AgaNola: Altersvorsorge 2020 – Herausforderungen und Chancen aus der Anlageperspektive

AgaNola: Altersvorsorge 2020 – Herausforderungen und Chancen aus der Anlageperspektive
Von Joe Bättig, Vorsorgeexperte und Vizepräsident des Verwaltungsrats von AgaNola AG. (Foto: AgaNola)

Im Vorfeld zur Abstimmung über die „Altersvorsorge 2020“ werden hitzige, von Partikularinteressen geprägte Debatten geführt. Dabei steht ausser Frage, dass eine Reform unseres auf 3 Säulen basierten Vorsorgesystems unerlässlich ist. Die Gründe liegen in den Finanzmarktrealitäten und vor allem aber auch im demographischen Wandel. Denn auf der einen Seite werden wir in der Schweiz immer älter, auf der anderen Seite kann eine, vom tiefen Niveau ansteigende Geburtenrate kein ausreichendes Gegengewicht zur Alterung setzen. Selbst wenn sich – was unwahrscheinlich ist – die Fertilitätsrate von heute auf morgen signifikant erhöhen sollte, würde sich das erst Jahrzehnte später auf die Finanzierung der Altersvorsorge positiv auswirken. Vor diesem Hintergrund ist der ungeschriebene Generationenvertrag, nach dem die jungen Erwerbstätigen und Beitragszahler in Teilen den Lebensabend des pensionierten Teils der Bevölkerung finanzieren, in der bestehenden Form überstrapaziert und nicht mehr haltbar.

Zumutbare „Opfer“
Mal abgesehen von der Erhöhung der AHV-Neurenten um 70 Franken, sind die zur Debatte stehenden Einschnitte human und zumutbar und lösen dennoch heftige Debatten aus. Wohl auch, weil wir instinktiv wissen, dass weitere und drastischere Reformschritte folgen könnten. Zudem stellt sich die Frage, wer im Feilschen zwischen den Generationen – den Beitragszahlern und Leistungsempfängern – als Gewinner und wer als Verlierer hervorgeht. Die jüngeren Generationen scheinen klar auf der Verliererseite zu stehen, während die heutigen Rentenbezüger aus Sicht der jüngeren Generation zu Unrecht angeblich in „Saus und Braus“ leben. Von Rentenklau ist gar wieder die Rede. Doch lassen wir die Kirche im Dorf – die zur Abstimmung stehenden zentralen Einschnitte sind eine logische Weiterentwicklung zur Unterstützung der Stabilität

  • Erhöhung des Frauenrentenalters von 64 auf 65 Jahre
  • Erhöhung der Mehrwertsteuer um 0,6 Prozent in zwei Schritten. Zusätzliche Einnahmen von 2,1 Milliarden Franken im Jahr 2030 kommen der AHV zugute
  • Senkung des Umwandlungssatzes von 6,8 auf 6,0 Prozent

Altersarmut oder perspektivlose Jugend?
Was wären die Alternativen zu einer Reform? Wir Schweizer klagen auf sehr hohem Niveau, wenn man die Situation mit der von anderen Ländern vergleicht, wo Altersarmut schon evident ist. Im boomenden Deutschland ist innerhalb von zehn Jahren die Zahl der armen Älteren um ein Viertel gestiegen. Knapp zwei Drittel der Deutschen fürchten, dass ihre gesetzliche Rente später nicht ausreichen wird. Auf der anderen Seite werden die jungen Beitragszahler weit über Gebühr mit Rentenbeiträgen belastet. Diese Beispiele vor Augen gilt es, einen zukunftsfähigen Ausgleich der Interessen und eine tragfähige Lösung zu schaffen – und vor allem zu handeln! Zudem muss bei der privaten Vorsorge im Rahmen der dritten Säule auf weit mehr Eigenverantwortung gesetzt werden. Schlussendlich ist es die Verantwortung jedes einzelnen, so früh als möglich regelmässig in die steuerbegünstigte dritte Säule zu investieren – und die Aufgabe des Staates, die Privatpersonen zum Vorsorgesparen zu motivieren.

Doch während nur auf Verzicht durch Kürzungen und Einschnitte geschaut wird, werden Chancen völlig ausser Acht gelassen.

