Nationalbank: Ende des Libors muss vorbereitet sein

Nationalbank: Ende des Libors muss vorbereitet sein
SNB-Direktor Dewet Moser. (Foto: SNB)

Zürich – Das drohende Aus für den weltweit wichtigen Referenzzinssatz Libor werde die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht darin beeinträchtigen, die Preisstabilität zu gewährleisten, sagte SNB-Direktor Dewet Moser am Freitag in Zürich. Dennoch birgt der Wegfall des Libors grosse Herausforderungen.

An der Londoner Interbank Offering Rate – kurz Libor – orientieren sich Banken weltweit bei der Berechnung von Krediten, Hypotheken, Sparkonten, Anleihen und Derivaten. Laut Moser hängen Verträge mit einem Nominalwert von etwa sechs Billionen Franken an dem Referenzsatz – darunter viele Hypotheken.

Grosse Herausforderung
Die Zentralbanken würden aber über verschiedene Möglichkeiten verfügen, um das kurzfristige Zinsniveau zu kontrollieren, sagte Moser. So auch die SNB. Sie könne sicherstellen, dass ein Wegfall des Libors weder die Ausrichtung der Geldpolitik noch ihre Fähigkeit, die Preisstabilität zu gewährleisten, beeinträchtigen werde, sagte Moser.

Allerdings stelle die Umstellung auf einen alternativen Zinssatz angesichts der starken Abhängigkeit des Marktes vom Libor eine grosse Herausforderung dar. Sie könne nur gemeistert werden, wenn alle Marktteilnehmer zu einem reibungslosen Übergang beitragen, indem sie sich rechtzeitig vorbereiten und koordiniert vorgehen.

Die Zukunft des Libors ist ungewiss
Im Jahr 2012 haben Banken den Libor manipuliert. Das war möglich, weil die Datenbasis für den Libor dürftig ist. Im Kern meldet eine Auswahl international tätiger Banken täglich nach London, für wie viel Zins sie von anderen Banken Geld aufnehmen können. Von diesen Werten werden die tiefsten und höchsten gestrichen, dann wird der Mittelwert der Restlichen berechnet.

Statt den Libor abzulösen, versuchte man ihn zu verbessern. Doch die Bemühungen, den Libor auf eine solidere Datenbasis zu stellen, sind gescheitert. Denn nach der Finanzkrise brachen die Geschäfte ein, auf die sich der Libor bezieht. Dabei geht es um die unbesicherten Geldgeschäfte. Früher liehen sich Banken bevorzugt auf diese Art und Weise gegenseitig auf Vertrauensbasis Liquidität. Doch die Finanzkrise störte das gegenseitige Vertrauen.

Mit der Finanzkrise schrumpfte das Handelsvolumen im unbesicherten Geldmarkt dramatisch, der als Berechnungsgrundlage für den Libor dient – und hat sich seither nicht erholt. Deshalb kündigte der britische Regulator diesen Juli an, den Libor nur noch bis Ende 2021 zu unterstützen.

Die Schweiz hat eine Alternative
Fällt der Libor weg, muss auch in der Schweiz ein neuer Referenzwert her. Es sei naheliegend, dafür den Referenzzinssatz für den Frankenrepomarkt Saron (kurz für Swiss Average Rate Overnight) heranzuziehen, sagte Moser. Er wird Ende Jahr das Tois-Fixing ablösen, das etwa zur Berechnung von Zinsderivaten verwendet wird.

«Wir werden unser Bestes tun, um den Reformprozess zu unterstützen, aber wir wollen den Prozess nicht beeinflussen», sagte Moser an der von der Swiss Exchange organisierten Kongress. Die SNB verwendet den Libor seit Ende 1999 in ihrem geldpolitischen Konzept als Referenzzinssatz.

Die SNB wird daher gemäss Moser nicht den Vorreiter geben, indem sie einen neuen Referenzzinssatz verwendet. Man werde den Libor-Zinsreformprozess weiter unterstützen, aber nicht in die Wahl ihres Ersatzes eingreifen, so Moser.

Verfügbarkeit des Saron «ideal»
Auch die Finanzinfrastrukturbetreiberin SIX, die den Saron mit der SNB 2009 einführte, wirbt für diesen Referenzzinssatz. Dessen Verfügbarkeit seit 2009 sei «ideal» für das jetzige Umfeld und die anstehenden Veränderungen, sagte kürzlich Christian Bahr, Leiter Marktdaten und Analyse bei der SIX Swiss Exchange. Nicht alle Länder könnten schon auf eine erprobte Alternative zurückgreifen.

Die Vorbereitungen für den wahrscheinlichen Wegfall des Libors sind bereits im Gange. Die Nationale Arbeitsgruppe setze derzeit die Rahmenbedingungen für den Reformprozess und die Abnabelung vom Libor, sagte Moser. Die SNB werde diesen Prozess weiterhin begleiten. Allerdings sei letztlich der Privatsektor dafür verantwortlich, eine Alternative zu wählen und den Übergang bei Zeiten einzuleiten. (awp/mc/pg)

SNB

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