BIP wächst unter Erwartung – Verhaltener Arbeitsmarkt und schwacher Privatkonsum

BIP wächst unter Erwartung – Verhaltener Arbeitsmarkt und schwacher Privatkonsum
(Bild: Fotolia / Eisenhans)

Bern – Ein relativ tiefer Privatkonsum, der wegen eines verhaltenen Arbeitsmarktes nicht auf Touren kommt: Das sind laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) die Gründe, weshalb die Schweizer Wirtschaft im zweiten Quartal 2017 nur leicht gewachsen ist. Experten zeigten sich enttäuscht.

Denn das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal nur um 0,3%. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal waren es ebenfalls 0,3%. Die Werte liegen damit im Vorquartalsvergleich am untersten Rand der Ökonomen-Schätzungen und beim Vorjahresvergleich sogar deutlich darunter. Von AWP befragte Experten hatten das Wachstum zum Vorquartal auf +0,3% bis +0,6% und im Vorjahresvergleich auf +0,8% bis +1,1% geschätzt.

Privatkonsum fällt moderat aus
Ein Hauptgrund für das enttäuschende BIP-Wachstum im zweiten Quartal ist das tiefe Wachstum des privaten Konsums, erklärte Ronald Indergand, Leiter des Ressorts Konjunktur der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Seco gegenüber AWP. «Grund hierfür ist der verhaltene Arbeitsmarkt, der nicht richtig in Fahrt kommt», so Indergand.

Um wieder ein stärkeres BIP-Wachstum zu erreichen, müsste daher auch die Beschäftigung stärker wachsen. «Das wiederum würde den privaten Konsum ankurbeln», so Indergand. Insgesamt sei das geringe Wachstum letztlich erstaunlich, da sich Branchen wie Industrie und Gastgewerbe bereits stark vom Frankenschock erholt haben, meinte er weiter.

Weitere Gründe für das enttäuschende BIP-Wachstum im zweiten Quartal sind laut dem Seco: Der Dienstleistungssektor – insbesondere die binnenorientierten Branchen, wie die staatsnahen Sektoren oder der Detailhandel – hätten sich schwach entwickelt.

Auch andere Quartale korrigiert
Das Seco hat am Dienstag auch die revidierten BIP-Zahlen der vergangenen Quartale vorgelegt. Dabei wurde das BIP-Wachstum im ersten Quartal von 0,3 auf 0,1 Prozent gesenkt und im vierten Quartal 2016 rutschte die Kennzahl mit -0,2 Prozent sogar ins Minus. Für Claude Maurer, Leiter Konjunkturanalyse bei der Credit Suisse, ist das die noch grössere Enttäuschung als das geringe Wachstum im zweiten Quartal, wie er gegenüber AWP Video sagte.

Trotzdem blickt Maurer optimistisch in die Zukunft. Zwar sei es derzeit aufgrund verschiedener Indikatoren «knifflig» den weiteren Konjunkturverlauf zu prognostizieren. Doch werde sich der Erholungstrend letztlich fortsetzen, gab er sich überzeugt.

Neuer Schwung erwartet
Analysten der VP Bank setzen ihre Hoffnungen ebenfalls auf das zweite Halbjahr. Die Abwertungen des Frankens und die gut laufende Konjunktur in der Eurozone sprächen für eine Fahrtaufnahme, heisst es in einer Mitteilung. Dies werde unterstützt von dem nach wie vor sehr optimistischen Ausblick der Einkaufsmanagerbefragungen.

Auch laut BAKBasel stehen die Chancen gut, dass die jüngsten Abwertungstendenzen beim Schweizer Franken in Kombination mit der robusten Konjunktur der europäischen Handelspartnern im zweiten Halbjahr für neuen Schwung sorgen werden.

Für das Gesamtjahr 2017 prognostizierten die Experten des Bundes im Juni ein BIP-Wachstum von 1,4 Prozent. In zwei Wochen werden sie ihre aktuelle Prognose vorlegen. (awp/mc/upd/ps)

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