Unausgeschöpfte Potenziale im Anlageteil
Wer im Vorsorgeverteilungskampf nur schwarz sieht, ignoriert die Potenziale im Anlageteil. Es ist richtig – die Tiefzins-Epoche hat allen Rendite- und Rentenprognosen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Was aber in der aktuellen Debatte zur Sicherung der Altersvorsorge meist ausgeklammert wird, ist, dass es neben tiefzinsigen Staatsanleihen ein echtes, nicht ausgeschöpftes Potenzial im Bereich der Anlagen gibt. Ich sehe drei zentrale Hebel: 1.) Durch Mut zu weniger Regulierung und der Schaffung von vernünftigen Rahmenbedingungen auf der Anlageseite liessen sich nach Einschätzung von Anlageexperten nachhaltig vernünftige Renditen erzielen (ca. 3%). Angesichts von Tief- oder gar Negativzinsen mag dies unrealistisch klingen. Aber gerade bei der Altersvorsorge müssen wir die langfristige Perspektive einnehmen. 2.) Es bedarf einer grösseren Professionalisierung auf der Anlageseite. Noch immer wird in einigen Anlage- und Entscheidungsgremien laienhaft über die Anlagestrategie befunden. Doch für eine zukunftsfähige Investmentstrategie braucht es Profis, die passende Anlageinstrumente und Risiko Management-Tools bestens kennen und einsetzen. 3.) Angesichts der angespannten Situation im Anlagebereich kommen institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Sammelstiftungen nicht mehr umhin, nach alternativen Anlagen, beispielsweise im Bereich Infrastruktur, Ausschau zu halten. Aber auch die oft geschmähten Fixed Income-Anlagen – neben Staatspapieren sollten vermehrt Unternehmensanleihen und Wandelanleihen in den Fokus rücken – sind höchst attraktive Investments.

Unterschätzte Anlageklasse mit Potenzial – die Wandelanleihen
Trotz ihrer erfolgreichen Entwicklung, werden Wandelanleihen von vielen Investoren noch nicht in das Anlageuniversum einbezogen. Wandelanleihen, die als eine Mischform von Kapitalanlagen Unternehmensanleihen mit einem Umtauschrecht in Aktien kombinieren, bieten jedoch nicht übersehbare Vorteile. Ihr hybrider Charakter macht die Wandelanleihe gerade im aktuellen Marktumfeld auch für institutionelle Investoren interessant. Wenn auch der Wandelanleihenmarkt mit einem Volumen von global knapp 400 Mrd. USD eine Nische ist verglichen mit den Staats- und Unternehmensanleihen, so ist das Anlageuniversum für den Anleger aus Diversifikationsgesichtspunkten gross genug. Zudem schaffen Neuemissionen aus aller Welt interessante Opportunitäten für Anleger.

Wandelanleihen verdienen aber nicht nur dank ihrer attraktiven Performance – globale Wandelanleihen (in USD abgesichert) brachten im ersten Halbjahr diesen Jahres eine Rendite von knapp 4.4% – sondern auch unter Solvency II und SST-Aspekten mehr und mehr Beachtung.

Positiver Ausblick für Wandelanleihen
Auch für die verbleibenden Monate in 2017 sind die Wandelanleihenspezialisten bei AgaNola positiv gestimmt. Nach einer Phase steigender Aktienkurse bieten sich Wandelanleihen als attraktive Alternative an. Ein derzeit ausgewogenes Delta (ca. 50) ermöglicht es, von der Fortsetzung des Bullenmarktes zu profitieren. Der schützende Bond Floor vermag insbesondere bei Investment Grade-Instrumenten grössere Rückschläge abzufedern.

In diesem asymmetrischen Risikoprofil liegt der Vorteil dieser Anlageklasse und des Credit Suisse (Lux) AgaNola Global Convertible Bond Funds. Zudem sind die impliziten Volatilitäten von Wandelanleihen – ein wichtiges Bewertungskriterium – in den letzten Monaten gefallen. Last but not least weisen „Wandler“ eine relativ geringe durchschnittliche Restlaufzeit auf, was sie weniger empfindlich gegenüber einem Zinsanstieg macht als beispielsweise herkömmliche Anleihen.

Mein Fazit
Für die Zukunftssicherung der Altersvorsorge in der Schweiz muss an verschiedenen Hebeln angesetzt werden. Während in der aktuellen Debatte im Bereich der Vorsorgeleistungen der Fokus auf Verzicht gelegt wird, sollte zukünftig der Blick auf die Ausschöpfung der im Anlageteil vorhandenen Potenziale gelegt werden. (AgaNola/mc/ps)

Joe Bättig, Verwaltungsratspräsident AgaNola, weist über 30 Jahre Erfahrung in der Versicherungs- und Vorsorgeindustrie auf. Auch durch seine langjährige Tätigkeit als Präsident des Ausschusses Lebensversicherung des SVV hat sich der diplomierte Mathematiker ETH als Experte der beruflichen Vorsorge einen Namen gemacht.

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