Hotel Baden, im Interview

Erik Roedenbeck, Direktor Trafo Hotel Baden, im Interview
Erik Roedenbeck, Direktor Trafo Hotel Baden (Bild: zVg)

Von Robert Wildi

Moneycab: Herr Roedenbeck, das Trafo Hotel hat vor zweieinhalb Jahren den Betrieb aufgenommen. Haben sich Ihre Erwartungen bislang erfüllt?

Erik Roedenbeck: Unsere Erwartungen wurden ganz deutlich erfüllt und für den gesamten Standort Baden sogar übertroffen. Bereits im ersten Jahr haben wir das ambitionierte Auslastungsziel erreichen können, ohne dass die Übernachtungszahlen für die anderen Häuser in Baden zurückgingen.

«Unsere Erwartungen wurden ganz deutlich erfüllt und für den gesamten Standort Baden sogar übertroffen.» Erik Roedenbeck, Direktor Trafo Hotel Baden

Womit sind Sie besonders zufrieden, wo herrscht noch Handlungsbedarf?

Mit der Umsetzung des Self-Check-ins und der daraus resultierenden Vereinfachung der Arbeitsprozesse bin ich sehr zufrieden. Die Fachpresse bestätigt uns, dass die Vereinfachung von Arbeitsprozessen einen sehr nützlichen Nebeneffekt hat. Der Pool an potentiellen Mitarbeitenden hat sich vergrössert, auch ungelernte oder Quereinsteiger kommen nun in die Auswahl. Durch technische Entwicklungen, die uns die administrativen Arbeiten abnehmen, können wir dem Gast nun mehr Aufmerksamkeiten schenken.

Das Hotel Trafo ist in einer alten ABB-Industriehalle entstanden. Inwiefern konnten die Hotelarchitekten beim Gemäuer noch selbst Hand anlegen, wo gab es keinerlei Einflussmöglichkeiten?

Da es sich bei dem Hotel um einen kompletten Neubau handelt, der ein Minergie-Zertifikat erhalten hat, gehe ich davon aus, dass es sehr viel Gestaltungsfreiraum gab.

Baden fristet auf der touristischen Landkarte nur ein Nischendasein. Braucht es da nicht viel Mut, 81 neue Hotelzimmer auf den Markt zu werfen?

Auch Nischen werfen Geld ab. Zudem gilt es, zwischen dem Freizeittourismus und Geschäftstourismus zu unterscheiden. Bei Letzterem sind wir absolut nicht in einer Nische, sondern können uns glücklich schätzen, grosse Weltkonzerne in der Stadt zu haben. Touristisch gesehen spielt Baden sicherlich keine wichtige Rolle.

«Das Trafo Baden bietet 24 Hallen, Räume, Flächen und Kinos und Platz für maximal 2500 Personen, davon bis 1400 in Konzertbestuhlung im selben Raum.»

Die Glanzzeiten der Bäderkultur sind längst vorbei und konnten nicht in die Gegenwart gerettet werden. Dennoch schauen wir mit dem neuen Thermalbad zuversichtlich in die Zukunft. Abgesehen davon konnten wir aber die Übernachtungszahlen der Freizeittouristen am Wochenende gemeinsam mit der Stadt Baden und den Badener Hoteliers gut steigern.

Welcher Anteil der Trafo-Übernachtungsgäste sind denn Geschäftsreisende?

Wir haben rund 80 Prozent Geschäftsreisende und 20 Prozent Individualreisende. Der Anteil der Seminargäste an den Geschäftsreisenden dürfte höher liegen, als es zurzeit der Fall ist. Hier ist die Lage des Hotels Fluch und Segen zugleich. Wir liegen zentral genug, um innerhalb angemessener Anreisezeit aus der gesamten Deutschschweiz erreicht zu werden. Das bedeutet aber auch, dass Gäste in angemessener Zeit, wieder nach Hause fahren können, sofern es sich nicht um ein mehrtägiges Seminar handelt. Der Markt dafür kommt meiner Ansicht nach in den nächsten Jahren allerdings immer mehr in Bedrängnis, da sich die Meeting-Kultur zusammen mit der Technik verändert hat.

Welche Gesamtkapazitäten für Kongresse, Seminare und Events (MICE) bietet das Trafo-Gelände insgesamt?

Das Trafo Baden bietet 24 Hallen, Räume, Flächen und Kinos und Platz für maximal 2500 Personen, davon bis 1400 in Konzertbestuhlung im selben Raum.

Gibt es im Grossraum Zürich überhaupt vergleichbare MICE-Infrastrukturen?

So vielseitig inklusive Kinos etc. gibt es nichts Vergleichbares. Nahe heran kommen die Umweltarena in Spreitenbach, das Kongresshaus in Zürich und die neue Samsung Hall in Dübendorf.

