SGKB Investment views: Die SNB kann sich noch zurücklehnen

SGKB Investment views: Die SNB kann sich noch zurücklehnen
Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Diese Woche steht das letzte Feuerwerk der Zentralbanken in diesem Jahr auf dem Programm. Die Fed wird am Mittwoch den Reigen mit der nächsten Zinserhöhung auf 1.25% bis 1.50% eröffnen. Nach einem ersten Versuchsballon Ende 2015 ist die Fed in diesem Jahr dazu übergegangen, den Zinserhöhungszyklus konsequenter zu verfolgen. Im nächsten Jahr wird sie diesen Prozess fortsetzen und die Zinsen bis Ende 2018 auf über 2% anheben. Die Bank of England und die EZB werden am Donnerstag wenig Neues zu berichten haben. In London ist nach der ersten Zinserhöhung vor einem Monat wieder Ruhe angesagt. Die EZB hat bereits im Oktober klargemacht, welche Geldpolitik sie 2018 verfolgen will. Sie kauft weiter munter Anleihen, wenn auch etwas weniger. Über Zinserhöhungen will man noch lange nicht reden. Da bleibt der Nationalbank nichts anders übrig, als sich still zu verhalten und zu betonen, dass der Franken überbewertet sei und man alles tue, um den Franken zu schwächen. Im Dezember 2017 heisst das: weiterhin Negativzinsen, damit der Franken für die Anleger nicht zu attraktiv wird.

Die SNB kann den geldpolitischen Entscheid am Donnerstag aus einer Position der Stärke angehen. Die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft sind gut. Die Inflationsrate ist zwar seit Mitte Jahr von 0.2% auf 0.8% gestiegen. Dieser Anstieg basiert jedoch vor allem auf einem höheren Ölpreis und auf dem Einfluss des schwächeren Frankens. Da dies vorübergehende Inflationseffekte sind, muss die SNB keinen schnellen Anstieg der Inflationsrate in Richtung 2% und damit die Gefährdung der Preisstabilität befürchten. Im Devisenmarkt muss sie momentan auch nicht intervenieren, da der Franken sich ruhig verhält. Die Diskussion um ihre die Bilanzsumme hat dadurch an Brisanz eigebüsst und ist in den Hintergrund gerückt.

Trügerische Ruhe für die SNB
Gemessen am Zustand der Schweizer Wirtschaft sind die Zinsen in der Schweiz zu tief. Aus Angst vor Negativzinsen wird vorhandene Liquidität wild hin und her geschoben. Die Anleger gehen immer mehr und vor allem unberechenbarere Risiken ein, um notwendige oder erwünschte Renditeziele zu erreichen. Im Immobilienmarkt werden anerkannte Beurteilungsmassstäbe bezüglich betrieblich notwendigen Bruttorenditen über Bord geworfen. Je länger dieser Zustand andauert, desto grösser werden die Verzerrungen aufgrund der zu tiefen Zinsen und desto schmerzhafter wird irgendwann die unausweichliche Korrektur sein.

Stolpersteine für die SNB
Was macht sie, wenn die EZB auch 2019 die Zinsen nicht anheben will? Wartet sie dann weiter zu und nimmt in Kauf, dass die Inflation plötzlich doch stärker steigt? In ihrer eigenen Inflationsprognose nimmt der Inflationsdruck ab 2019 spürbar zu, wenn die Zinsen auf dem heutigen Stand verbleiben. Was macht die SNB, wenn die Energiepreise weiter steigen und die Inflationserwartungen anheizen? Der Franken hat seinen Nimbus des sicheren Hafens zudem nicht verloren. Das hat die starke Aufwertung des Frankens während des kurzen Falls des Dow Jones um 400 Punkte am Freitag vor einer Woche gezeigt. Die Eurozone hat ihre Schuldenprobleme und strukturellen Mängel nicht gelöst. Diese werden an den Finanzmärkten wieder zum Thema, wenn die Euphorie der Anleger der Angst vor Verlusten weicht.

Die SNB sollte die aktuelle Ruhe geniessen. Für sie ist es die Ruhe vor wieder deutlich stürmischeren Zeiten. (SGKB/mc/ps)

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