M&G: Verantwortungsvolle Junk-Bonds

M&G: Verantwortungsvolle Junk-Bonds
Von James Tomlins, Fondsmanager des M&G Global Floating Rate High Yield Fund. (Foto: M&G)

Frankfurt am Main – Verantwortungsbewusstes Investieren wird immer wichtiger. Eine Kombination von Methoden schafft ein angemessenes Gleichgewicht zwischen der fundierten Formulierung von Anlageeinschätzungen und den Auswirkungen von verantwortungsbewussten Investments oder Anlagen nach ESG-Kriterien.

Ganz gleich, ob Investoren von grünen, verantwortungsvollen oder ESG-Investments sprechen (Environmental, Social, Governance – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung): Es besteht kein Zweifel daran, dass dieses Segment heute ein fester Bestandteil der Investmentlandschaft ist, der sich innerhalb weniger Jahre von einer Marktnische zu einem Mainstream-Produkt entwickelt hat. Die zunehmende Sensibilisierung für eine Reihe von Umwelt- und Sozialaspekten hat dazu geführt, dass immer mehr Anleger ihren Fokus von rein finanziellen Zielen auf einen Ansatz verlagern, der auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Anlagen berücksichtigt.

Anleger fokussieren vermehrt auf Ansätze, die auch soziale und ökologische Auswirkungen ihrer Anlagen berücksichtigen.

ESG-Anleihenfonds nehmen zu
Eine bemerkenswerte Entwicklung ist die wachsende Zahl der ESG-Anleihenfonds, die Anlegern zur Verfügung stehen. Der grösste Teil der verwalteten Vermögen entfällt zwar weiterhin auf ESG-Aktienfonds. Doch Anleihenfonds holen rasch auf, da sie gemessen an ihrer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate seit 2010 schneller gewachsen sind als ESG-Aktienstrategien. Verantwortungsbewusste Anlagen werden daher sowohl für Anleihenanleger als auch für die Fondsmanagementbranche einen wichtigen Wachstumsbereich bilden.

ESG-Anleihenfonds konzentrieren sich überwiegend auf Emittenten mit Investment-Grade-Rating, während nur ein Bruchteil des verwalteten Vermögens auf Fonds für hochverzinsliche Anleihen entfällt. Ein möglicher Grund dafür ist, dass sich die standardisierten Methoden für ESG-Anlagen nicht ohne weiteres auf den Hochzinsmarkt anwenden lassen.

Ein ESG-Ansatz, der sich auf breiter Front durchgesetzt hat, ist das regelbasierte Screening. Dieser Ansatz schliesst Unternehmen aus, die gegen international anerkannte Prinzipien verstossen, beispielsweise die Grundsätze des United Nations Global Compact in Bezug auf Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. Allerdings erfasst dieses Konzept nur rund 2% der Unternehmen, die hochverzinsliche Anleihen emittieren, und stellt daher für sich betrachtet keinen umfassenden ESG-Ansatz dar.

Verschiedene Ansätze
Ein weiterer gängiger Ansatz ist der Ausschluss von Unternehmen, die ihre Umsätze in bestimmten Sektoren erwirtschaften, darunter Tabakwaren, Glücksspiel oder Waffen. Dies ist ein Beispiel für das sogenannte Negativ-Screening, durch das Unternehmen ausgeschlossen werden sollen, deren Tätigkeit als gesellschaftlich schädlich erachtet wird. Dieser Ansatz ist zwar ein guter Ausgangspunkt, konzentriert sich jedoch auf einen sehr engen Bereich. Zudem ist die Entscheidung, welche Tätigkeiten als schädlich gelten sollten, oft recht subjektiv – ein Beispiel für eine kontroverse Branche ist die Kernenergie.

Die ESG-Integration bietet einen umfassenderen Ansatz, der ESG-Faktoren im gesamten Anlageentscheidungsprozess berücksichtigt. Dieses Vorgehen erfordert eine differenzierte Analyse zahlreicher komplexer Fragen, die von Energieeffizienz und Umweltverschmutzung bis hin zu Arbeitsbedingungen und Produktsicherheit reichen können. Die ESG-Integration ermöglicht die Beurteilung von Unternehmen mit einer robusten und vergleichbaren ESG-Methodik. Unseren Schätzungen zufolge würden etwa 20% der Emittenten von Hochzinsanleihen als Branchen-Schlusslichter mit negativen ESG-Merkmalen eingestuft.

