Intergenerika: „Referenzpreise führen zu einem Anstieg der Gesundheitskosten“

Intergenerika: „Referenzpreise führen zu einem Anstieg der Gesundheitskosten“
Dr. Axel Müller, Geschäftsführer Intergenerika. (Foto: Intergenerika)

«Die vom Preisüberwacher geforderte und aktuell vom Bundesrat geprüfte Einführung eines Referenzpreissystems hätte nicht nur gravierende Folgen für unsere Gesundheit – wir Patienten würden laufend entweder zum Medikamentenwechsel oder zum Draufzahlen gezwungen werden und ohne Zuzahlung in der Apotheke bekämen wir nicht mehr das Präparat, das wir kennen und dem wir vertrauen –, sondern würde mittelfristig gar zu einem Anstieg der Gesundheitskosten führen. Zu diesem Ergebnis ist schon eine Studie aus dem Jahre 2012 gekommen, welche der Gesundheitsökonom Pieter Dylst in Kooperation mit den Professoren Arnold G. Vulto und Steven Simoens durchgeführt hatte. Demnach ist ein Referenzpreissystem keineswegs die Wunderwaffe im Kampf gegen steigende Gesundheitskosten, wie es dessen Befürworter gerne darstellen. Im Gegenteil: Referenzpreise befeuern mittelfristig gar den Anstieg der Gesundheitskosten. Wie kommt es dazu?

Am Anschlag: Ärzte lehnen Referenzpreise ab
Der bei einem Referenzpreissystem aufoktroyierte laufende Medikamentenwechsel ist für Ärzte zeitraubend. Sie müssen Patienten das komplizierte System erklären und sie auf immer wieder neue Medikamente einstellen. Aber genau diese Zeit haben die immer mehr von administrativen Aufgaben absorbierten Ärztinnen und Ärzte laut einer Studie des Ärzteverbands FMH vom letzten Jahr schlichtweg nicht. Ein zusätzlicher Zeit- und Erklärungsaufwand käme für die Ärzte absolut zur Unzeit. Ein anderer Grund, weshalb Ärzte Referenzpreise ablehnen – sie wollen ihren Patienten die laufenden Zuzahlungen in der Apotheke ersparen. Als Folge davon – so zeigt es die Studie von Peter Dylst und Kollegen an diversen Ländern in der EU auf – weichen Ärzte auf Medikamente aus, die nicht unter das Referenzpreissystem fallen. Mit seiner kurzsichtigen Forderung nach einem Referenzpreissystem für Generika unterminiert der Preisüberwacher also die notwendige Entwicklung dieser günstigeren Qualitätsarzneimittel.

Kettenreaktion führt zu Kostenanstieg
Damit aber nicht genug. Die besagte Studie zeigt nämlich auch, dass mit der Einführung eines Referenzpreissystems der Medikamentenverbrauch generell ansteigt. Einerseits, weil wie gezeigt der Gebrauch von patentierten, teureren Medikamenten zunimmt, andererseits, weil Preissenkungen zu Mengenausweitungen bei Generika führen. Neben der Verlagerung zu teureren, patentierten Produkten ist der Kostenanstieg auch auf vermehrte Hospitalisierungen zurückzuführen, weil ein ständiger Wechsel des wirkstoffgleichen Medikamentes zu mangelnder Therapietreue oder Übermedikation bei verunsicherten und überforderten Patienten führt. Vor allem betagte Patientinnen und Patienten sind durch die ständigen Wechsel grossem Stress ausgesetzt.

Auch Schweizer Experte warnt
Aus diesen Gründen beurteilt auch der Gesundheitsökonom Professor Peter Zweifel von der Universität Zürich ein Referenzpreissystem aus ökonomischer Sicht negativ. In seiner Expertise kommt auch er zum Schluss, dass Festbeträge zu Mengenausweitungen und vermehrten Spitaleinweisungen führen, so Mehrkosten verursachen können und zudem kleinere relevante und von den Patienten gewünschte Innovationen verhindern. Referenzpreise sind das definitiv falsche Rezept für die Schweiz! Statt auf die populistischen Forderungen des Preisüberwachers zu hören, sollte der Bundesrat besser den Ratschlägen Schweizer und internationaler Experten folgen.

Stakeholder lehnen Referenzpreissystem geschlossen ab
Die negativen Erfahrungen aus dem Ausland vor Augen setzt sich unter der Schirmherrschaft von Intergenerika eine Allianz „Nein zu Referenzpreisen bei Medikamenten“ der wichtigsten Stakeholder des Schweizerischen Gesundheitssystems geschlossen gegen einen Systemwechsel ein. Im Übrigen kämpft Intergenerika für eine gezielte Förderung von Generika in der Schweiz, um deren jährlichen Sparbeitrag in Höhe von 1 Milliarde Franken weiter auszubauen und somit das Gesundheitssystem weiter zu entlasten.»

Intergenerika

Intergenerika ist die Vereinigung der führenden Generikafirmen in der Schweiz, die ihrerseits über 90% des Generika-Volumens in der Schweiz repräsentieren. Interge-nerika fördert die Akzeptanz von Generika durch Aufklärung von Medizinalpersonen, Fachverbänden, Krankenkassen und Patienten und fördert deren Verbreitung als qualitativ mindestens gleichwertige, jedoch preiswertere Arzneimittel. Im Weiteren plant und koordiniert der Verband die Kontakte zu Medien, Behörden und Vereinigungen im Bereiche von Medizinalpersonen und des Gesundheitswesens. Mit allen Massnahmen verfolgt Intergenerika das Ziel einer angemessenen Vertretung von Generika im schweizerischen Arzneimittelmarkt bzw. im schweizerischen Gesundheitswesen.

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