EY: Schweizer Energienetze schlecht vor Cyberangriffen geschützt

EY: Schweizer Energienetze schlecht vor Cyberangriffen geschützt
(Bild: © Gina Sanders - Fotolia.com)

Zürich – Strom und Gas sind für eine Volkswirtschaft unverzichtbar. Wird die kontinuierliche Lieferung länger als einige Stunden unterbrochen, verschlechtert sich die Versorgungslage rasch und es drohen grosse Schäden. 68 Prozent der Elektrizitätswerke und Energieversorger befürchten Stromausfälle aufgrund von Hackerangriffen, wie eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens EY beim Top-Management von 82 Elektrizitätswerken und Energieversorgern zeigt. «Für Energieunternehmen ist Cyberkriminalität inzwischen ein ähnlich grosses Risiko wie Naturkatastrophen oder Brände. Wenn mehr als zwei Drittel der Schweizer Energieversorger Stromausfälle durch Cyberattacken befürchten, zeigt das den enormen Handlungsbedarf. Die Verteilnetze und die IT-Systeme sind oft nicht auf dem neusten Stand. Die Verteilnetzbetreiber müssen nachrüsten, und das nicht nur im Hinblick auf die Sicherheit», sagt Alessandro Miolo, Energy Sector Leader bei EY Schweiz.

Die Unternehmen haben das Problem erkannt und möchten ihre Netze besser schützen, wie die Befragung zeigt: 45 Prozent der Unternehmen wollen einen IT-Sicherheitsbeauftragten einsetzen oder haben das bereits getan. 44 Prozent haben ein Informationssicherheits-Managementsystem eingeführt oder denken darüber nach.

Energienetze stärker dezentral ausgerichtet
Die Energienetze stehen mit der Energiewende vor einer grundlegenden Transformation: Sie übernehmen eine wichtige Funktion, um die Energiestrategie 2050 in die Realität umzusetzen. Ihr Ausbau macht die Energiewende überhaupt erst möglich. Tragende Säulen sind dabei intelligente Netze (Smart Grids) und intelligente Messzähler (Smart Meters). Diese werden benötigt, um den zunehmend fragmentiert und dezentral erzeugten Strom aus neuen erneuerbaren Energien in das Gesamtsystem zu integrieren.

Aus Konsumenten werden mit der Energiewende sogenannte Prosumenten, die Strom nicht nur konsumieren, sondern selbst herstellen und zum Teil auch ins Netz einspeisen. Zusätzlich verstärken sich mit der wachsenden Produktion von Wind- und Sonnenstrom die untertägigen Volatilitäten. Das Stromnetz wird also immer mehr gefordert und muss besser auf stark schwankende Einspeisungen reagieren können. «Die Unternehmen verfolgen bisher keine konsistenten Strategien, um ihre Netze zu modernisieren. Der Einbau von Smart Metern findet eher nach regionalen und weniger nach strategischen Gesichtspunkten statt. Die Unternehmen brauchen dringend ein stringentes Konzept, wie sie ihre Netze in Zukunft ausbauen, um die Chancen der Digitalisierung voll zu nutzen», betont Benjamin Teufel, Senior Manager Energy bei EY Schweiz.

Trotzdem betrachten immerhin 59 Prozent der befragten Unternehmen die Digitalisierung als eine Chance. Lediglich zehn Prozent halten die neuen technologischen Möglichkeiten für eine Bedrohung, was im Vergleich zu Deutschland (27%) ein positiver Wert ist; denn mit der Digitalisierung der Netze entstehen neue Geschäftsmodelle, davon sind auch die Verteilnetzbetreiber überzeugt. Grosse Chancen sehen die Befragten für die Nutzung und Bereitstellung von Daten, für das Messwesen und für innovative Speicherlösungen. «Viele Unternehmen sehen in den digitalen Technologien Instrumente, um schneller ans Ziel zu gelangen. Die Digitalisierung hat aber das Potenzial, Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern. Die Energieversorger müssen aufpassen, dass sie das Potenzial der Digitalisierung und von Technologien wie Blockchain nicht unterschätzen», warnt Alessandro Miolo.

Kosten für Energiestrategie höher als geplant
Der Grossteil der Elektrizitätswerke und Energieversorger steht der vor Kurzem vom Volk verabschiedeten Energiestrategie 2050 positiv gegenüber: 55 Prozent der Unternehmen halten sie für umsetzbar. Allerdings sind 39 Prozent überzeugt, dass die Ziele nicht erreicht werden können. Als wichtigstes Elemente der Energiestrategie 2050 bezeichnen die Unternehmen die vorübergehende Förderung Schweizer Gross- und Kleinwasserkraftwerke (52%), die Steiger­ung der Energieeffizienz in Gebäuden (51%) und den Ausbau erneuerbarer Energien (50%).

Allerdings ist eine klare Mehrheit der Befragten überzeugt, dass das derzeitige Konzept der Energiestrategie 2050 die Kosten für Unternehmen und Haushalte (68%) und die Versorgungssicherheit (61%) unterschätzt oder ignoriert. «Viele Energieversorger und Elektrizitätswerke beklagen fehlende Rahmenbedingungen für die Energiestrategie 2050. So mangelt es nach wie vor an einem Marktdesign, das die Versorgungssicherheit langfristig gewährleistet», betont Benjamin Teufel.

Mit einer vollständigen Liberalisierung des Strommarktes auch für KMU und Privathaushalte rechnen viele Elektrizitätswerke und Energieversorger erst in mehreren Jahren: So gehen 37 Prozent davon aus, dass die Liberalisierung der Märkte erst nach 2026 oder überhaupt nicht erfolgt. (EY/mc/ps)

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