Lässt sich finanzielle Not trotz alternder Bevölkerung und verändertem Arbeitsleben verhindern?

Lässt sich finanzielle Not trotz alternder Bevölkerung und verändertem Arbeitsleben verhindern?

Zürich – Eine neue Studie beschreibt, wie Regierungen, Arbeitgeber, Versicherungsgesellschaften, Finanzvermittler und Einzelpersonen gemeinsam daran arbeiten können, Lücken in der Einkommensabsicherung zu schliessen. Öffentlichen und privaten Partnerschaften kommt dabei eine wesentliche Rolle zu. Darüber hinaus kann die Finanzbildung einen entscheidenden Beitrag zur persönlichen finanziellen Absicherung leisten.

Die Zurich Insurance Group (Zurich) hat heute in Zusammenarbeit mit der Smith School of Enterprise and the Environment der University of Oxford den neuen Bericht «Embracing the income protection gaps challenge: options and solutions» herausgegeben. In dieser Studie werden auf der Grundlage ausführlicher wissenschaftlicher Untersuchungen praktische Empfehlungen zum Umgang mit entscheidenden Finanzthemen abgegeben. Zudem werden Methoden vorgestellt, mit denen Regierungen, Arbeitgeber, Versicherungsgesellschaften, Finanzvermittler und Einzelpersonen gemeinsam daran arbeiten können, die Lücken in der Einkommensabsicherung zu schliessen.

Die Untersuchungen von Zurich und die darauf basierende Studie beschreiben, in welcher Form öffentliche und private Partnerschaften zwischen Regierungen, Unternehmen und Versicherungsgesellschaften eine entscheidende Rolle dabei spielen können, die finanziellen Lasten zu tragen und Lücken in der Einkommensabsicherung zu schliessen. Die Finanzbildung hat für die persönliche finanzielle Absicherung eine entscheidende Bedeutung.

Lösungen werden dringend benötigt. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung kann durch die Verlängerung der Lebensarbeitszeit finanzielle Sicherheit gewonnen werden. Allerdings steigt bei einer Ausdehnung des Berufslebens auch das Risiko einer Arbeitsunfähigkeit. Chronische Krankheiten, Verletzungen oder andere Umstände können die Verdienstmöglichkeiten von Erwerbstätigen einschränken oder gar verhindern. Da die staatlichen Ressourcen begrenzt sind und ein zunehmender Anteil der Erwerbsbevölkerung in Teilzeit oder zeitlich befristet tätig ist, nehmen die Risiken weiter zu. Eine Lücke in der Einkommensabsicherung könnte das Budget, die Ersparnisse und die Rücklagen für den Ruhestand ernsthaft bedrohen. Für viele Personen ist die Last einfach zu gross, für eine langfristige finanzielle Absicherung zu sorgen.

Gary Shaughnessy, CEO Europe, Middle East & Africa und Mitglied der Konzernleitung der Zurich Insurance Group, meint: «Unsere Untersuchung zeigt, dass eine Kombination mehrerer Faktoren dazu führt, dass Menschen vermehrt Gefahr laufen, mit zunehmendem Alter nicht mehr finanziell abgesichert zu sein. Leider geschieht dies zu einem Zeitpunkt, an dem die Regierungen in den Industriestaaten angesichts steigender Kosten einer alternden Bevölkerung in der Regel weniger Geld für Sozialleistungen ausgeben. Das stellt die Gesellschaft vor eine echte Herausforderung. Wir alle müssen handeln, um die gefundenen Lösungen zu fördern und umzusetzen.»

Zu den möglichen Lösungen gehört unter anderem, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den vom Staat, den Arbeitgebern, den Versicherungsgesellschaften (und anderen Finanzinstituten wie Finanzvermittlern) und Einzelpersonen übernommenen Pflichten beim Schutz der Haushaltseinkommen zu finden. Zentrale Empfehlungen sind zum Beispiel:

