Heinz O. Baumgartner, CEO Schweiter, im Interview

Heinz O. Baumgartner, CEO Schweiter, im Interview
Schweiter-CEO Heinz O. Baumgartner. (Foto: Schweiter)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Baumgartner, Schweiter ist nicht die erste Schweizer Firma, die in diesem Jahr in China eine etwas schwächere Nachfrage erleidet. Braut sich im Osten etwas zusammen?

Heinz O. Baumgartner: Nachdem wir im Architekturgeschäft letztes Jahr eine temporäre Verlangsamung der Geschäftsentwicklung in China gesehen haben, erwarten wir für 2017 wieder einen anziehenden Geschäftsverlauf. Im ersten Halbjahr haben Projektverzögerungen noch zu einem unterdurchschnittlichen Umsatz in China geführt, für das zweite Halbjahr sind wir aber aufgrund der gut gefüllten Auftragspipeline zuversichtlich.

Das Architekturgeschäft lief in Nordamerika und Europa ja um einiges besser als in Asien. Auch weil dort qualitativ besser gebaut wird?

In den Projekten, in welchen unsere Produkte zum Einsatz kommen gibt es bezüglich der Bauqualität keine grossen Unterschiede. Wichtig für uns sind die regional unterschiedlichen Bauvorschriften – hier bringen wir auch unsere Kompetenzen ein, insbesondere auch bei Sicherheits und – Brandschutzvorschriften. Insgesamt erwarten wir in den nächsten Jahren das grösste Wachstum in Asien und Middle East.

«Wir besitzen und verwalten mehrere tausend Hektar FSC-zertifizierte Balsaholzplantagen in Ecuador und Papua-Neuguinea.»
Heinz O. Baumgartner, CEO Schweiter

Wie stark wurde in den letzten Jahren die Recycling-Fähigkeit Ihrer Verbundstoffe verbessert?

Recycling-Fähigkeit ist für zahlreiche Märkte wie die Windindustrie ein wichtiges Kriterium bei Verbundwerkstoffen. So ist Balsaholz als natürlicher Rohstoff ein zentraler Werkstoff für die Windindustrie bei der Herstellung von Windflügeln. Daneben haben wir verschiedene Schaumstoffe in unserem Produktportfolio und waren da zum Beispiel führend in der Markteinführung von hochwertigen PET-Schäumen, welche auch wieder sehr gut rezykliert werden können – im Vergleich zu PVC-Schaum. Auch das im Architektur-Geschäft verwendete Aluminium kann sehr effizient wieder rezykliert werden.

Balsa-Holz lässt sich als natürliches Material nicht beliebig schnell auf Bedarf produzieren. Was tut Schweiter, um die Versorgungssicherheit zu garantieren?

Wir besitzen und verwalten mehrere tausend Hektar FSC-zertifizierte Balsaholzplantagen in Ecuador und Papua-Neuguinea. Der Spitzenausgleich unseres Bedarfs wird mit dem Zukauf von Balsaholz von Dritten abgedeckt. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, bei der wir darauf achten, dass die eigenen Plantagen nicht übernutzt werden, gewährleistet eine kontinuierliche Verfügbarkeit von Balsaholz für unsere Kunden.

Gibt es auf diesem Gebiet Gedankenspiele zu einer Zusammenarbeit mit der Schweizer Firma Gurit?

Nein.

Im Windgeschäft gibt es starken Preisdruck, da es zu einer Konsolidierung bei den Windkraftwerksbauern kam. Reicht die immer grössere Anzahl von Windsparks nicht aus, um das Geschäft für Schweiters Segment Kernmaterialien da profitabler zu machen?

Wir haben im Bereich Kernmaterialien eine ansprechende Profitabilität und sehen auch für die Zukunft Wachstums-Chancen. Das Geschäft ist immer noch eher zyklisch, wenn auch nicht mehr so stark wie noch vor ein paar Jahren. Diese Zyklizität kann immer auch temporär wieder zu Nachfrage- und Preisschwankungen führen.

«Das Geschäft mit Kernmaterialien ist immer noch eher zyklisch, wenn auch nicht mehr so stark wie noch vor ein paar Jahren.»

Bei Transport&Industry nimmt die Nachfrage nach leichten Konstruktionsmaterialien wegen der hohen Treibstoffkosten stetig zu. Welche durchschnittlichen Wachstumsraten erwarten sie in diesem Segment für die nächsten zehn Jahre?

Wir konzentrieren uns in diesem Segment primär auf den europäischen Markt für hochwertige Leichtbaukomponenten für Schiene und Strasse. Neben dem Bedarf an Lösungen zur Gewichtsreduktion ist Mobilität zu einem Megatrend in unserer Gesellschaft geworden. Die Wachstumsraten sind länderspezifisch sehr unterschiedlich. Insgesamt streben wir ein Wachstum über dem jeweiligen Bruttosozialprodukt an.

Auch im Segment Displays ist Langlebigkeit ein Thema. Wie viele Jahrzehnte halten denn solche Produkte im Aussenbereich?

Je nach Produkt und Anwendung variiert die Lebenszeit zwischen einigen Wochen oder Monaten und mehreren Jahrzehnten.

Schweiter besteht seit dem Verkauf der Textilsparte SSM nur noch aus der Division 3A Composites mit den oben erwähnten 4 Segmenten. Die 124 Millionen aus dem Verkauf des Textilmaschinengeschäfts an Rieter wollen wohl überlegt angelegt sein. Stehen Sie da durch die Negativzinslandschaft nicht unter Zeitdruck?

Bis dato zahlen wir keine Negativzinsen. Zudem haben wir mit der Akquisition von Athlone Extrusions per Ende Juli einen Teil des Cash-Bestandes wieder in die Weiterentwicklung der Gruppe investiert.

Dennoch. Welche Ihrer vier Segmente könnte Verstärkung durch Zukäufe vertragen?

Wir sehen in allen Geschäftsbereichen genügend Möglichkeiten um neben organischem Wachstum auch über Zukäufe weiter wachsen zu können.

Wären zur Not Aktienrückkäufe ein Thema?

Solange wir genügend Möglichkeiten sehen, den Cash zum Nutzen unserer Aktionäre in das operative Geschäft zu investieren, ziehe ich dies vor.

Athlone, die gerade erwähnte letzte Akquisition, hat sich sehr gut entwickelt. Die Firma stellt durch Extrusion Plastikmaterialien beispielsweise für die Automobil-, Möbel oder Sanitärbranche her. Diese sind meistens sehr farbig. Wie stark muss man heutzutage als Zulieferer auf die „Optik“ achten?

Bei der Optik geht es um qualitative und ästhetische Aspekte. Für die Produkte von Athlone Extrusions ist das eigene Farblabor entscheidend um die verlangte Farbe exakt bestimmen und abbilden zu können und sehr effizient und flexibel auf Kundenwünsche einzugehen.

Zur Person:
Heinz O. Baumgartner, geboren 1963 und Vater zweier Töchter, hat an der HSG BWL studiert und dort 1992 auch promoviert. Er ging dann zur ABB nach Baden, wo er Country Controller für 30 ABB-Gesellschaften wurde, ehe er 1996 zu Schweiter nach Horgen an den Zürichsee wechselte. Bis zu seiner Ernennung zum CEO im Sommer 1998 war er Chief Financial Officer.

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