Intergenerika: Vorsicht – Referenzpreise bei Medikamenten sind ein Innovationskiller

Intergenerika: Vorsicht – Referenzpreise bei Medikamenten sind ein Innovationskiller
Dr. Axel Müller, Geschäftsführer Intergenerika. (Foto: Intergenerika)

Die aktuell vom Bundesrat geprüfte Einführung eines Referenzpreissystems hätte nachhaltige Schäden für das Schweizerische Gesundheitssystem und dessen Innovationskraft.

Originale und Generika im symbiotischen Verhältnis
Aus gutem Grund geniesst die Schweizer Pharmaindustrie weltweit eine exzellente Reputation für Innovation. Dabei leben die forschende Pharmaindustrie und die Generikabranche in einem symbiotischen Wettbewerbsverhältnis. Ohne Pharmaforschung gäbe es für die Schweizer Generikahersteller keine Produkte, die sie nachbauen könnten. Umgekehrt stünden die Hersteller von Originalen ohne Generika nicht unter dem Druck, innovativ zu bleiben, sondern könnten sich auf ihren Lorbeeren ausruhen und die Erträge ihrer Entwicklung vor 20, 30 Jahren beliebig lang einfahren. Generika sind also ein wichtiges Regulativ und leisten einen wertvollen Beitrag, dass die Medikamentenpreise in der Schweiz laufend sinken.

Generika-Innovation fördert Therapietreue
Im Gegensatz zur Entwicklung von neuen bahnbrechenden Medikamenten ist Innovation bei Generika vor allem als inkrementelle Innovation zu verstehen, das heisst die stetige und schrittweise Verbesserung von bewährten Präparaten. Generika-Hersteller bauen nicht einfach nach, sondern verbessern die Original-Arzneimittel kontinuierlich. Dies, immer mit der Massgabe, dass Generika ebenso gut wirken wie das Original. Aber nicht selten sind Generika sogar die besseren Formulierungen als die alten Originale. Dabei werden Innovationen nicht der Innovation zuliebe kreiert, sondern um die Therapietreue beim Patienten zu verbessern. Wenn ein Arzneimittel, das vor 20 Jahren entwickelt wurde, neu konzipiert wird, kommen neue Technologien zum Einsatz. Während man früher beispielsweise einen Wirkstoff mit Cellulose zu einer Tablette verpresst hat, sprühen heute Hersteller den Wirkstoff auf Kügelchen, sogenannte Pellets, und überziehen diese mit einer Schutzschicht. Oder man versieht eine Tablette mit einem Überzug, damit sie nicht mehr bitter schmeckt, was vor allem junge Patienten schätzen. In einem anderen Fall wird eine Tablette verkleinert, damit sie besser geschluckt werden kann, oder man bringt eine Bruchrille an, damit ältere Patienten die Tablette leichter teilen können. Generika-Hersteller machen existierende Produkte letztlich noch besser und bieten sie bei gleicher Wirksamkeit deutlich günstiger an.

Das Ende von Innovationsanreizen im innovativsten Land der Welt
Solche Innovationen würden in der Schweiz, dem innovativsten Land der Welt (Global Innovation Index 2017), durch ein Referenzpreis- und Billigstmedizinsystem wegfallen. Hersteller, die heute schon Antibiotika und Arzneimittel unter den Herstellungskosten herstellen, hätten dazu keinen Anreiz mehr. Käme es nicht einem Armutszeugnis gleich, wenn wir die jeweils neueste Version des iPhones frenetisch bejubeln, auf der anderen Seite dem Fortschritt bei der Entwicklung von Medikamenten durch die heimische Industrie einen Riegel vorschieben würden?

Allianz gegen ein Referenzpreissystem
Wir sind deshalb davon überzeugt, dass ein Referenzpreissystem, bei dem Krankenkassen nur das günstigste Medikamente vergüten würden, für die Schweiz völlig ungeeignet und auch angesichts ständig sinkender Medikamentenpreise nicht erforderlich ist.

Generika, mit denen jetzt schon jährlich eine Milliarde an Gesundheitskosten eingespart werden, haben an den Gesamtgesundheitskosten lediglich einen Anteil von 1% und sind für die Krankenkassenprämienerhöhungen nicht verantwortlich. Ein Referenzpreissystem für Medikamente würde die Schweiz nicht nur puncto Innovation zurückwerfen. Neben der Therapietreue wäre auch die Versorgungssicherheit gefährdet. Einer kurzfristigen Senkung der Medikamentenpreise stünden langfristige Mehrkosten im Gesundheitssystem gegenüber. Unter der Schirmherrschaft von Intergenerika hat sich deshalb eine Allianz „Nein zu Referenzpreisen bei Medikamenten“ der wichtigsten Stakeholder des Schweizerischen Gesundheitssystems formiert, um die Einführung dieses für die Schweiz völlig falschen Systems zu verhindern. (Intergenerika/mc/ps)

Über Intergenerika
Intergenerika ist die Vereinigung der führenden Generikafirmen in der Schweiz, die ihrerseits über 90% des Generika-Volumens in der Schweiz repräsentieren. Intergenerika fördert die Akzeptanz von Generika durch Aufklärung von Medizinalpersonen, Fachverbänden, Krankenkassen und Patienten und fördert deren Verbreitung als qualitativ mindestens gleichwertige, jedoch preiswertere Arzneimittel. Im Weiteren plant und koordiniert der Verband die Kontakte zu Medien, Behörden und Vereinigungen im Bereiche von Medizinalpersonen und des Gesundheitswesens. Mit allen Massnahmen verfolgt Intergenerika das Ziel einer angemessenen Vertretung von Generika im schweizerischen Arzneimittelmarkt bzw. im schweizerischen Gesundheitswesen.

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