Finma verhängt Rekordstrafe wegen Insiderhandels

Finma verhängt Rekordstrafe wegen Insiderhandels
Steht nach unbestätigten Berichten im Fokus der Ermittlungen: Hans Ziegler.

Bern – Die Eidg. Finanzmarktaufsicht Finma schlägt so hart gegen Insiderhandel zu wie noch nie: Einen ehemaligen Topmanager – gemäss unbestätigten Berichten handelt es sich um den Sanierer und Multi-Verwaltungsrat Hans Ziegler – verdonnert sie zur Rückzahlung von 1,4 Mio CHF. Das ist ein neuer Rekord. Und das Strafverfahren gegen ihn Mann läuft weiter: Ihm drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis.

Der Fall sei schwerwiegend, teilte die Finma am Freitag in einem Communiqué mit. Der ehemalige Verwaltungsrat von mehreren bekannten Schweizer Industrieunternehmen habe zwischen 2013 und 2016 immer wieder interne Informationen aus diesen Unternehmen genutzt, um anschliessend an der Börse von zu erwartenden Kursbewegungen der Titel zu profitieren. Dies ist seit 1988 in der Schweiz verboten. Das Gesetz galt aber jahrzehntelang als Papiertiger. 2013 wurde es verschärft. In ihrem Verfahren stellte die Finma fest, dass der Täter wiederholt und systematisch gegen das Verbot verstossen hatte.

Deshalb zieht die Aufsichtsbehörde die unrechtmässig erzielten Gewinne von rund 1,4 Mio CHF ein. Das ist ein neuer Rekord. Noch nie hat die Finma bei einem Insiderfall eine so grosse Summe eingezogen.

Rücktritte per sofort
Laut Medienberichten soll es sich dabei um den einstigen Topmanager Hans Ziegler handeln. Weder Finma noch Bundesanwaltschaft (BA) wollten den Namen am Freitag auf Anfrage bestätigen. Allerdings hatte die Bundesanwaltschaft im November 2016 selber bekannt gegeben, dass sie ein Strafverfahren gegen den heute 65-jährigen Ziegler wegen des Verdachts auf Insiderhandel eingeleitet habe. Die Finma hatte den Fall entdeckt und bei der BA Strafanzeige eingereicht.

Gleichzeitig mit dem Beginn des Strafverfahrens der BA trat Ziegler Knall auf Fall aus mehreren Verwaltungsräten zurück. Per sofort nahm er bei den Industriekonzernen Oerlikon und Schmolz+Bickenbach den Hut. Ebenso verabschiedete er sich beim deutschen Roboterhersteller Kuka, wo er nach der Übernahme des Schweizer Unternehmens Swisslog Verwaltungsrat geworden war. Ziegler war damals Verwaltungsratspräsident von Swisslog.

Mit Derivaten gezockt
Namen von durch den Täter benutzten Unternehmen wollte die Finma nicht nennen. Doch es sind mehrere: Der Insider bereicherte sich in elf Einzelfällen bei sechs verschiedenen Aktien. So setzte er – insbesondere mit Derivaten – auf steigende Kurse, bevor positive Geschäftsergebnisse von den Firmen bekannt gegeben wurden, in denen er als Verwaltungsrat sass. Das gleiche tat er bei Übernahmen, Verkäufen von Unternehmensteilen oder wichtigen strategischen Entscheidungen. Damit wollte er später Gewinne realisieren.

Auch in die umgekehrte Richtung zockte er: Bei einer Firma setzte der Täter auf sinkende Kurse. Dabei missachtete er wiederholt die Sperrperioden der Unternehmen, während denen Führungskräfte keine Wertpapiere der Firma handeln dürfen. Er verstiess auch gegen die Pflicht als Manager, seine Wertpapiertransaktionen zu melden.

Und die ‹eigenen› Unternehmen reichten dem Mann nicht: Er missbrauchte auch Insiderinformationen, die er aus seinem beruflichen Netzwerk von Topmanagern erhielt. So machte er auch mit Aktien anderer Unternehmen verbotenerweise Kasse.

Für eine Handvoll Dollars
Für die 1,4 Mio CHF Gewinn hat Ziegler offenbar seine berufliche Laufbahn voll an die Wand gefahren. Die Verwaltungsratsmandate sind weg. Und Zieglers Tätigkeit für das Beratungsgesellschaft Alix Partners ist ebenfalls zu Ende, wie deren Schweiz-Chefin Beatrix Morath auf Anfrage sagte.

Dabei hatten alleine die Verwaltungsratsmandate bei Oerlikon, Schmolz+Bickenbach oder Swisslog Ziegler mehrere hunderttausend Franken Lohn gebracht. Und das pro Jahr. Damit hat er mehr verdient als mit seinen Insidergeschäften.

Über die Gründe für das verbotene Handeln des gut bezahlten Spitzenmanns kann man nur rätseln. Ziegler war nicht zu erreichen. Finma-Sprecher Tobias Lux gibt indes zu bedenken: «Uns begegnen immer wieder Fälle, wo Marktteilnehmer Gesetzesverstösse riskieren wegen der Aussicht auf einen Gewinn von lediglich ein paar tausend Franken.»

Der Insiderhändler ist mit der Millionenstrafe durch die Finanzmarktaufsicht noch nicht aus dem Schneider: Sollte es beim Strafverfahren der Bundesanwaltschaft zum Prozess kommen, droht laut Gesetz eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe, wenn der Täter mit Insiderhandel einen Vermögensvorteil von mehr als 1 Mio CHF erzielt.

Profi-Sanierer und Profi-VR
Der im zürcherischen Wald geborene Ziegler galt seit vielen Jahren schweizweit als Profi-Sanierer und Profi-Verwaltungsrat, der allerdings auch umstritten war. Im Verlauf seiner steilen Karriere war er unter anderem von 1988 bis 1991 Finanzchef der Usego-Trimerco-Gruppe und von 1991 bis 1995 Finanzchef der Globus-Gruppe.

1996 gründete er ein Beratungsunternehmen, das sich in der Schweiz und im Ausland auf Unternehmenssanierungen spezialisierte. In den folgenden Jahren agierte er vor allem als «Feuerwehrmann» bei diversen Unternehmen, die in Schwierigkeiten steckten. Darunter waren Elma Electronic, die Schlatter Holding oder der kriselnde Modekonzern Charles Vögele. Landesweit bekannt wurde Ziegler schon 2003, als er kurz vor dem Kollaps zur Erb-Gruppe geholt wurde – und als Sanierer letztlich scheiterte. (awp/mc/upd/pg)

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