KPMG: Das Smartphone als wirksame Kostenbremse im Schweizer Gesundheitswesen

KPMG: Das Smartphone als wirksame Kostenbremse im Schweizer Gesundheitswesen
(Foto: Pixabay)

Zürich – Die Schweizer Gesundheitskosten haben sich seit Mitte der Neunziger Jahre fast verdoppelt. Laut Berechnungen von KPMG Schweiz führte eine konsequente Digitalisierung zu effektiveren und effizienteren medizinischen Behandlungen und böte ein Sparpotenzial von fast CHF 300 Mio.

Die Gesundheitskosten in der Schweiz haben sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statis-tik (BFS) seit 1995 verdoppelt: 2014 beliefen sich die direkten Gesundheitskosten auf CHF 74.6 Mrd. bzw. CHF 759 pro Einwohner und Monat, was 11.6% des Schweizer Bruttoinlandprodukts entspricht. Fast 80% dieser Kosten werden von 2.2 Mio. chronisch kranken Patienten verursacht. Direkte Kosten bezeichnen dabei die Ausgaben, welche unmittelbar durch Behandlungen anfallen, wie beispielsweise Arzt- oder Operationskosten.

Im Zuge der Digitalisierung wächst die Anzahl Smartphone-Nutzer in der Schweiz jährlich um rund 10 Prozentpunkte. «Mit Blick auf die damit verbundenen technologischen Möglichkeiten stellt die Verknüpfung des Smartphones mit dem künftigen elektronischen Patientendossier einen effektiven Ansatzpunkt für Kosteneinsparungen dar», erklärt Michael Herzog, Sektorleiter Gesundheitswesen von KPMG Schweiz. Vor diesem Hintergrund hat KPMG Schweiz berechnet, welchen Beitrag die Digitalisierung zu effektiveren und effizienteren medizinischen Behandlungen und insbesondere auch zu einer Stabilisierung der Kosten im Gesundheitswe-sen leisten kann.

Elektronisches Patientendossier und Smartphone steigern Effizienz
Das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) wurde im Juni 2015 vom Parlament verabschiedet und im April 2017 in Kraft gesetzt. Als Rahmengesetz regelt es die Voraussetzungen für die elektronische, zentrale Bearbeitung von sensiblen Patientendaten. Dadurch können Gesundheitsfachpersonen künftig auf bereits vorhandene behandlungsrelevante Daten ihrer Patienten zugreifen, die zu einem früheren Zeitpunkt von Dritten bereits er-hoben und erfasst wurden.

Da der Nutzen eines elektronischen Patientendossiers erst bei wiederholter Konsultation von Leistungserbringern zum Tragen kommt, ist diese Neuerung besonders für chronisch kranke Menschen von Bedeutung. So ergab eine gemeinsame Regulierungsfolgenabschätzung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) für Einführung des elektronischen Patientendossiers potenzielle Kosteneinsparungen von über CHF 1.6 Mrd. Koppelt man das elektronische Pateientendossier mit den technologischen Möglichkeiten des Smartphones (Gesundheits-Apps, Wearables) entlang eines digitalisierten Patientenpfa-des, entsteht ein hohes Potenzial für signifikante Kosteneinsparungen im Schweizer Gesundheitswesen.

Fast 300 Millionen Schweizer Franken Einsparpotenzial
Der traditionelle Patientenpfad ist geprägt von physischen Kontakten zwischen Patient und Leistungserbringer, von telefonischen Terminvereinbarungen sowie vom Austausch medizini-scher Verlaufsdokumente per Mail, Fax oder Post. Mit einem digitalen Patientenpfad könnten hingegen Wearables und Gesundheits-Apps beispielsweise die Vitalfunktionen des Patienten laufend überwachen und bei Bedarf direkt dem Arzt zur Überprüfung übermitteln. Telemedizini-sche Anbieter würden dabei die Funktion des ersten Ansprechpartners bei medizinischen Prob-lemen oder Rückfragen einnehmen. Der Patient wäre beim digitalen Patientenpfad auch aus-serhalb der Öffnungszeiten stets in der Lage, beispielsweise über sein Smartphone unabhängig von Öffnungszeiten Arzttermine zu buchen. Dadurch entfielen die bisherigen aufwendigen Terminabsprachen. Und der physische Austausch von medizinischen Patientendaten fiele voll-ständig weg, da diese über das elektronische Patientendossier zentral gespeichert, herunterge-laden und eingesehen werden könnten.

Berechnungen von KPMG zeigen, dass sich bei einem vollständigen Durchlaufen dieses digitalen Patientenpfades über fünf Stationen (Hausarzt, Spezialist, Akutspital, Rehabilitationsklinik, Hausarzt) pro Patient ein Einsparpotenzial von bis zu 87 Minuten bzw. CHF 59 ergibt.

Obschon der Fokus auf den chronischen Krankheiten liegt, wurde zur Berechnung des Einsparpotenziales die Gesamtheit der Patienten ausgewertet, da alle Patienten gleichermassen von der Digitalisierung betroffen sind. Bei der Berechnung wurde auf der Grundlage von BFS-Daten von 1.4 Mio. Hospitalisierungen sowie 16.8 Mio. spitalambulanten Konsultationen ausgegangen. Dabei fällt auf, dass das Einsparpotenzial im Vergleich zu den Anzahl Stationen exponentiell wächst, womit sich die Digitalisierung insbesondere ab mehreren Stationen bezahlt macht. Deshalb sind solche Skaleneffekte insbesondere für chronisch Kranke bedeutend, die oft meh-rere Stationen durchlaufen.

Selbst bei konservativen Annahmen bei den ambulanten Konsultationen hat KPMG je nach durchlaufenen Stationen im digitalen Patientenpfad ein Einsparpotenzial von CHF 296 Mio. er-rechnet. «Mit Blick auf die enormen Skaleneffekte der Digitalisierung könnte dieses Potenzial deutlich gesteigert werden. Würde das elektronische Patientendossier – gekoppelt an die Möglichkeiten eines Smartphones – konsequent genutzt, wäre die Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit der Patientendaten gewährleistet, wodurch wiederum die Qualität in der medizinischen Versorgung merklich gesteigert und dem ungebremsten Kostenanstieg im Schweizer Gesundheitswesen Einhalt geboten werden könnte», folgert Marc-André Giger, Gesundheitswesen-Spezialist von KPMG, aus den Studienergebnissen.

Die Studie sowie weitere Informationen finden Sie unter: «Clarity on Healthcare». (KPMG/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert