Schweizer erhalten im Ländervergleich prozentual weniger Rente

Bern – In der Schweiz erhalten Durchschnittsverdiener im Pensionsalter prozentual deutlich weniger Rente aus der obligatorischen Deckung der Altersvorsorge als in anderen OECD-Ländern. Das schreibt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem am Dienstag veröffentlichter Länderbericht.

Demnach werden vergleichbare Erwerbstätige im OECD-Raum im Rentenalter im Schnitt 63% des bisherigen Einkommens beziehen können. In der Schweiz liegt die sogenannte Rentenersatzquote bei 45% – also rund 20 Prozentpunkte weniger.

Allerdings müsse berücksichtigt werden, dass ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung über eine überobligatorische Vorsorge zusätzlich versichert sei, was eine höhere Rente im Alter verspricht. Dennoch entspreche das durchschnittliche Einkommen der Rentenbezüger hierzulande 82% vom durchschnittlichen Einkommen der gesamten Bevölkerung. Im OECD-Raum ist dieser Anteil höher, nämlich bei 88%.

Dagegen sei das Rentensystem im Ländervergleich flexibler. Erwerbstätige könnten in der Schweiz ihre Pensionierung stärker nach ihren Bedürfnissen gestalten. Das flexible Rentensystem berge aber die Gefahr, im Alter über keine angemessene Rente zu verfügen.

Die öffentlichen Rentenausgaben seien zudem in der Schweiz relativ hoch. Die öffentlichen Rentenausgaben entsprechen 11% des gesamten Bruttoinlandprodukts (BIP). Im OECD-Raum betrage dieser Anteil im Schnitt 9%.

Was das Wachstum der alternden Bevölkerung betrifft, liegt die Schweiz in etwa im OECD-Schnitt. 2015 lag die Zahl der über 65-Jährigen auf 100 Erwerbstätige gerechnet bei 29, während es 1975 noch 21 waren. Für das Jahr 2050 dürfte die Zahl auf 55 Seniorinnen und Senioren klettern, prognostiziert die OECD.

OECD-Länder müssen mehr tun
Insgesamt zeigt sich die OECD mit der Reformaktivität ihrer Mitgliedsländer unzufrieden. Die Regierungen der OECD-Länder hätten in den vergangenen zwei Jahren wenig Fortschritte bei der Altersvorsorge erzielt, heisst es.

Laut der Studie sind zwar die Rentenausgaben des Staates im OECD-Raum gemessen am Bruttoinlandprodukt seit 2000 um 1,5 Prozentpunkte angestiegen. Das Ausgabenwachstum bleibe aber deutlich hinter den Prognosen zurück.

Gleichzeitig würden die jüngsten Reformen die Einkommen der künftigen Rentner schmälern. Die Bevölkerung werde älter. Um eine angemessene Rente zu sichern, müsste das Rentenalter angehoben werden.

Es brauche weitere Reformen, um die Rentensysteme an die alternde Bevölkerung und die sich verändernde Arbeitswelt anzupassen, sowie um zunehmender Ungleichheit im Alter entgegenzuwirken. (awp/mc/ps)

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