Konnten dank dem Trafo Hotel bereits namhafte Veranstaltungen von Zürich nach Baden «entführt» werden oder ist das zumindest Ihr erklärtes Ziel?

Ja, das ist natürlich das Ziel und wir konnten bereits diverse Anlässe besonders aus dem Zürcher Kongresshaus nach Baden akquirieren.

Mit welchen speziellen Mehrwerten möchten Sie Business-Gäste im Hotel überzeugen und zu Stammgästen machen?

Mit der Hotel-App «Conichi» werden wir ab Juni den schnellsten Check-in und Check-out anbieten, den es in der Schweiz gibt. Ausserdem werden wir unsere Doppelzimmer noch mehr auf die Bedürfnisse eines Business-Gastes hin ausbauen. Zudem bietet der Trafokomplex vieles, das man als Freizeitgestaltung während einer Geschäftsreise schätzt wie Restaurant, Fitness oder Kino – und das alles unter einem Dach.

Sie haben kein eigenes Restaurant. Ist das nicht gerade für Weekendgäste eher schwierig?

Da ich auch das Blue City Hotel gegenüber leite, haben wir kein Problem damit. Wochenendgäste, die bei uns essen möchten, können dies im Restaurant Lemon mit dem Stadtgarten im Sommer und dem Fondue Chalet im Winter tun. Diese Woche eröffnen wir hier ausserdem die Sichtbar, eine Rooftop Lounge mit schönster Aussicht bis zu den Bergen. Davon abgesehen befinden wir uns ja an sehr zentraler Lage umgeben von vielen anderen guten Restaurants.

Wie sieht es mit Fitness und Wellness aus?

Wir haben wir eine Kooperation mit dem Migros Fitness Park im Trafo Komplex.

«Mit der Hotel-App «Conichi» werden wir ab Juni den schnellsten Check-in und Check-out anbieten, den es in der Schweiz gibt.»

Inwiefern müssen die Hotels in Baden noch enger zusammenarbeiten, um im Wettbewerb mit Städten wie Zürich, Basel oder Bern konkurrenzfähige Angebote offerieren zu können?

Die Hoteliers sollten sich noch stärker für eine Profilierung der Stadt Baden einsetzen: Wofür steht Baden heute, wo möchte die Stadt in 20 Jahren stehen? Sind es allein die Bäder, oder kann Baden zum Beispiel die velofreundlichste oder familienfreundlichste Stadt der Schweiz werden? Es gibt viele mögliche Profilierungen – ich persönlich halte die Bäder nicht für ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

Der Gesprächspartner:
Erik W. Roedenbeck (39) absolvierte seine Ausbildung zum Hotelkaufmann im Maritim Hotel in Köln, bevor er ein in den USA bei Hyatt Indianapolis ein Rooms Division Training absolvierte und anschliessend 1,5 Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik und Alaska arbeitete. Von 2001 bis 2009 war der gebürtige Peruaner mit deutschen Wurzeln bereits in der Schweiz (Zürich und Küsnacht) tätig, bildete sich nebenberuflich weiter zum eidg. dipl. Marketingleiter weiter und absolvierte das Nachdiplomstudium HF Hotelmanagement. Ferner bildete er sich noch zum Erwachsenenbildner aus und beendete erfolgreich ein CAS in «Change Management» am IAP in Zürich. Im Jahr 2009 übernahm Roedenbeck seine erste Direktionsstelle in Norddeutschland, bevor es ihn für zwei Jahre zurück ins Rheinland zog, wo er für die renommierte Althoff Gruppe bei der Ameron Hotel Collection als Direktor der Häuser in Bonn und Euskirchen verantwortlich war. Seit 2013 ist Erik Roedenbeck Direktor des Blue City Hotels in Baden und seither an der Eröffnung des Trafo Hotels beteiligt, das er nun ebenfalls führt.

Das Unternehmen:
Das 3-Sterne Superior Hotel Trafo befindet sich im ehemaligen Industrieareal Trafo Baden, in dem im 19. Jahrhundert Transformatoren und Spannungsumwandler produziert wurden. Nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt und mitten in der Stadt verfügt das Business- und Leisure-Hotel über 81 Einzel- und Doppelzimmer und ein integriertes Businesszentrum. Das Trafo Hotel ist eingebettet in das Trafo Center, das den Gästen ein umfassendes Zusatzangebot bietet. Es beherbergt zahlreiche und vielseitig nutzbare Seminar- und Eventflächen, fünf digitalisierte Kinosäle, ein Fitnessstudio, ein Hamam und Restaurants. Das Hotel ist mit dem Limmathof und dem Blue City Hotel in Baden sowie dem Hotel Kettenbrücke in Aarau in der Cachet Hotel Collection zusammengefasst.

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