Emmi kämpft mit schwierigem Umfeld

Emmi kämpft mit schwierigem Umfeld
Emmi-CEO Urs Riedener. (Foto: Emmi)

Luzern – Der Milchverarbeiter Emmi hat im ersten Halbjahr 2017 weniger umgesetzt und verdient als vom Markt erwartet. Als Grund führte das Unternehmen vor allem die Entwicklung in der Schweiz und in Europa an. Da keine entscheidende Verbesserung zu erwarten ist, wurde die Umsatzprognose etwas gesenkt. Die hoch bewertete Aktie geriet entsprechend stark unter Druck.

«Die Halbjahresumsätze reflektieren das anspruchsvolle wirtschaftliche Umfeld. Dazu gehören ein rückläufiger Detailhandel und steigende Käseimporte in der Division Schweiz. In der Division Europa hemmten der Brexit und die zurückhaltenden Käseexporte», sagte Konzernchef Urs Riedener in der Mitteilung vom Mittwoch. Viele Märkte ausserhalb Europas hätten sich hingegen «ansprechend» entwickelt.

Im Detail legte der Umsatz um 0,4% auf 1,60 Mrd CHF zu (org. -1,3%). Derweil sank der Betriebsgewinn (Stufe EBIT) um 2,2% auf 90,4 Mio CHF, während der Reingewinn um 8,6% auf 66,0 Mio zulegte. Der EBIT-Rückgang wurde primär mit höheren Goodwill-Abschreibungen, der höhere Reingewinn mit geringeren Minderheitsanteilen erklärt.

Division Europa klar unter den Erwartungen
In der Division Schweiz sank der Umsatz um 1,8% auf 838,2 Mio CHF, womit der Anteil am Gesamtkonzern noch 52% (VJ 54%) ausmacht. Fast alle Segmente hätten dabei Rückgänge verzeichnet, hiess es. Zufrieden zeigte sich Emmi mit Caffè Latte oder Jogurtpur.

In der Division Americas, die neben den USA, Kanada und Chile auch Frankreich, Tunesien und Teile Spaniens umfasst, stieg der Umsatz zwar um 6,2% auf 442,3 Mio CHF, das organische Wachstum von 2,4% blieb aber unter den eigenen Erwartungen (3%-5%). Gründe dafür waren laut Emmi das anhaltend anspruchsvolle Umfeld in Frankreich und Spanien. Auch Chile sei «noch nicht auf dem gewünschten Niveau». Positiv entwickelt hätten sich dafür abermals Tunesien und die USA.

In der Division Europa (Benelux, Deutschland, GB, Italien, Österreich, Teile Spaniens) wuchsen die Verkäufe um 1,9% auf 259,3 Mio CHF. Der organische Rückgang um 2,1% sei aber «klar unter den Erwartungen» (0% bis +2%). Die gewichtigste Faktoren waren die negative Entwicklung der Desserts von A-27 und die ungünstige Wechselkurssituation (Brexit).

Anspruchsvolle Rahmenbedingungen bleiben
Im Ausblick auf das Gesamtjahr gibt sich Emmi vorsichtig und erwartet auch im zweiten Halbjahr «anspruchsvolle Rahmenbedingungen». Die Märkte seien weiter wettbewerbsintensiv und die wirtschaftliche Situation in vielen Ländern bleibe angespannt. Die Guidance für die Umsatzentwicklung wurde entsprechend angepasst auf -1% bis 0% (alt: +1% bis +2%), wobei vor allem die Division Europa dafür verantwortlich ist. Für die Gewinnzahlen verbleiben die Erwartungen dagegen unverändert (EBIT: 195 bis 205 Mio, Reingewinnmarge 4,0% bis 4,5%).

Auch der schwächere Franken hat bisher – zumindest in Bezug auf den Einkaufstourismus – noch keine Linderung gebracht. «Der Einkaufstourismus ist bei vielen Leuten zur Routine geworden. Dabei kaufen sie nicht nur im Ausland ein, sondern verbringen den ganzen Tag dort», sagte Konzernchef Urs Riedener im Gespräch mit AWP.

«Wir hoffen natürlich, dass sich das mit dem schwächeren Franken wieder ändert, aber das braucht eine gewisse Zeit.» Der Juli sei jedenfalls in der Schweiz weiterhin «recht schwach» gewesen. Klar verbessert habe sich hingegen die Division Americas. Hier sei man jetzt innerhalb des Guidance-Bereichs.

Aktie auf Talfahrt
Die Investoren zeigten sich von den Zahlen enttäuscht und schickten die Aktie auf Talfahrt. Zu Börsenschluss kostete das Emmi-Papier mit 660,50 CHF 9,2% weniger als am Vortag, im Tiefpunkt betrug das Minus gar über 12%. Analysten gaben sich allerdings nicht gross beunruhigt und verwiesen in erster Linie auf die extrem gute Performance der Aktie in den letzten zwei Jahren. «Zahlen ok, aber für die hohe Bewertung nicht gut genug», war etwa das Fazit der ZKB. (awp/mc/pg)

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