  • Für Versicherungsgesellschaften: Entwickeln von Basisversicherungsprodukten, die über den Arbeitgeber durch automatische Anmeldung (soweit nach lokalem Recht zulässig) eingeführt werden und bei denen Zusatzelemente zum Erwerb durch Einzelpersonen nach Wunsch erhältlich sind.
  • Für Arbeitgeber: Anmelden der Arbeitnehmer zu einer beitragsorientierten Einkommensschutzversicherung (mit Verzichtsoption) im Rahmen der Arbeitsverträge. Laufende Weiterbildungs- und Schulungsangebote zu finanziellen Angelegenheiten (inklusive der Verwendung digitaler Hilfsmittel) für die Arbeitnehmer.
  • Für Regierungen: Regulieren und Zertifizieren von zugelassenen Versicherungsprodukten zur Einkommensabsicherung und Schaffen steuerlicher Anreize zu deren Verbreitung. Ausweiten der Verpflichtungen auf IT-basierte Vermittlungsplattformen und Leiharbeitskräfte. Die Bekämpfung von Lücken in der Einkommensabsicherung sollte auch als zentrales Element der europäischen Säule sozialer Rechte berücksichtigt werden.
  • Für Einzelpersonen: Persönliche Erfahrungen mit Lücken in der Einkommensabsicherung haben einen grösseren Einfluss auf die Nachfrage als finanzielle Vorkenntnisse. Das kann dazu führen, dass eine Reihe von Annahmen über die Wirksamkeit von Finanzbildung und Informationskampagnen nicht zutreffen. Die Wahrnehmung der Kosten stellt eine Hemmschwelle dar – die meisten Menschen sind der Meinung, die Kosten des Einkommensschutzes seien viel höher als sie es wohl tatsächlich sind. Das Aufkommen der Sharing Economy birgt Risiken für eine grössere Anzahl von Einzelpersonen. Bei älteren Arbeitskräften ist die Wahrscheinlichkeit von Lücken in der Absicherung grösser.
  • Für Versicherungsvertreiber und -vermittler: Eine wichtige Funktion kommt Vertretern, Maklern, Banken und Beratern für Mitarbeiter-Vorsorge zu. Sie dienen nicht einfach als Brücke zwischen Angebot und Nachfrage, sondern müssen einerseits Kunden (sowohl Arbeitgeber und Arbeitnehmer) beraten und schulen sowie andererseits den Versicherungsgesellschaften Rückmeldungen über Markt- und Kundenbedürfnisse liefern.

Der Untersuchungsbericht enthält globale Empfehlungen zum Schliessen der Lücken in der Einkommensabsicherung sowie Einblicke und Lösungen für zwölf Länder: Australien, Brasilien, Deutschland, Grossbritannien, Hongkong, Italien, Malaysia, Mexiko, Schweiz, Spanien, USA und Vereinigte Arabische Emirate. (Zurich/mc/ps)

Weitere Informationen
Die erste Phase des Projekts, die 2015 eingeleitet wurde, befasste sich mit den vorhandenen Methoden der Einkommensabsicherung. In dieser Studie wurde erklärt, was Lücken in der Einkommensabsicherung sind, warum sie grösser werden und wie schwerwiegend die Folgen dieser Lücken für Haushalte, Arbeitgeber und Regierungen sein können. Die Schlussfolgerung war, dass Lücken in der Einkommensabsicherung ein Problem sind, das sich nicht global erfassen oder lösen lässt. Lokale Besonderheiten erfordern lokale Lösungen. Es lassen sich aber auch allgemeinere regionale Trends erkennen. Die zweite Studie, die 2016 veröffentlicht wurde, untersuchte institutionelle und verhaltensbedingte Faktoren, die Einfluss auf die Nachfrage nach Einkommensabsicherung haben. Die Analyse basierte auf einer Anfang 2016 durchgeführten Umfrage mit über 13’500 Teilnehmern aus zwölf Ländern. Sie lieferte weitere Erkenntnisse über Lücken in der Einkommensabsicherung aus Sicht der Nachfrage. Es wurde gezeigt, dass verhaltensbedingte und institutionelle Faktoren (wie Finanzwissen und Finanzverhalten) die Entscheidungen von Einzelpersonen, ob und wie diese ihr Haushaltseinkommen schützen, beeinflussen. In der dritten Projektphase, die auch die aktuelle Studie umfasst, werden mögliche Wege untersucht, mit denen der öffentliche und der private Sektor gemeinsam daran arbeiten können, Lücken in der Einkommensabsicherung zu schliessen.

Ergänzende Unterlagen

 

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