Das Positiv-Screening ist ein „Best-in-Class“-Ansatz, mit dem Unternehmen identifiziert werden sollen, die in sozialen und ökologischen Fragen vorbildlich agieren. In diesem proaktiven Ansatz für ESG-Investments werden die führenden Unternehmen jeder Branche ausdrücklich belohnt. Bei Anlagen in hochverzinslichen Anleihen lässt dieser Ansatz jedoch nur eine sehr begrenzte Auswahl an Emittenten zu, was die Diversifizierung und die Umsetzung investmentorientierter Einschätzungen gefährdet. Auf der Basis der ESG-Bewertungen von MSCI gelten rund 20% der Unternehmen im globalen Investment-Grade-Markt als ESG-Branchenführer (Unternehmen mit den ESG-Ratings AAA oder AA). Zum Vergleich: Nur 5,6% der Emittenten von Hochzinsanleihen haben ein ESG-Rating von AAA oder AA, was zu erheblichen negativen Auswirkungen auf die Portfoliodiversifizierung und das Konzentrationsrisiko führen würde.

Das Impact Investing entwickelt das Konzept des verantwortungsvollen Investierens weiter, indem es sich speziell auf Unternehmen oder Organisationen konzentriert, deren Kernziel die Bewältigung sozialer oder ökologischer Herausforderungen ist. Die Anlagechancen in diesem Bereich sind jedoch in der Regel illiquide und projektbezogen und werden nicht öffentlich gehandelt.

Vorsicht bei grünen Anleihen
Trotz der Einschränkungen, die für den High-Yield-Markt gelten, spielen ESG-Kriterien für Investments in dieser Anlageklasse eine wichtige Rolle. Mit dem richtigen Know-how sollte es möglich sein, ein breit diversifiziertes Portfolio aus Hochzinsanleihen aufzubauen, das vorteilhafte ESG-Merkmale aufweist. Zudem kann eine sorgfältige Berücksichtigung von ESG-Faktoren unserer Ansicht nach zu einer umfassenderen Kreditanalyse beitragen, die letztlich zu fundierteren Anlageentscheidungen führt.

Grüne Anleihen sind vermutlich das beste Beispiel für Impact Investing am Anleihenmarkt. Grüne Anleihen bieten regelmässige Couponzahlungen und unterscheiden sich nur dadurch von konventionellen Anleihen, dass ihre Erlöse zur Finanzierung spezifischer Projekte verwendet werden müssen, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben.

Das Aufkommen von grünen Anleihen ist eine vielversprechende Entwicklung. Dennoch bilden diese Papiere im Hochzinssegment nach wie vor nur einen sehr kleinen Markt, der derzeit aus nur 24 Anleihen von 21 verschiedenen Emittenten von Hochzinsanleihen besteht.

Grüne Anleihen können zudem extrem hohen titelspezifischen Risiken unterliegen, wie im Fall einer Emission von Abengoa, eines spanischen Produzenten von erneuerbarer Energie. Die Anleihe von Abengoa Greenfield wurde 2014 zur Finanzierung von Projekten im Bereich saubere Energie emittiert. Im Jahr darauf fiel ihr Kurs jedoch um rund 90%, als das Unternehmen wegen der Streichung von Bankkrediten in finanzielle Schwierigkeiten geriet und alle ausstehenden Anleihen restrukturieren musste.

Der Fall Abengoa verdeutlicht, dass grüne Anleihen ebenso wie konventionelle Hochzinsanleihen ungünstigen Kreditereignissen ausgesetzt sein können. Im aktuellen Marktumfeld wäre ein Portfolio aus hochverzinslichen grünen Anleihen stark konzentriert und würde wegen seiner mangelnden Diversifizierung übermässig starken Ausfallrisiken unterliegen.

Ein dreistufiger ESG-Ansatz
Ein optimaler ESG-Ansatz für Anlagen am Hochzinsmarkt sollte aus drei Screening-Stufen bestehen: erstens einem regelbasierten Screening, zweitens einem negativen Sektor-Screening auf Basis von Schwellenwerten für den Umsatz und drittens dem Ausschluss der ESG-Schlusslichter des Sektors nach einer umfassenden Überprüfung einer Reihe von ESG-Faktoren. (M&G/mc)

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