Deutschland: Ifo-Geschäftsklima sinkt knapp unter Rekord-Hoch

Deutschland: Ifo-Geschäftsklima sinkt knapp unter Rekord-Hoch
Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts. (Foto: CESifo-Gruppe)

München – Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich nach der jüngsten Rekordjagd wieder etwas eingetrübt. Das Geschäftsklima fiel im August um 0,1 Punkte auf 115,9 Zähler, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag mitteilte. Der August ist damit der erste Monat seit Mai, in dem das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer kein neues Rekordhoch erreichte. Bankvolkswirte hatten einen stärkeren Rückgang des Indexwertes auf 115,5 Punkten erwartet. Nach Einschätzung des Ifo-Instituts kann der Abgasskandal in der deutschen Automobilbranche den Aufschwung bisher nicht bremsen.

Die vom Ifo-Institut befragten Unternehmen haben die aktuelle Geschäftslage etwas schwächer bewertet, während sich der Indexwert für die Erwartungen für die kommenden sechs Monate erneut verbesserte. Der Unterindikator für das Bauhauptgewerbe erreichte im August ein neues Rekordniveau.

Ifo-Präsident: Deutsche Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs
«Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin auf Wachstumskurs», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Daten. Seiner Einschätzung nach ist die Stimmung in den Unternehmen «weiterhin sehr gut». Dies gelte besonders für das verarbeitende Gewerbe, wo der entsprechende Unterindikator ebenfalls einen neuen Rekordwert erreichte. «In der Automobilbranche haben die Kartellvorwürfe und die Dieselaffäre bisher keine spürbaren Effekte in der Umfrage hinterlassen», sagte Fuest.

Der Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas sollte nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) nicht überbewertet werden. Unterm Strich bleibe das Wachstumsszenario in Deutschland intakt, sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf. Auch der Chefvolkswirt der ING-Diba-Bank, Carsten Brzeski, erkannte in den Ifo-Daten keine Hinweise für eine Konjunkturschwäche.

Ganz ähnlich äusserte sich der Chefvolkswirt der VP-Bank aus Liechtenstein, Thomas Gitzel: «Der leichte Rückgang des Konjunkturbarometers ist alles andere als ein Beinbruch.» Seiner Einschätzung nach «war es einfach an der Zeit für einen kleinen Rückgang». Gitzel geht nach wie vor davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr ein solides Wachstum von etwa zwei Prozent erreichen kann. Sollten die Investitionen der Firmen stärker in Schwung kommen, dann ist nach seiner Einschätzung «ein selbsttragender Aufschwung möglich».

Märkte reagieren kaum auf Ifo-Daten
An den Finanzmärkten sorgten die Ifo-Daten nicht für grössere Kursbewegungen. Der Kurs des Euro konnte seine frühen Verluste wieder wettmachen und hielt sich im späten Vormittagshandel wenig verändert.

Das Ifo-Geschäftsklima basiert auf einer monatlichen Umfrage unter etwa 7000 Unternehmen. (awp/mc/upd/ps)

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